Die Verleger-Blicke in den Editorials der Herbstvorschauen, auf ihre jeweiligen neuen Programme und auf die Branche teilen wir derzeit in loser Folge mit Ihnen. Heute das Schreiben von Nikolaus Brandstätter:
Nur Mut: Die Welt ist mehr als bloß ein Virus. Mehr als ein kurzatmiges Meldungs-Stakkato, das uns Tag für Tag in einen Alarmzustand zu versetzen sucht. Sie umfasst mehr, als Fallzahl-Diskussionen und Social-Media-Scharmützel, die um sich selbst zu kreisen scheinen, mehr vor allem, als die neuen, teils kuriosen Begriffe, die unseren Sprachschatz infiziert haben: Abstrichkabine, Hustenetikette, Restimmunität.
Das ist übrigens kein Appell, Gesundheitsrisiken und eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise kleinzureden. Vielmehr gilt es immer wieder die Sinne dafür zu schärfen: Es gibt ein Leben nach Corona. Und damit auch Themen, die im Schatten der Pandemie verschütt zu gehen drohen. Klimakrise, digitale Transformation, demographischer Wandel, um nur einige zu nennen. Allesamt Schlagworte, die zweifelsohne Risiken in sich bergen – aber auch gewaltige Chancen, und die uns als Gesellschaft, als Individuen, nicht bloß in den kommenden Monaten beschäftigen, sondern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. „Auch in schwierigsten Zeiten gibt es eine Pflicht zur Zuversicht“, postulierte der Philosoph Immanuel Kant. So erstaunlich diese Maxime aus der Feder des eigenbrötlerischen Königsbergers klingen mag, so gültig ist sie auch heute noch. Optimismus, so meine unerschütterliche Überzeugung, ist die Triebfeder für Innovation und für frische Ideen.
Ein Leitmotiv, das nicht zuletzt über unsere Bücher und mithilfe unserer Autorinnen und Autoren jede Leserin, jeden Leser inspirieren soll, vorwärts zu denken. Ihm oder ihr – zumindest im Idealfall – das Rüstzeug zu geben, an den großen gesellschaftlichen und gar nicht so kleinen Alltags-Debatten teilzuhaben – und das nicht mithilfe ideologischer Stanzen, sondern im Sinne eines offenen Abwägens und Austauschens von Gedanken und Optionen.
Unser während des Lockdowns eröffnetes „Café Brandstätter“, in dem sich auch in Zukunft virtuell Meinungen aus allen Richtungen versammeln sollen, kann als Beitrag zu dieser offenen Debatten-Kultur verstanden werden. „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“, meinte ein anderer kluger Kopf, der feinsinnige Antoine de Saint-Exupery. Diese Zukunft zu ermöglichen, ist mehr als bloß eine Pflicht, sie ist Teil der gesellschaftlichen Verantwortung von uns allen. Die Welt ist größer als jeder Virus. Stecken wir sie unverdrossen mit neuen, frischen Ideen an.
Ihr Nikolaus Brandstätter
Bisher brachten wir die Editorials von
Joachim von Zepelin und Christian Ruzicska,
Dr. Stephanie Mair-Huydts und Steffen Rübke,
Heike Schmidtke und Kilian Kissling,
Wolfgang Hölker und Lambert Scheer
Hermann Gummerer und Ludwig Paulmichl
Elisabeth Raabe und Regina Vitali
Nicola Stuart und Edmund Jacoby