
Die Penguin Random House Verlagsgruppe hat zum Jahreswechsel verkündet ihren Vertrieb neu aufzustellen. Was das in der Praxis bedeutet, erläutern Susanne Starnes, Karina Liebenstein und Julia Habersack im Interview im neuen BuchMarkt-Magazin.
Der Markt hat sich verändert, darauf müsse der Verlag mit seiner Vertriebsstrategie nicht nur reagieren, sondern auch für die Zukunft anpassungsfähig bleiben, sagt Susanne Starnes, die seit Anfang vergangenen Jahres gemeinsam mit Karina Liebenstein die Interims-Gesamtvertriebsleitung bei der Penguin Random House Verlagsgruppe (PRHVG) innehat. Das Team sei für die neuen Herausforderungen auf jeden Fall gut vorbereitet, erzählt Julia Habersack, die seit vier Jahren zusammen mit Veronika Brunckhorst als Verkaufsleitungen Buchhandel Außendienst 38 Außendienstler:innen verantwortet. Doch wie sehen die Anpassungen im Vertrieb von Penguin Random House konkret aus und warum sind sie sinnvoll? Fragen wir nach.
Warum haben Sie sich für eine Neuorganisation des Vertriebs von Penguin Random House entschieden?
Susanne Starnes (S.St.): In den letzten Jahren hat sich im Markt sehr viel verändert. Das fing schon vor der Pandemie an und wurde durch sie teils noch beschleunigt. Buchhändler:innen passen ihre Bezugswege und ihr Einkaufsverhalten an, viele überlegen, wie sie effizienter und kostensparender arbeiten und wo sie Zeit sparen können. Immer mehr Händler:innen aus dem kleinen und mittleren Sortiment schließen sich an größere Zentrallager oder Verbünde an, was Einfluss auf unsere Umsätze und Bearbeitungsstrukturen hat.
Wie äußern sich die Marktverschiebungen auf Endkund:innenseite?
S.St.: Auch im Endkund:innenverhalten hat es Veränderungen gegeben. Der E-Commerce in all seinen Facetten ist wichtiger geworden, aber auch die Ansprüche gerade der jungen Zielgruppe haben sich verändert. Sie wünschen sich andere Stoffe und besondere Ausstattungen, kaufen mehr englischsprachige Originalausgaben und sind sehr stark an neuen Trends interessiert, die beispielsweise bei BookTok aufkommen. Es gibt zahlreiche andere und neue Bedürfnisse mit einer großen Dynamik. Wir müssen uns so aufstellen, dass wir auf diese immer schneller stattfindenden Veränderungen schnell und flexibel reagieren können. Vor allem möchten wir aber nicht nur reagieren. Wir wollen uns als Marktführer an die Spitze all dieser Veränderungen setzen und den Markt aktiv mit unseren Partner:innen im Handel gestalten.
An welchen Stellschrauben drehen Sie?
S.St.: Wir schaffen im Vertrieb klar ausgerichtete, funktional spezialisierte Bereiche, die stark miteinander vernetzt sind. Auf der einen Seite haben wir den Regionalvertrieb, der das vertreterbesuchte Sortiment betreut. Dann unseren Vertrieb für den zentral betreuten Buchhandel, u.a. große Filialisten und Barsortimente und den Vertrieb für nicht buchhändlerische Vertriebswege. Neu schaffen wir zudem einen zentralen Vertrieb für den gesamten Bereich E-Commerce.
Was verändert sich im Regionalvertrieb?
J.H.: Die Reisegebiete werden signifikant kleiner, dafür nehmen die Vertreter:innen künftig das gesamte PRH-Portfolio mit auf ihre Reise und nicht wie bisher Titel gebündelt nach verschiedenen Verlagen. So sparen wir Fahrtwege und haben mehr Zeit für den persönlichen Kontakt.
Karina Liebenstein (K.L.): Das ist für manche Händler:innen und Kolleg:innen neu, aber nicht für alle. In vielen Bereichen leben wir das seit langem. Wichtig ist auch, dass wir künftig noch übergreifender in den Regionen unterwegs sein werden und schauen, wie unsere Bücher präsentiert sind – in den Buchhandlungen und überall, wo es Bücher gibt. Dadurch erhalten die Vertreter:innen eine deutlich größere Kenntnis der Region. Zusätzlich verschränken wir den Innen- und Außendienst stärker und schaffen damit insgesamt einen 360-Grad-Blick. Wir setzen zudem auf häufigeren Kontakt mit den Buchhändler:innen, da wir häufiger unterjährig relevante Titel haben. Wir hoffen, dass die Buchhändler:innen bereit sind, da, wo es sinnvoll ist, gemeinsam zu schauen, welche Rhythmen wir künftig wählen. Momentan haben wir die Herausforderung, dass bei jedem Titel, der außerhalb der Programmstruktur veröffentlicht wird, individuell überlegt werden muss, wie man ihn in der Breite unterkriegt, wie jede:r Händler:in davon erfährt. Wenn wir häufiger mit den Händler:innen in Kontakt sind, können wir auch viel mehr dieser Titel standardmäßig mit unterbringen und so schneller auf aktuelle Themen oder Trends reagieren.