Veranstaltungen Zwischen Tomatenranken und Bienenstöcken: Rückblick auf die sommerliche Gartenblütenlese in Göttingen

Nataša Kramberger und Kenah Cusanit im Gespräch (Foto: Carlotta Verweyen)

Das gute Wetter zieht nach draußen und ermöglicht Lesungen im Freien. Ein schönes Beispiel ist Outdoor-„Gartenblütenlesung“, zu der das Literarische Zentrum Göttingen am 5. Juni einlud.

Im Gemeinschaftsgarten Geismar, der von Menscen mit und ohne Fluchterfahrung bepflanzt wird, lasen die slowenische Autorin und Öko-Landwirtin Nataša Kramberger und die deutsche Ethnologin und Autorin Kenah Cusanit unter freiem Himmel.

Kramberger betreibt im Sommer einen kleinen biodynamischen Bauernhof in der Nähe von Maribor, im Winter schreibt sie Bücher und Essays über die Herausforderungen ländlichen Lebens (»Verfluchte Misteln«, 2021 und »Mauerpfeffer«, 2023, beide Verbrecher Verlag). Cusanit erhielt 2024 mit ihrem preisgekrönten Essay »Senatore Capelli« (Matthes & Seitz 2025) den Deutschen Preis für Nature Writing.

Für die musikalische Verwurzelung des Abends sorgten der rumänische Violinist Justin Ciuche und der österreichische Cellist Jann Michael Engel.

Noch kurz vor Lesungsbeginn tropfte Regen durchs Blätterdach, doch die beiden Autorinnen ließen sich davon nicht beirren. Mit eindrucksvoller sprachlicher Präzision bewiesen beide Autorinnen ihr Talent, die unberechenbare Logik der Natur in Literatur zu übersetzen.

In »Verfluchte Misteln« und »Mauerpfeffer« erzählt Kramberger von ihrer Verzweiflung und Überforderung, die sie nach der Übernahme eines Bauernhofs in ihrer Heimat Slowenien spürte. Ihre Erfahrungen mit dem Landleben und den Herausforderungen des Klimawandels zeigten ihr: Landwirtschaft ist auch Kommunikationswissenschaft – nur mit aufmerksamem Zuhören kann die Beziehung zur Umwelt gepflegt werden.

Einen ersten Einblick in ihren Essay »Senatore Cappelli« (Matthes&Seitz 2025) gewährte Cusanit an dem Abend, in dem sie mit poetischer Wissenschaftlichkeit die menschlichen Darmzotten mit der Zellstruktur von Weizensorten vergleicht. Sie leistet damit einen Beitrag, um auf die Verwobenheit von Körper und Natur auf mikrobiologischer Ebene aufmerksam zu machen.

Beide Autorinnen haben es sich zu Herzen genommen haben, den Klimawandel auch literarisch zu erzählen – mit kreativen Bildern und Imagination – und nicht nur in Statistiken.

Die Gartenblütenlese entstand in Zusammenarbeit mit der Stiftung Umwelt der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Internationale Gärten e.V., gefördert von der Stadt Göttingen und dem Traduki-Netzwerk.

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