Er besaß das größte Raubdruck-Archiv der BRD Albrecht Götz von Olenhusen

Der Rechtsanwalt Albrecht Götz von Olenhusen ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 22. Oktober, kurz vor seinem 87. Geburtstag gestorben. Der Publizist und Fachautor für Urheber-, Medien- und Arbeitsrecht besaß das größte Raubdruck-Archiv der BRD und veröffentlichte zahlreiche Texte über Walter Benjamin, Otto Gross, Karl May u.v.a.

Barbara Kalender erinnert an ihren Freund und Berater auch ihres Mannes: 

Marzipan für Albrecht, so nannten Jörg Schröder und ich die Festschrift, die wir ihm zum 80. Geburtstag schenkten. Mit dieser Sonderausgabe bedankten wir uns für seine jahrelangen großzügigen Beratungen und Vertretungen. Nun ist der Freund von uns gegangen.

Albrecht Götz von Olenhusen (l.) und März-Verleger Jörg Schröder am 22. November 2017 (Foto: Barbara Kalender)

Im Laufe seiner langen Anwaltskarriere vertrat er viele Autoren, vom Dramatiker Friedrich Dürrenmatt bis zum Kabarettisten Gerhard Polt. Er stritt vor Gericht für den TV-Journalisten Franz Alt, den das Magazin ›Report‹ mit einem Moderationsverbot belegt hatte, vertrat erfolgreich die Krimiautorin Andrea Maria Schenkel (›Tannöd‹) gegen den Plagiatsvorwurf und sicherte so dem unabhängigen Nautilus Verlag einen Bestsellererfolg. Auch wir profitierten mehrfach von Albrechts forensischen Fähigkeiten zum Beispiel im Prozess gegen die VG Wort, mit dem wir vor dem OLG München erfolgreich waren.

Er verfasste mit Christa Gnirss das Standardwerk über Raubdrucke mit dem Titel ›Handbuch der Raubdrucke 2. Theorie und Klassenkampf‹, das 1973 erschien. Thomas Anz befragte ihn in ›Literaturkritik‹, dazu ein Zitat: »Albrecht Götz von Olenhusen: Die damalige ›Raubdruckbewegung‹, in ihren Anfängen Mitte der 1960er-Jahre bis in den 1970er-Jahre hinein, war eine aus meiner Sicht zum Teil legitime Reaktion auf das unübersehbare Defizit an bestimmten Werken der Sozialphilosophie, der Psychoanalyse, des Sozialismus, des Marxismus und diverser anderer Sparten. Dieses Defizit hatte verschiedene Ursachen: Der Nationalsozialismus und der Kalte Krieg hatten dazu geführt, dass die seit Mitte der 1960er-Jahren geführten Diskussionen bestimmte Werke wie die von Wilhelm Reich, Georg Lukács, von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno oder Walter Benjamin zumeist gar nicht oder nur mühsam und allenfalls in vergleichsweise teuren Exemplaren zur Verfügung hatten. So motivierten sich bestimmte klandestine Raubdruckunternehmungen wie die, bei denen etwa die ›Zeitschrift für Sozialforschung‹, das ›Grünberg-Archiv‹ oder viele lange Jahre vergriffene oder kaum einmal in Bibliotheken oder nur langwierig durch Fernleihen erhältliche Bücher in kleinen handwerklichen Auflagen und zu billigen Preisen angeboten wurden. Auf diese Weise entstand eine Art ›verlorene Bibliothek‹ (Walter Mehring), und sie war in diesen frühen Jahren selten einmal rein kommerziell motiviert oder jedenfalls nicht primär kommerziell. Sie war auf einen ganz bestimmten, ideologisch determinierten Bereich konzentriert: Kritische Theorie, Psychoanalyse, Sozialismus, Marxismus, kaum einmal Belletristik. Der Nachdruck des Buchmonsters ›Zettel’s Traum‹ von Arno Schmitt durch zwei Afficionados im Jahre 1970 war also eine absolute Ausnahme – ohnehin eher außerhalb des Zusammenhangs, der dann von den sogenannten Literaturproduzenten und dem Verband des linken Buchhandelns gebildet wurde.«
Das ganze Gespräch über Open Access, Google, Raubdrucke und das Urheberrecht findet man auf literaturkritik.de

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