Christian von Zittwitz, Angelika Siebrands und Julian Müller über die Hintergründe „Wir lieben den Buchhandel“ – eBuch führt BuchMarkt fort

„BuchMarkt und eBuch waren und sind auf ihre Weise schon immer Sprachrohre für den unabhängigen Buchhandel“: Julian Müller, Christian von Zittiwtz und Angelika Siebrands in Meerbusch

Das Wetter spielte mit, als Angelika Siebrands und Julian Müller von der eBuch sich im August mit dem BuchMarkt-Team trafen: Gründer Christian von Zittwitz hat seine Erfindung, die er 56 Jahre lang geleitet hat, nun zum 1. Oktober in neue Hände gegeben. Wie in Meerbusch üblich, wird zu besonderen Anlässen gegrillt und ordentlich gegessen. Ein optimistischer Auftakt für die künftige Zusammenarbeit, bei der im Team alles beim alten bleibt, aber bald manch neues Projekt angestoßen werden kann. Christian von Zittwitz, Angelika Siebrands und Julian Müller erläutern im Gespräch die Hintergründe.

Christian von Zittwitz: Auch wenn ich mich mit der Entscheidungsfindung schon einige Zeit beschäftigt habe, muss ich zugeben, dass es mir nicht leichtgefallen ist, mein Kind BuchMarkt in andere Hände zu übergeben.
Julian Müller: Was wir absolut nachvollziehen können! BuchMarkt ist nun wirklich dein Lebenswerk … klar, dass man das nicht leichtfertig aus der Hand gibt. Und schön ist ja auch, dass du uns als Herausgeber erhalten bleibst.
Angelika Siebrands: Genau deshalb haben wir uns ja auch gemeinsam viel Zeit genommen, um die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden.

CvZ: Ich bin froh, dass uns das gelungen ist. Mir war vor allem wichtig, die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter und den Standort Meerbusch langfristig zu sichern. Toll, dass das geklappt hat! Noch toller, dass ich dafür bei euch wenig Überzeugungsarbeit leisten musste …
A.S.: Für uns war von Anfang an klar, dass ein Engagement bei BuchMarkt bedeutet, dass wir unbedingt auch das Team mit an Bord haben müssen. Letztlich ist das genau die Qualität, für die BuchMarkt in der Branche bekannt ist und geliebt wird: eine lebensnahe Redaktion zum Anfassen, die für die Sorgen und Bedürfnisse – vor allem der unabhängigen Sortimenter*innen – immer ein Ohr hat.

CvZ: Mir ging es immer darum, dass ein Fachmagazin nicht langweilig sein muss. Deshalb habe ich BuchMarkt 1966 noch während meiner Verlagslehre gegründet. Ich konnte diesem Motto in den über fünf Jahrzehnten auch deshalb treu sein, weil ich immer Mitarbeiter hatte, die das verstanden und gelebt haben. Ich hoffe natürlich, das gilt für euch als meine Nachfolger auch …
J.M.: Unbedingt! Wobei uns wichtig ist, festzuhalten: Die eigentlichen Nachfolger*innen sind die BuchMarkt-Mitarbeiter*innen. Wir wollen ihnen dafür die entsprechenden Bedingungen schaffen und den Rücken freihalten.

Bereit für neue Projekte: Christian von Zittwitz, Angelika Siebrands, Julian Müller und Kirsten Peters beim Mittagessen in Meerbusch

CvZ: Vielleicht könnt ihr nochmal kurz schildern, was euch überhaupt „geritten hat“, BuchMarkt zum Teil der eBuch-Familie zu machen?
A.S.: BuchMarkt und eBuch waren und sind auf ihre Weise schon immer Sprachrohre für den unabhängigen Buchhandel. Aber Verlage und Buchhandlungen brauchen heute mehr denn je eine Stimme, die ihre Interessen vertritt. BuchMarkt ist – aus unserer Sicht – das einzige Branchenmagazin, das dieser Rolle gerecht werden kann. Deswegen wollen wir sicherstellen, dass diese Stimme stark und laut bleibt … das geht am besten im Verbund.
J.M.: Der Claim „Das Ideenmagazin für den Buchhandel“ hat uns schon immer fasziniert. BuchMarkt greift Themen auf, die für alle Branchenteilnehmer wichtig sind. Insofern sehen wir spannende Möglichkeiten, die im Zusammenspiel mit BuchMarkt entstehen, nämlich gemeinsam den dringenden Themen der Branche eine Bühne zu geben. Wir sehen es durchaus auch als unsere Aufgabe an, die gesellschaftliche Relevanz des Buchhandels flächendeckend deutlich zu machen und in den Köpfen zu verankern.

