Bestsellerautorin Elma van Vliet über ihre "Erzähl mal"-Reihe (Droemer Knaur/Elma van Vliet) „Ich ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die Welt verändern können“

Elma van Vliet hat fünfzehn Jahre lang nur Fragen an ihre LeserInnen gestellt. Jetzt erzählt sie erstmals von sich.

Allein in Deutschland  sind in den letzen fünfzehn Jahren 3,5 Millionen Bücher und Quizspiele von Elma van Vliet verkauft worden; mit ihren „Erzähl mal!“ Büchern ist sie längst  zu einer internationalen Marke geworden. Jetzt erzählt die Erfolgsautorin in „Elma, erzähl mal…“ erstmals von sich. Und das war Anlass fur unser heutiges Autorengespräch: 

Wie entstand eigentlich damals die Idee für Mama, erzähl mal! ?

Elma van Vliet: Das war  2004, als ich erfuhr, dass meine Mutter unheilbar krank war, wurde mir klar, wie wenig ich über sie wusste Und mir wurde auch klar, dass ich ihr niemals wirklich gesagt hatte, wie wichtig sie für mich ist. Aus diesem persönlichen Bedürfnis heraus entstand die Idee für „Mama, erzähl mal!“.

Das ist jetzt fünfzehn Jahre her. Ein Buch, das nur Fragen stellte und keine Geschichte erzählte, war damals neu.

Ja, aber als meine Mutter zu schreiben begann, erzählte sie dafür ihre  Geschichte. Auf einer tieferen Ebene passierte aber etwas noch Spannenderes: Wir lernten uns das erste Mal als erwachsene Frauen kennen, nicht als Mutter und Tochter. Durch diese Erfahrung erkannte ich, dass es im Leben nicht darum geht, was man hat, sondern um die Verbundenheit mit anderen Menschen und um die Erinnerungen, die man mit ihnen teilt. Diese Erkenntnis ging so tief, dass ich mich dazu entschied, meinen Job an den Nagel zu hängen und meinem Herzen zu folgen: Ich wollte Bücher und Spiele konzipieren, die dabei helfen, Erinnerungen zu schaffen, zu teilen und zu bewahren.

„Ein Buch fehlte aber noch in der Reihe: Das Buch über die Verbindung mit sich selbst. Die Fähigkeit, uns mit anderen zu verbinden, beginnt in der Verbindung mit uns selbst.“ (Mehr zum Buch durch Klick auf Cover)

Mit den Folgebänden Oma …, „Papa …, „Opa, erzähl mal! sind Sie international zur Marke geworden. Erstmals erzählen Sie in Elma, erzähl mal …  von sich.

In den letzten 15 Jahren habe ich viele Produkte konzipiert, die Menschen miteinander ins Gespräch bringen und so Nähe und Verbundenheit schaffen. Die Geschichten, die mir über meine Bücher zurückgespielt wurden, sind wunderbar, weil sie zeigen, wie kraftvoll und wertvoll die Verbindung zwischen verschiedenen Generationen ist. Ein Buch fehlte aber noch in der Reihe: Das Buch über die Verbindung mit sich selbst.

Was muss ein Buchhändler über Ihr neues Buch wissen?

Als meine Mutter vor drei Jahren starb, war ich bewegt von der Unterstützung, die ich aus der ganzen Welt erfuhr, und von den Anfragen nach mehr von meinen Geschichten. Trotzdem ging das Leben weiter. Mit der Zeit haben sich die Dinge aber verändert. Ich habe mich verändert. Und ich machte einfach weiter wie bisher. Schritt für Schritt verlor ich die Verbindung zu mir selbst. Deshalb habe ich, genau wie vor 15 Jahren, nach einer Verbindung gesucht, diesmal nicht mit anderen, sondern zu mir selbst. In „Elma, erzähl mal …“ nehme ich die Leser mit auf meine innere Suche. Anhand von zwölf Geschichten aus meinem Leben möchte ich ihnen zeigen, wie wichtig Verbindung ist. In der Zeit, in der ich das Buch schrieb, wurde mir nämlich bewusst: Die Fähigkeit, uns mit anderen zu verbinden, beginnt in der Verbindung mit uns selbst.

Ihr Buch ist anders gestaltet als die anderen Titel der Reihe …

… weil wir leben in herausfordernden Zeiten leben. Um mich herum sehe ich mehr und mehr Anzeichen dafür, dass sich die Welt grundlegend verändert. Die Menschen erkennen, dass „mehr“, „größer“ und „besser“ keine Garantie für Glück ist. Weniger ist manchmal mehr. Mir fällt auf, dass die Menschen auf der Suche nach Verbindung und Authentizität sind. Indem ich meine persönliche Geschichte teile, möchte ich andere inspirieren, sich ebenfalls auf die Suche nach ihrer eigenen Geschichte zu machen und so sich selbst näher zu kommen.

Elma, erzähl mal … ist aber kein Selbsthilfebuch?

Nein, es ist kein Selbsthilfebuch; und auch keine Autobiografie, dafür bin ich viel zu jung. Ich nehme die Leser mit auf eine Reise – nicht in ein anderes Land, sondern auf die Reise zu mir selbst. Ich bin vor 15 Jahren meinem Herzen gefolgt und habe ein Buch geschrieben, das es damals noch nicht gab. Und das tue ich jetzt wieder. Es ist ein Buch, von dem ich hoffe, dass es zur Selbstreflexion anregt und die Leser inspiriert, sich selbst Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu verstehen und ihre eigene Geschichte zu schreiben. Meine Botschaft ist ganz einfach, dass es den Lesern und der Welt um sie herum besser geht, wenn sie sich selbst lieben und gut auf sich aufpassen. Und ich hoffe, dass die Tagebücher, die ebenfalls im Herbst erscheinen, mit vielen ganz persönlichen Geschichten gefüllt werden.

Welche Zielgruppe sehen Sie für Elma, erzähl mal …?

Das Buch passt perfekt in den aktuellen Zeitgeist. Die Menschen sind auf der Suche nach mehr Tiefe und Bedeutung, nach Geschichten, in denen es darum geht, den eigenen Weg zu finden. Es ist ein Trend, der in der heutigen Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Einen Aspekt der „Erzähl mal!“-Reihe habe ich außerdem beibehalten: Ich stelle den Lesern offene Fragen. Ich möchte ihnen nicht sagen, was sie tun sollen, sondern sie zum Nachdenken darüber bringen, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist.

Wen stellen Sie sich als idealen Leser dafür vor?

Ich glaube, dass vor allem Frauen zwischen 25 und 60 Jahren auf der Suche nach dem persönlichen Glück sind. Ich würde sie gerne dazu inspirieren, sich mir anzuschließen, die alte Tradition des Geschichtenerzählens wieder aufleben zu lassen. Denn ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die Welt verändern können.

Als letzte Frage:  Was bedeutet Glück für Sie persönlich?

In den letzten Jahren habe ich erkannt, wie kostbar die Zeit ist, die wir haben. Ich wähle sehr bewusst aus, wofür ich meine Zeit einsetze. Glück ist für mich etwas, von dem ich glaube, dass es immer da sein kann. Es sind schöne Augenblicke, für die man offen sein muss: eine Umarmung von meinem Sohn, mit den Menschen zusammen zu sein, die mir viel bedeuten, eine schöne E-Mail von einem Fan, aber auch gut für mich selbst zu sorgen und mit viel Liebe an neuen Ideen und Büchern zu arbeiten.

Die Fragen stellte Franziska Altepost

 

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