Seit Nikolaustag fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2024 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet Mathias Voigt, Geschäftsführer Literaturtest + Veranstalter future!publish, unseren „anderen“ Fragebogen:
Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?
Vorne mit dabei war unser Agenturausflug in den Spreewald. Wir arbeiten mittlerweile so dezentral, dass wir uns nur noch unregelmäßig alle im Büro zusammenfinden. Und für den Kahnausflug bei schönstem Wetter kamen dann auch die Kolleg*innen, die gar nicht in Berlin, wo Literaturtest seinen Sitz hat, leben.
Worüber haben Sie sich 2023 am meisten geärgert?
Ich ärgere mich eigentlich jedes Jahr wieder neu darüber, dass die Buchbranche oft zu negativ über sich selbst reflektiert. Das hat unsere Branche vielleicht nicht exklusiv. Aber ich wünschte mir etwas mehr Selbstbewusstsein, zu dem wir meines Erachtens viel Berechtigung haben. Aktuell könnten wir es zum Beispiel gut gebrauchen, um mehr und erfolgreicher Nachwuchskräfte für uns zu gewinnen.
Was war 2023 Ihr schönster Erfolg?
Immer sehr beglückend ist, wenn wir unseren Buchbranchenkongress future!publish durchgeführt haben. Da gibt es hinter den Kulissen so viele Vorarbeiten. Und wenn wir dann gespiegelt bekommen, dass diese Anstrengungen zu einem guten Ergebnis führen – also einem optimal organisierten und interessanten Kongress –, dann ist die Freude riesengroß.
Und Ihr traurigster Misserfolg war?
Als guter Dienstleister ist mir dieses Wort natürlich gänzlich unbekannt (ein Scherz!). Ich rette mich mal ins Private: Schon einige Jahre spiele ich Tischtennis in einem Verein. Und langsam kommen mir Zweifel, ob steigende Erfahrung irgendwann noch zu höherer Qualität des Spiels führt.
Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?
Da wir ja in erster Linie für Buchverlage arbeiten, möchte ich hier keinen herausgreifen. Und bei den Buchhandlungen ist mir gerade in diesem Jahr noch einmal klar geworden, was Buchhandlungen „aller Art“ eigentlich eint: Das ist die Leidenschaft derjenigen, die dort Bücher verkaufen. Diese Leidenschaft finde ich zum Beispiel bei „Dante Connection“ in Berlin, aber auch bei Hugendubel in Cottbus, wo ich immer mal wieder bin. Und ich liebe es – gerade in der Weihnachtszeit –, bei Dussmann zu stöbern, am liebsten spätabends.
Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?
Ich habe es schon angesprochen: Lesen möchte ich eigentlich nicht mehr, wenn wir uns als Branche wieder einmal zu klein machen. Selbstkritik ist gut und wichtig. Wir brauchen aber auch positive Nachrichten.
Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?
Das wären die oben genannten optimistischen News. Dazu können wir hoffentlich gleich Anfang Februar auch wieder mit der future!publish beitragen, die gewissermaßen eine Leistungsschau der Branche ist – mit immer tollen Referent*innen und Themen, die unsere Besucher*innen hoffentlich wieder inspirieren.
Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?
Zu denken, es ginge immer noch mehr und mehr – auch wenn der Arbeitstag definitiv schon an sein Ende gekommen ist.
Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?
Das wäre wohl deckungsgleich mit der Antwort auf die vorherige Frage …
Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?
Brigitte Reimann wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Passend dazu ist eine umfangreiche Biografie von Carsten Gansel erschienen, „Ich bin so gierig nach Leben“. Für Fans von „Franziska Linkerhand“ ist das Buch ein Muss. Alle anderen bekommen ein interessantes Zeitbild und die Möglichkeit, eine faszinierende Autorin kennenzulernen.
Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?
Aus der beruflichen Perspektive weiß ich das nicht. Unser Kerngeschäft ist ja die Presse- und Medienarbeit für Bücher. Basis dafür sind die Kenntnis der Medienlandschaft und gute Kontakte. Aber oft ist es dann eben doch überraschend, welches Buch von Journalist*innen oder Blogger*innen besonders gut aufgenommen wird. Es bleibt also spannend!
Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?
Ich möchte anders antworten und an jemand erinnern, der die Fragen leider nicht mehr beantworten kann. 2023 ist das Todesjahr von Christian von Zittwitz. Seine Ideen für die Branche, die Neugier auf Themen und die Hochgeschwindigkeit bei der publizistischen Umsetzung dieser Themen fehlen …
Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie eigentlich gern beantwortet?
Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr freuen Sie sich, dass die future!publish 2024 endlich wieder als Präsenzveranstaltung stattfindet?
Hier können Sie die auch beantworten:
12, mindestens.
Gestern antwortete Marietta Thien, morgen fragen wir Bettina Deininger