Jörg Maurer beschreitet nach 14 Bänden seiner Krimis um Kommissar Jennerwein neue literarische Wege: Sein neuester Roman Shorty (S. Fischer Verlag) ist eine hintergründige Weltrettungsgeschichte. Hierin nähert Maurer sich auf satirische Weise gesellschaftlich relevanten Themen wie Medienhysterie, Verschwörungstheorien und unserer zunehmenden Abhängigkeit von Smartphones. Anlass für Fragen:
BuchMarkt: Was hat Sie dazu bewogen, dem Genre untreu zu werden und eine phantastische Geschichte zu schreiben?
Jörg Maurer: Ich hatte einfach riesige Lust dazu! Das Phantastische hat mich schon immer angezogen, es ist, nach dem Kriminalroman, meine große literarische Leidenschaft. So ist „Shorty“ entstanden.
Wie kam Ihnen die Idee zu Shorty?
Vor zwei Jahren hat mich mitten in der Nacht ein Mann angerufen, der behauptete, ein Außerirdischer zu sein. Gut, seine Stimme erinnerte ein wenig an einen alten Freund von früher. Aber sofort war die Idee geboren, dass meinem Shorty genau das passiert. Und nachdem ich die Grundidee niedergeschrieben habe, ging alles wie von selbst.
Was können Science-Fiction oder phantastische Geschichten über unsere Gesellschaft erzählen, was der Krimi nicht kann?
Phantastische Geschichten bieten viel mehr Spielraum, sie geben launige Denk- und Herzensanstöße in alle Richtungen. Die Vorstellung „Was wäre, wenn unsere Welt in einem Punkt ganz anders aussähe?“ lässt uns die eigene, wirkliche Umgebung mit anderen, neuen, interessierteren Augen betrachten. Man lernt durch die Schilderung anderer Welten die eigene besser kennen. Und schließlich: Fantasy ist Realität, weil es unsere verrückte Welt am präzisesten spiegelt.
In Shorty thematisieren Sie u.a. unsere zunehmende Abhängigkeit von Smartphones… Sind diese für Sie eher Fluch als Segen?
Na ja, alle über Sechzig werden mit „Fluch“ antworten, alle darunter mit „Segen“. (Und alle unter Zwanzig werden die Frage gar nicht verstehen, so verschmolzen sind sie mit diesen Geräten.) In „Shorty“ kommen die Smartphones nicht so besonders gut weg, das gebe ich zu.
Ihr Protagonist Shorty ist ein begeisterter „Jobhopper“ – Sie haben ebenfalls schon in vielen Berufen gearbeitet: u. a. als Lehrer, Hochschuldozent, Koch, Kabarettist, Schriftsteller… Wie viel Jörg Maurer steckt in Shorty?
Neunzig Prozent. Im Gegensatz zum „heldischen“ Jennerwein (ich bin nun mal kein Held) und den „bösen“ Graseggers (ich bin sehr selten böse) konnte ich bei Shorty viel von mir selbst einbringen. Es wimmelt geradezu von autobiographischen Bezügen. Bademeister, Barpianist, Würstchenverkäufer… Jeden einzelnen dieser Jobs habe ich meinem Protagonisten auf den Buckel geladen. Auch meine Arno-Schmidt-Begeisterung und Arthur-Schopenhauer-Lektüre stecken in der Geschichte mit drin.
Werden wir künftig mehr von Shorty lesen?
Das kann ich noch nicht sagen. Eines aber ist sicher: Ich habe so viel Spaß mit ihm gehabt, da kommen sicher noch weitere Ausflüge in phantastische Welten nach.
Sie lassen in „Shorty“ ja einige Außerirdische aufmarschieren. Was ist Ihr Lieblingsvolk?
Auf jeden Fall die hochintelligenten „War-Drober“. Das sind Wesen, die als Hemden, Hosen und Jacken in den Kleiderschränken hängen. Das Perfide an ihnen ist, dass sie sich die Menschen als Diener halten, um ab und zu auszugehen und frische Luft zu schnappen.
Wann rechnen Sie persönlich mit dem Weltuntergang?
Spätestens in fünf Milliarden Jahren, wenn die Sonne zu einem Roten Riesen anschwillt, die Erde verschlingt und alles, was man sich mühsam aufgebaut und überlegt hat (zum Beispiel auch die Antworten auf diese Fragen) zunichte macht.