"Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln" Thienemann veröffentlicht überarbeitete Neuausgaben von „Jim Knopf“

Der Thienemann Verlag hat in Abstimmung mit Michael Endes Erben Textänderungen in beiden Bänden von „Jim Knopf“ vorgenommen und unter anderem das N-Wort gestrichen. Dies teilt das Unternehmen heute mit:

„Am 24. Februar 2024 erscheinen im Stuttgarter Thienemann Verlag die überarbeiteten kolorierten Neuausgaben von Michael Endes Kinderbüchern Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer sowie Jim Knopf und die Wilde 13. Damit Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen, haben Nachlass und Verlag nach reiflicher Überlegung entschieden, das N-Wort zu streichen und die stereotypen Beschreibungen zu reduzieren. Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln.

Beide Jim Knopf-Bände handeln von der Freundschaft unterschiedlicher Personen, der Akzeptanz des Fremden und Andersartigen und der Überwindung von geglaubten Feindschaften. Michael Ende hat in diesen Abenteuergeschichten ein Gegenbild zur nationalsozialistischen Ideologie gezeichnet, mit der er in seiner Jugend selbst konfrontiert war. Ende tat dies auf spannende und humorvolle Weise in einer Sprache und Bildern, die auch für Kinder verständlich sind.

Das N-Wort hat Michael Ende Anfang der 1960er Jahre bewusst nur Herrn Ärmel in den Mund gelegt, um auf die fehlende Weltoffenheit dieses typischen Untertans hinzuweisen. Heute kann auch ein solch distanzierter Gebrauch als diskriminierend gewertet werden. Dasselbe gilt für die Gleichsetzung von schwarzer und schmutziger Haut, die Michael Ende als eines der Stilmittel einsetzt, um die enge Verbindung zwischen Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas besonders zu betonen.

Der Illustrator F. J. Tripp hat in seinen ikonischen Zeichnungen zu Michael Endes Jim Knopf-Büchern alle Figuren überzeichnet, so auch die Darstellung von Jim Knopf selbst. Wie sein väterlicher Freund Lukas hat Jim Knopf ein quergelegtes Oval als Kopf, dieselben kugelrunden Augen, eher abstehende Ohren und einen breiten Mund. Es sind die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, die in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren können. Aus diesem Grund ist die Zeichnung von Jim Knopf in den überarbeiteten kolorierten Neuausgaben in Absprache mit dem Erben von F. J. Tripp ebenfalls angepasst worden. Die Änderungen werden in den Neuausgaben der 2015 erschienenen, farbig illustrierten Ausgaben umgesetzt.

Die Ausgaben mit den ursprünglichen schwarz-weißen Original-Illustrationen sind unverändert lieferbar. Sie werden zukünftig ein einordnendes Nachwort enthalten.“

 

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