Im Literaturhaus Berlin wurde Mely Kiyak gestern Abend für ihr Buch Frausein (Hanser) mit dem mit 10.000 Euro dotierten BücherFrauen Literaturpreis ausgezeichnet. Die hybride Veranstaltung fand zum Auftakt der digitalen Jahrestagung der BücherFrauen statt.
Die BücherFrauen Barbara Weidle und Kirsten Gleinig begrüßten die Gäste und stellten die Auszeichnung vor, die künftig alle zwei Jahre an Autorinnen vergeben werden soll, „die mit ihrem Schreiben zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung von Frauen und Mädchen beitragen“. Die damit verbundene Statuette „Christine“ ist benannt nach der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Christine de Pizan, deren bekanntestes Werk das 1405 erschienene Buch von der Stadt der Frauen ist. Die Bildhauerin Kassandra Becker aus Karlsruhe hat die Statuette gestaltet.
AvivA-Verlegerin Britta Jürgs, die neben Susanne Martin und Nicole Seifert der Jury angehört, lobte in ihrer Laudatio Mely Kiyaks Texte als „so klug wie unbequem und nie langweilig“. Die Autorin, die im September für Frausein auch mit dem Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik ausgezeichnet wurde, sei als Schriftstellerin, als Intellektuelle und als politische Kolumnistin im wahrsten Sinne des Wortes eigenständig. Dafür bekomme sie viel Beifall, erfahre aber immer auch wieder großen Widerstand. In Frausein erzähle sie vom Weg der Gastarbeitertochter zur Schriftstellerin, vom Erzählen, das zur Schreibkunst wird. Und natürlich gehe es auch darum, wie die Ich-Erzählerin sich als Frau sieht, was das Frausein für sie bedeutet. „Das Buch wirkt nach, es ist eindringlich und intensiv, es bewegt nicht nur bei der ersten Lektüre, sondern auch beim wiederholten Lesen“, so Britta Jürgs. „Das Buch macht Mut, den eigenen Weg zu gehen, eigenständig und unabhängig.“
In ihrer Dankesrede stellte Mely Kiyak ebenso klug wie humorvoll ihre Erzählkunst unter Beweis. Ihr Fazit: „Bei sich zu bleiben ist das Mutigste, was man sich selbst antun kann.“ Die Rede ist leicht gekürzt in der Berliner Zeitung nachzulesen.
ml