CvZ: Wie wollt ihr das erreichen?
A.S.: Indem wir alle Buchbegeisterten – ob Buchhandlungen, Verlage, Autor*innen, Dienstleister*innen, Leser*innen und auch völlig Branchenfremde – ja, eigentlich alle, die im Buch mehr als ein Konsumgut sehen, zusammenbringen. Das verbindet BuchMarkt und die eBuch in ihrer Motivation.
J.M.: Für uns steht auch das Thema Aus- und Fortbildung der Buchhändler*innen – sowie deren Vernetzung untereinander – ganz oben auf der Agenda. Da sind dank der gemeinsamen Reichweite und Strahlkraft von BuchMarkt und eBuch ganz andere Projekte vorstellbar, als wenn wir sie alleine stemmen würden.

Starke Stimme für den Buchhandel: Das Team, bestehend aus Kirsten Peters, Katharina Sprenger, Sascha Holst, Jörn Meyer, Barbara Meixner, Susanna Wengeler (hintere Reihe v.l.), Britta Meyer, Julian Müller, Angelika Siebrands und Christian von Zittwitz (vordere Reihe v.l.). Es fehlt Franziska Altepost, die an diesem Tag im Urlaub war

CvZ: Wie hat euer Team die Nachricht aufgenommen?
A.S.: Unser Team in Heidelberg freut sich auf die neuen Kolleginnen und Kollegen und die gemeinsamen Aufgaben, die vor uns stehen. Die Leidenschaft für das Buch treibt nicht nur uns beide an, sondern auch unsere Kolleg*innen in Heidelberg. Und mit dieser Leidenschaft stehen sie hinter dieser Entscheidung und freuen sich auf die Herausforderung.

CvZ: Diese Leidenschaft braucht es auch: Rein rational lässt sich das, was wir so tun, nicht immer begründen …
J.M.: Insofern sind wir ohnehin schon ganz nah beieinander. Das haben wir auch deutlich gespürt, als wir uns dem BuchMarkt-Team persönlich und vor Ort vorgestellt haben: Die Wellenlänge hat gleich gestimmt! Wir haben sofort viele Gemeinsamkeiten entdeckt.

CvZ: Was viele nicht wissen: BuchMarkt und eBuch haben ja bereits so etwas wie eine gemeinsame Historie …
J.M.: Eben. Seit der Gründung vor über 20 Jahren hat BuchMarkt immer objektiv über die eBuch berichtet. Ich bin überzeugt, dass viele Entwicklungsschritte der eBuch ohne BuchMarkt nicht – oder zumindest nicht so schnell – passiert wären. Es gibt also eine langjährige freundschaftliche Verbundenheit, die für uns auch ausschlaggebend war, dieses Projekt voran-
zutreiben.

CvZ: Wonach mich meine Mitarbeiter als erstes gefragt haben: Wie unabhängig ist BuchMarkt künftig?
A.S.: Die Antwort darauf ist klar und eindeutig: absolut unabhängig! BuchMarkt soll nicht zum eBuch-Hausmagazin werden. Damit wäre niemandem geholfen. Wie gesagt, der Buchhandel braucht eine starke Stimme, die auch Gehör findet. Und dazu bedarf es einer stabilen Organisation im Hintergrund, die der Redaktion den Rücken freihält. Das kann die eBuch leisten.
J.M.: Du hast während unserer Gespräche mal sehr schön gesagt: BuchMarkt ist immer abhängig gewesen und zwar von spannenden Geschichten! Das sollte das Leitmotiv sein und dafür wird die Redaktion wie bisher frei und objektiv arbeiten. Daran wird sich nichts ändern. Im Gegenteil: Den vielen Buchhändler*innen und Verleger*innen sowie Autor*innen eine Bühne zu geben, diese vielen wunderbaren Geschichten zu finden und darüber zu
schreiben, ist und bleibt die wichtigste Aufgabe der BuchMarkt-Redaktion.
A.S.: Wir lieben den Buchhandel einfach – und wir wollen, gemeinsam mit BuchMarkt, den Buchhandel da draußen durch Ideen und Inhalte noch mehr entzünden.

