Dr. Helmut Dähne wird heute 65 Jahre alt.
Als Helmut Dähne am 2. Juli 1984 das Reinbeker Verlagshaus Rowohlt betrat, um die naturgemäß nicht einfache Aufgabe des kaufmännischen Geschäftsführers eines großen literarischen und zugleich traditionsreichen Verlags zu übernehmen, präsentierte sich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine elegante Erscheinung, „schön und gepflegt, ersichtlich im Bestreben, seine Erscheinung auf vornehme Art zu nivellieren“( Leonardo da Vinci).
Dass der in Stettin geborene, in Hamburg aufgewachsene Helmut Dähne nach einer Fotografenlehre und absolviertem Studium an der Hamburger Universität nicht einen Lehrstuhl für Marketing anstrebte – diese Möglichkeit hätte bestanden – und auch nicht Vorstandsvorsitzender einer Bank oder eines Zeitungsverlags werden wollte, sagt bereits viel über ihn aus, denn in seinem Lebensentwurf ging es auch immer um dieses: Schönheit in die Welt zu bringen und aufzuklären. So ist es am Ende kein Zufall, zudem ein Glücksfall für den Verlag, dass er nach Stationen beim Axel Springer Verlag, beim „Münchner Merkur“ und bei Ringier zur Verlegerei und zu Rowohlt kam und blieb – bis heute.
Als Verlagskaufmann der Beste, den man sich denken kann, einer, der sein Metier perfekt beherrscht, der – ganz und gar ungewöhnlich – in der Beschäftigung mit den Details die Voraussetzung für das andere, für die großen Entwicklungslinien, die Strategie, sieht. Jemand, der mit kühler Logik Pläne erarbeitet, sich nicht mit dem Erfolg begnügt, um die Früchte der Arbeit faulen zu lassen, jeden Schritt nur als Stufe zu weiteren Erfolgen wertet, alles Erreichte scharf kontrolliert, ausbaut, um alles noch viel besser zu machen.
Schon deswegen von den Gesellschaftern in Stuttgart hochgeschätzt, hat Helmut Dähne darüber hinaus seine Erfahrung und sein Können der Branche in reichem Maße zur Verfügung gestellt: dem norddeutschen Landesverband, zuletzt als dessen Vorsitzender, dem Börsenverein in verschiedenen Gremien. Aus Verantwortung für unsere Branche, deren tradierte Reaktionsmuster auf allfällige Probleme – Phlegma oder Hysterie – ihm in komplexen Sachfragen mitunter unangemessen und nicht ausreichend erscheinen. Dies hört man nicht überall gerne, aber Helmut Dähne sagt: „Ich bin nicht streitsüchtig, aber ich habe meine Überzeugungen“.
Und zu einer seiner wichtigsten Überzeugungen gehört, dass unsere Branche die Preisbindung lebensnotwendig braucht. Für den Erhalt der Preisbindung ist er von seinem ersten Rowohlt-Tag an bis heute kompromisslos eingetreten.
Dass Helmut Dähne seine Berufung ausgerechnet in der Buchbranche gefunden hat, dürfte tief in seinem Wesen begründet liegen: in der Lust, sich mit bisweilen skurrilen, immer aber von ihrer Arbeit besessenen und zugleich liebenswerten Menschen zu umgeben, die – genau wie er selbst – ihre Dienste der wunderbaren Sache des Büchermachens zur Verfügung stellen, um Befriedigung darüber zu empfinden. Befriedigung deshalb, weil überall in der Welt der Kommerz regiert und somit auch in Verlagen, er dort aber nicht unbesiegbar ist.
Dies muss der Grund sein, warum Dr. Michael Naumann, ihn als „lebenden Widerspruch gegen viele Vorurteile“ charakterisiert, nicht etwa als „beancounter“ .
Für den Verleger Alexander Fest ist er nicht nur mahnendes Gewissen, wenn verlegerischer Überschwang die Grenzen kaufmännischer Vernunft erreicht und zu überschreiten droht. Helmut Dähne ist ihm auch wichtiger Gesprächspartner bei der Einschätzung neuer Autoren, von denen die amerikanischen ihm die liebsten sind. Deren Bücher kennt er weit überwiegend.
Und so kommt es nicht selten vor, dass auch der Kaufmann die Sprache des Verlegers spricht, das folgende Zitat stammt von Helmut Dähne: „Ein überraschend durchgesetzter Titel, ein preisgekrönter Autor, dankbare Buchhändler, ein anerkennendes Feuilleton und glückliche Leser geben die Gewissheit, dass Verlegerei jenseits der Ökonomie eine besonders befriedigende Tätigkeit bleibt.“
Dass Helmut Dähne den Verlag in der Öffentlichkeit hervorragend repräsentiert,
versteht sich, hervorzuheben ist eine der sympathischsten Eigenschaften, die man sich denken kann: die Fähigkeit, sich selbst nicht allzu ernst und allzu wichtig zu nehmen, sich selbst parodieren zu können. Das vielleicht Wichtigste aber zum Schluss:
Helmut Dähne verfügt über die undeutscheste aller Tugenden, die Tugend
der Zivilcourage, die nicht nach Zeitströmung und Opportunität, nicht nach Vorteil, Karriere und persönlicher Bequemlichkeit fragt – allein dafür wäre er zu rühmen!
Wir gratulieren Helmut Dähne zu seinem 65. Geburtstag, der nicht sein letzter
bei Rowohlt ist: wenn der großartige Reinbeker Verlag seinen 100. Geburtstag begeht, im Frühjahr 2008 in Leipzig, dann werden wir Dr. Helmut Dähne noch einmal feiern, der in diesem Verlag seine Berufung gefunden hat und dem der Verlag so unendlich viel verdankt.
Wer aber gleich gratulieren möchte, greife jetzt zum Telefonhörer:
040 – 7272 – 212
Lutz Kettmann
Mailkontakt über: martina.kabus@rowohlt.de
Möchten auch Sie jemandem aus Ihrer Buchhandlung/Ihrem Verlag zum „Runden Geburtstag“ gratulieren? Dann mailen Sie uns einen kleinen Text und ein Foto des Jubilars/der Jubilarin: redaktion@buchmarkt.de, Stichwort: Runde Geburtstage