Viktor Niemann, Geschäftsführer der deutschen Bonnier Holding und Ullstein–
Verleger, zieht sich um Jahresende zurück und hat seinen „Nachlass“ geordnet [mehr…]. Das ist Anlass, für DREI FRAGEN an den Mann, der für die schwedische „Mutter“ in Deutschland aus kleinen Anfängen bei Carlsen einen Verlagskonzern aufgebaut hat, der in Harry Potter Jahren schon mal an der € 200 Mio. Umsatz-Grenze kratzt und dennnoch wenig mit einem „Konzern“ im klassischen Sinn gemein hat.
buchmarkt.de: Herr Niemann, was steckt hinter Ihrem Rückzug aus der operativen Verantwortung bei Bonnier und Ullstein?
Viktor Niemann: Sehen Sie auf den Geburtstagskalender, ich bin in diesem Jahr 66 geworden – Grund genug, das Haus vernünftig zu bestellen.
Aber der Abschied schmerzt?
Eigentlich nicht, denn dadurch, dass ich in das Board für die Bonnier-Verlage in Deutschland berufen wurde, bleibe ich ja meinen Kollegen und Mitstreitern verbunden. Und ich bin auch ein wenig stolz darauf, dass es mir gelungen ist, zwei wichtige Positionen bei Ullstein aus der eigenen Crew besetzen zu können und die Berufung meines Freundes und Kompagnons Hartmut Jedicke zu meinem Nachfolger als Geschäftsführer der Bonnier Holding ist auch so ein Glücksfall.
Ullstein liegt Ihnen besonders am Herzen, Sie waren ja schon mal im Hause?
Ja, das war in den Jahren 1979 bis 1986. Ich habe das Haus wegen Herbert Fleißner verlassen, der im Jahre 1985 50%-Eigentümer wurde. Ullstein ist durch ihn und die nachfolgende Entwicklung arg gebeutelt worden. Es befriedigt mich sehr, dass wir seit unserer Rückkehr nach Berlin speziell für Ullstein, aber auch für Econ, List und alle anderen Verlage ein solides Fundament legen konnten. Wir haben von Anfang an hier in Berlin (kleine) schwarze Zahlen geschrieben.
Ich sehe die künftige Entwicklung sehr positiv. So hat sich Frau Bublitz, die künftige Verlegerin, mit ihrer erfolgreichen Arbeit für die Position empfohlen. Die Stärke der Verlagsgruppe ist ja ihre inhaltliche Vielfalt. Mit den Verlagen Econ, Propyläen, Ullstein und List sind wir im Sachbuch hervorragend aufgestellt. In der Literatur wird es eine deutlichere Differenzierung der Konturen zwischen den Verlagen List und Ullstein geben. Aber auch hier sind wir auf gutem Weg: Es gibt, wie Sie sehen, Gründe, sich auf die weitere Entwicklung zu freuen.