CvZ: Was sind die nächsten Schritte?
A.S.: Die ersten gemeinsamen Treffen in Meerbusch sind bereits in Planung. Und besonders freuen wir uns auf die Frankfurter Buchmesse: Gefühlt die ganze Branche hat den traditionellen BuchMarkt-Altbier-Auftakt am Messe-Dienstag in den vergangen Jahren vermisst. In diesem Jahr findet er wieder statt und das werden wir gemeinsam feiern!

Kommentare (8)
  1. Welche Koinzidenz der Begegnungen! Da liest man so nebenbei von Meerbusch, dem sympathischen Städtchen mit seiner Partnerschaft zu FOUESNANT Finistere-Sud, Bretagne, wo meine Frau mit mir die Verwandtschaft besucht (Familienfeier etc) und ich die Gelegenheit hatte, einige Veranstaltungen zu PROUST EN FOUESNANT zu besuchen, ist da was auch zum BUCH MARKT „rübergeschwappt“ Ihnen Alles Gute weiterhin, bonne Chance et bon Courage!!! Hans-Peter Mieslinger ehemals BUCHFINK CELLE

  2. Lieber Herr von Zittwitz,
    meine aufrichtige Gratulation zu Ihrer bewundernswerten Entscheidung! Ich gehöre vermutlich zu den wenigen Autoren und Verlegern, die ein halbes Jahrhundert von Ihrer ebenso professionellen wie unterhaltsamen Funktion als kritischer Influencer des Büchermarktes profitieren durften. Sie haben wie kaum ein anderer die Buchhandels- und Verlagsbranche hierzulande geprägt und sind als einer ihrer profiliertesten Steuerleute bis heute – und hoffentlich noch viele Jahre – ein hochgeschätzter Beobachter der künftig womöglich noch turbulenteren Entwicklung des Literaturbetriebs. Ich wünsche Ihnen jedenfalls von Herzen, dass Sie angesichts der sich abzeichnenden Verwerfungen in unserer Branche Ihre beneidenswerte Eigenschaft als einer der sensibelsten Seismographen zum Wohle aller noch viele Jahre zum Einsatz bringen können. – Herzlichst Ihr Kurt G. Blüchel.

  3. Lieber CvZ, liebes BuchMarktteam,
    mit großer Freude habe ich diese sehr, sehr gute Nachricht aufgenommen!
    Wie richtungsweisend: Der Lotse geht nicht von Bord, sondern
    flaggt seine Erfindung um auf die beste aller denkbaren Reedereien.
    Das verspricht für Boot, Besatzung und BuchMarktleserInnen das Beste!
    Seit mehr als einem halben Jahrzehnt sind wir auf einem Kurs.
    Wie gut, zu wissen, dass auch künftig genug Wasser unterm Kiel ist.
    Wie ermutigend, hoffen zu dürfen, dass die Branche weiterhin
    BuchMarkt buchen wird!
    Aus vielen Geprächen mit Leserinnen und Lesern meiner Kolumne
    weiß ich, wie unverzichtbar BuchMarkt für die Branche ist.
    Lieber CvZ, Sie können stolz auf Ihre brillate Idee sein!
    In vielfacher Hinsicht!
    Liebes Team, Ihnen alle guten Wünsche, herzlich
    Ihr
    Helmut Benze

  4. Liebe Freunde,

    ich bin dankbar, dass mein Entschluss verstanden wird -und dazu gerührt und überwältigt von so vielen und bisher nur positiven Reaktionen. Komme derzeit kaum vom Telefon weg und auch nicht vom Handy – habe zwischen den Telefonaten kaum Zeit, die vielen Glückwünsche zu lesen, die mich darüber per Mail, WhatsApp, Messenger, SMS etc erreichen. Bin jetzt aber erstmal 14 Tage (mit Tochter und Enkeltochter) weg und lasse alles erst mal sacken —- und melde mich bei jedem einzeln.

    Euer/Ihr Christian von Zittwitz

  5. Hallo, lieber Christian, Du hast ganz entscheidend mit dem von Dir ins Leben gerufenen „BuchMarkt“ die Buchhändler- und Verlagsbranche“ geprägt. Dabei hast Du vor allem auch die Belange der Ost-Verleger/innen-und Buchhändler/innen stets berücksichtigt.
    Es ist gut, wenn es auch sicher schwer fällt, nach den vielen Jahren, sich von seinem „Lieblingskind“ zu verabschieden und die Verantwortung in junge innovative Hände zu geben.
    Wünsche Dir weiterhin viel Freude in Deiner beratenden und herausgebenden Funktion und vor allem gesundheitlich alles Gute.

    Liebe Grüße von
    Margot Krempien

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