Förderung für politisch verfolgte Autorinnen Die ersten Helen Wolff Grants gehen an Autorinnen aus Afghanistan

Helen Wolff (c)privat

Nachkommen von Helen und Kurt Wolff haben die Helen Wolff Grants für politisch verfolgte Autorinnen ins Leben gerufen. Die ersten 19 Grants in Höhe von insgesamt 18.000 Euro gehen 2022 an afghanische Schriftstellerinnen. In den Folgejahren werden die Förderungen an politisch verfolgte Autorinnen aus anderen Ländern vergeben. Die Grants sollen den Autorinnen, die in und außerhalb Afghanistans im Exil leben, ermöglichen, trotz schwierigster Umstände weiterzuschreiben. Die Familie Wolff vergibt die Grants in Zusammenarbeit mit Weiter Schreiben sowie 2022 mit Hilfe der Londoner Initiative Untold Narratives. Das Auswahlverfahren wird innerhalb einer internationalen Jury getroffen, Initiativbewerbungen sind nicht möglich.

Nicht erst seit der erneuten Machtergreifung der Taliban im vergangenen Jahr hätten Schriftstellerinnen in Afghanistan kaum noch die Möglichkeit zu schreiben, zu publizieren oder gar ihren Lebensunterhalt mit ihrem Beruf zu verdienen, heißt es in einer Pressemeldung des Liuteraturportals Weiter Schreiben. „Autorinnen und ihre Familien leben ständig in der Gefahr, in das Visier der Taliban zu geraten und für ihre Arbeit bestraft zu werden. Auch die afghanischen Autorinnen in unserem Projekt Untold – Weiter Schreiben Afghanistan veröffentlichen ihre Erzählungen und Briefe nur unter Pseudonym. Von den teilnehmenden Autorinnen wird uns immer wieder rückgemeldet, wie wichtig es ist, einen gemeinsamen Rahmen zu haben, in dem sie weiterschreiben können.“

Die Namensgeberin des Stipendiums, Helen Wolff, war selbst eine aufstrebende Autorin, als sie 1933 als junge Frau ins Exil gezwungen wurde, nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangt waren. Zusammen mit ihrem Mann Kurt Wolff, der bereits als Verleger tätig war, baute sie in den 1940er Jahren in New York den Verlag Pantheon Books auf und wurde zu einer wichtigen transatlantischen Literaturvermittlerin. Erst 2020 wurde ihr Roman Hintergrund für Liebe wieder entdeckt und im Weidle Verlag veröffentlicht. Helen und Kurt Wolff hätten ihre Flucht durch Europa nicht überlebt, hätten sie nicht die Unterstützung der Netzwerke von zahlreichen Menschen gehabt.

Nachkommen von Kurt und Helen Wolff, haben sich nun zusammengetan, um Einkünfte aus einer Familienbiografie, die Alexander Wolff, der Enkel Kurt Wolffs, verfasst hat, für die heutige Generation von politisch verfolgten, schreibenden Frauen zu spenden. Weil sie daran glauben, dass die literarischen und verlegerischen Leistungen von Helen und Kurt Wolff nur richtig gewürdigt werden können, wenn die Würdigung mit einer Verpflichtung für Autorinnen einhergeht, die heute nicht frei arbeiten und publizieren können. Die Helen Wolff Grants sollen auch einen „Brückenpfeiler“ schaffen, damit kulturelle Verbindungen von hier in die Heimatländer gebaut und gehalten werden können; damit das Wissen des Exils sowohl hier als auch dort fruchtbar werden kann.

Das Bard College Berlin, das unter Mitarbeit der Historikerin Marion Detjen ein Stipendienprogramm für Studierende aus Kriegs- und Krisenregionen anbietet, wird darüber hinaus ein Helen Wolff Scholarship schaffen, um jungen, schreibenden Frauen, die einen Fluchtweg aus einer konkreten Verfolgungssituation suchen, mit einem Studentenvisum nach Deutschland und zu einem Bachelor-Studium mit dem Schwerpunkt Literatur helfen zu können.

 

 

 

 

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