Nachschlag im Plagiatsfall Martina Gercke: Weitere „Platzhalter“ aufgetaucht

Eigentlich waren wir und unsere Leser nicht unfroh, dass der Fall der Self Publishing-„Autorin“ Martina Gercke [mehr…] ein Ende hatte, da hören wir von Random House neue Vorwürfe: Gercke habe sich noch viel weiter an fremdem geistigen Eigentum vergriffen, als bislang bekannt.

Nach all diesen Fällen darf man bei ihr – wie heißt es heute und in einem anderen prominenten Plagiatsfall? – von „leitender Täuschungsabsicht“ ausgehen – und natürlich interessierte uns, wie der erst in diesem Monat abgeschlossene Fall nun weitergeht. Ein weiteres Mal stand uns Random House-Justitiar Rainer Dresen Rede und Anwort.

Rainer Dresen

Herr Dresen, kaum ist, nach der peinlichen „Platzhalter-Erklärung“ [mehr…] und der Einigung mit ihr scheinbar etwas Gras über die Gercke-Plagiatsaffäre gewachsen, taucht ein neuer Vorwurf auf. Auf Twitter http://twitter.com/SvenSchroder verkündete der User Sven Schroder, dass Martina Gercke bei ihrem Bestseller „Holunderküsschen“ nicht nur von Sophie Kinsellas „Sag‘s nicht weiter, Liebling“, sondern auch von Kinsellas „Hochzeit zu verschenken“ abgeschrieben hat.

Rainer Dresen: Nachdem wir über den erneuten Vorwurf informiert wurden, haben wir auch diesen geprüft. Das Ergebnis der Überprüfung durch eine neue Praktikantin – die alte hat nach getaner Fleißarbeit in Sachen „Holunderküsschen“ zum Jahresende entnervt den Verlag verlassen – ist eindeutig: Frau Gercke fand zumindest den Beginn von Kinsellas„Hochzeit“ offenbar so gut gelungen, dass sie sich bei „Holunderküsschen“ auch daraus tüchtig bedient hat: download(plagiat_neu.pdf)

Hätten Sie denn nicht beim letzten Mal gleich weiterprüfen können, aus welchen Büchern Frau Gercke noch angebliche „Platzhalter“ übernommen hat?

Rainer Dresen: Stimmt, das hätte ich tun können, und das hätte ich vielleicht sogar tun müssen. Ich war aber doch tatsächlich, Weihnachten stand vor der Tür, so naiv, mir nicht vorstellen zu können, dass Frau Gercke mit mir cool über den ersten Plagiats-Vorwurf verhandelt und dabei zugleich hofft, dass mindestens noch ein weiteres Kinsella-Buch, das ebenfalls „Gercke-Platzhalter“ spielen durfte, nicht entdeckt wird. Wer mich kennt, kann sich vorstellen, dass es mir nicht gerade gefällt, derart aufs Kreuz gelegt worden zu sein. Und das nicht etwa, womit ich notfalls leben könnte, von einem mit allen Wassern gewaschenen Medienanwalt, sondern ausgerechnet von einer solchen Autoren-Darstellerin.

Können Sie ausschließen, dass der Rest von „Holunderküsschen“ nicht auch von weiteren Random House-Büchern inspiriert ist? Oder dass Frau Gerckes neues Buch, das dritte nunmehr, völlig „sauber“ ist? Immerhin verkündet sie schon via Twitter die „Drohung“: „Das dritte Buch ist in Arbeit … Heute sind die Finger nur so über die Tasten geflogen.“

Rainer Dresen: Ja, dieser Satz hat mich auch ein wenig erschreckt. Ausschließen mag ich zumindest für die Vergangenheit gar nichts mehr. Ich habe aber auch wenig Lust, Zeit und Geld, jetzt unser gesamtes, ja eher in die Tausende gehendes Programm an Chick-Lit-Titeln gegen Frau Gerckes „Holunderküsschen“ laufen und auf Übereinstimmungen testen zu lassen. Ich habe den Fall deshalb jetzt an Special Agent Fabian Hartmann gegeben, Mitarbeiter beim geschätzten Anwaltskollegen Dr. Wegner. Soll sich jetzt der Hartmann mit Frau Gercke rumärgern, Unterlassung und Schadensersatz verlangen und wenn er will, auch Strafanzeige erstatten. Ich nutze die Muße und versuche zu verstehen, wie mir das passieren konnte, aber auch dabei hilft mir ein Blick ins Goldmann-Programm: http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Warum-die-nettesten-Maenner-bei-den-schrecklichsten-Frauen-bleiben/Sherry-Argov/e421252.rhd.

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