Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Für Winnetou-Romantik ist hier kein Platz“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • Gegen die deutsche Nabelschau: Weltpolitische Voraussetzungen für die Wiedervereinigung Deutschlands.
    Auch dreißig Jahre nach der Wiederherstellung der deutschen Einheit dominiert in der deutschen Öffentlichkeit eine national introvertierte Betrachtung dieses Großereignisses. Der anzuzeigende Sammelband, der aus einer internationalen Tagung hervorgegangen ist, richtet den Fokus auf die bisher vernachlässigte internationale Dimension des Einigungsprozesses und liefert differenzierte Erkenntnisse.“
    T. Geiger, J. Lillteicher, H. Wentker: Zwei plus Vier. Die internationale Gründungsgeschichte der Berliner Republik, de Gruyter Oldenbourg
  • Entspannt euch in Europa! Klaus von Dohnanyi sucht mit einer Streitschrift die sicherheitspolitische Debatte in Deutschland.
    Am Anfang steht Gottfried Benn bei Klaus von Dohnanyi. Am Anfang steht bei ihm die Inventur der Gegenwart. Es geht um eine Gegenwart, für die weder Deutschland noch Europa angemessen gerüstet sind – im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht um eine Gegenwart, in der weder Deutschland noch Europa machtpolitisch mithalten können mit den Vereinigten Staaten, Russland oder China.“
    Klaus von Dohnanyi: Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche, Siedler
  • In der desolaten Komfortzone: Im Jahr 1908 führte Henry Ford in den Vereinigten Staaten sein legendäres Model T ein. Damit änderten sich nicht nur die Möglichkeiten der Mobilität, sondern auch die Infrastruktur und Ästhetik der Städte. Viele Orte wurden dem Auto so vollkommen angepasst, dass man in den Vierziger- und Fünfzigerjahren in zahlreiche Gebäude direkt hineinfahren konnte, darunter Kinos, Diners und Banken. … Die Nebenwirkungen: 1925 gingen rund sechzig Prozent aller Todesfälle in Städten mit mehr als 25 000 Einwohnern auf das Konto von Kraftfahrzeugen. Ein Drittel dieser Toten waren Kinder.“

    Daniel Kaven: Architecture of Normal: The Colonisation of the American Landscape, Birkhäuser

  • „Man kann nicht immer wissen, was man gemessen hat: Anke te Heesen blickt Thomas S. Kuhn bei dem Versuch über die Schulter, den Veteranen der Quantenphysik Erinnerungen an ihre Revolution zu entlocken.“
    Anke te Heesen: Revolutionäre im Interview. Thomas Kuhn, Quantenphysik und Oral History, Klaus Wagenbach
  • Rom, zum Sterben schön: Gianfranco Calligarich, der 1947 (nach anderen Angaben: 1939) in Asmara in Eritrea geboren wurde und in Mailand aufgewachsen ist, hat in Rom als Journalist und Drehbuchautor gearbeitet, bis er 1994 ein Off-Theater gründete. Dass sein Debütroman, der, von Natalia Ginzburg gefördert, nach der erfolgreichen Erstauflage in der Versenkung verschwand und danach zweimal, 2010 und 2018, neu herauskam, nun in zwanzig Sprachen übersetzt wird, dürfte auch mit Paolo Sorrentinos Film „La grande bellezza“ zu tun haben. Nach fast fünfzig Jahren auf Deutsch.“

    Gianfranco Calligarich, aus dem Italienischen von Karin Krieger: Der letzte Sommer in der Stadt, Zsolnay

 

  • „Die Erde gehörte ihnen“: Über den Krieger Geronimo, einer der berühmtesten Ureinwohner, und doch ein wenig aufgearbeitetes Stück Geschichte der USA.
    „Für Winnetou-Romantik ist hier kein Platz, über die Apacheria pfeift das Lied vom Tod … Wenn der Ich-erzählende Autor aus Mexiko die heutige Erinnerungskultur der USA beschreibt, dann ist das so brutal wie komisch.“
    Álvaro Enrigue, aus dem Spanischen von Carsten Regling: Jetzt ergebe ich mich und das ist alles, Blessing

Frankfurter Rundschau

„Wer in Russland nicht zum Widerständler wird, hat keine Lust zu widerstehen“: Er hat Kiew verlassen, die Arbeit an seinem Roman eingestellt und schreibt nur noch über den Krieg. Voller Wut, denn seinen Humor hat er verloren.“
Bascha Mika im Gespräch mit dem ukrainischen Schriftsteller Andrej Kurkow

  • Sterben als letzte Möglichkeit der Freiheit: Imre Kertész kämpft im Arbeitstagebuch zum „Roman eines Schicksallosen“ mit den Grenzen des Schreibens.
    Als 14-Jähriger in Auschwitz und Buchenwald. Imre Kertész wusste und konnte nie vergessen, dass alles, was darüber erzählt werden kann, eine Beschwichtigung darstellt. Das Konzentrationslager am Ende der Kindheit zu überleben, ist das eine, darüber zu schreiben, das andere. Kertész schrieb unerbittlich an seiner Zeugenschaft veruntreuter Menschlichkeit, mit der er nicht fertigwerden konnte. Unendlich blieb diese Aufgabe für ihn, dem Jungen aus Budapest, den erst der ‚Holocaust zum Juden gemacht‘ hat.“

    Imre Kertèsz: Heimweh nach dem Tod. Arbeitstagebuch zur Entstehung des „Romans eines Schicksallosen“. Hrsg. und aus dem Ungarischen übertragen von Ingrid Krüger und Pál Kelemen, Rowohlt

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