„Er hat die Welt ein bisschen klausiger gemacht“ Berlin: Gedenkveranstaltung für Klaus Wagenbach

Gedenkveranstaltung für Klaus Wagenbach

Heute fand im Berliner Ensemble die Gedenkveranstaltung für den im Dezember 2021 verstorbenen Klaus Wagenbach statt. Der Verleger wurde im engsten Familienkreis in seinem geliebten italienischen Dorf beigesetzt, wo inzwischen sein liebster Aussichtspunkt nach ihm benannt ist. Trotz hochsommerlicher Temperaturen fanden sich neben der Familie und dem Wagenbach-Verlagsteam zahlreiche ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Verlegerinnen und Verleger, Buchhändlerinnen und Buchhändler sowie Freunde und Weggefährten des Verstorbenen ein.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer würdigte in seinem Grußwort Klaus Wagenbach vor allem als Institution aus dem Berliner Kulturleben, die nun fehle. Susanne Schüssler begrüßte die mehreren hundert Gäste und erinnerte liebevoll an ihren Mann. Was hätte er wohl von der Idee einer Gedenkveranstaltung gehalten? „Vermutlich hätte er gefragt: Ist das nicht ein bisschen übertrieben? – und nach einer Weile hinzugefügt: Naja, wenn dein Herz dran hängt.“ Dem Publikum empfahl sie, sich Klaus Wagenbach an diesem Sonntagmittag mit einem Glas Wein in der Hand vorzustellen, umgeben überwiegend von Damen in bunten Kleidern, und sie zitierte aus einem Brief: „Er hat die Welt ein bisschen klausiger gemacht.“

Freunde und Weggefährten wie Christoph Buchwald, Hans Koch, Carlo Feltrinelli und Franziska Augstein zeigten auf der Bühne ihre Verbundenheit mit Klaus Wagenbach ebenso wie die ehemalige Auszubildende Katharina von Uslar, die heute zusammen mit Edgard Rai die Berliner Buchhandlung Uslar & Rai betreibt. Sie alle sprachen über Wagenbachs politisches Engagement, seine Art Bücher zu machen, seine Liebe zu Franz Kafka, zu Italien und der italienischen Literatur und darüber, wie wichtig es für ihn war, die Verlegerei „von der Pike auf“ gelernt zu haben. Andreas Beyer und Horst Bredekamp beleuchteten eine weitere Facette des Verstorbenen: Die beiden Wissenschaftler sprachen über den promovierten Kunsthistoriker Klaus Wagenbach.

Die Schauspieler Hanns Zischler, Sophie Rois und Meret Becker – sie war einst Nachbarskind der Wagenbachs – lasen Texte des Verstorbenen aus dem, Band Die Freiheit des Verlegers. Erinnerungen, Festreden, Seitenhiebe, herausgegeben von Susanne Schüssler. Die Erinnerungen waren geprägt von Wärme und Humor und auch Klaus Wagenbach selbst kam noch einmal zu Wort. Gezeigt wurden Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm Das Herz sitzt links von Arpad Bondy und Margit Knapp. Das Publikum war gerührt und musste doch oft lachen. Insgesamt spürte man bei der öffentlichen Veranstaltung eine melancholisch-heitere Stimmung, die geprägt war von Klaus Wagenbachs Botschaft: Gewonnen kann durch Trübseligkeit nie etwas werden…. Treffend brachte eine Buchhändlerin die Stimmung so auf den Punkt: „Er war ja auch ein ganz besonderer Mensch.“

ml

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