Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:
„Der Himmel überm Emmertsgrund“: Einloggen, sofort: Saša Stanišić probiert in seinem neuen Erzählband mögliche Vergangenheiten und Zukünfte zwischen Realität und Romantik an. Sie sitzen gut. „Stanišić, längst auch ein lustiger König der Lesebühnen, setzt auch in diesem Buch wieder viel auf Pointen.“
- Saša Stanišić, „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“. (Luchterhand Literaturverlag)
„Rassismus – ja, und?“: Leider mehr Polemik als Argumentation: Die Altphilologin Melanie Möller attackiert in ihrer Streitschrift Der entmündigte Leser die moralische Betrachtung von Literatur. „Möllers Buch will Literaturgeschichte und Streitschrift zugleich sein. In neun Kapiteln stellt sie Beispiele je eines antiken und (meist) eines modernen Autors nebeneinander, die aus moralischer Perspektive beanstandet worden seien. Gerade bei den antiken Werken ist in der Regel jedoch unklar, wer diese überhaupt kritisiert oder gar zensieren möchte, gegen wen Möller sie also so entschieden verteidigt.“
- Melanie Möller, Der entmündigte Leser. Für die Freiheit der Literatur. Eine Streitschrift. (Verlag Galiani)
„Mit Chlorbleiche gegen die Wahrheit“: Der wissenschaftliche Durchbruch kommt zu spät: Anthony Passerons Roman Die Schlafenden ist ein Requiem für die lange beschwiegenen Toten der Aids-Epidemie und ein bemerkenswertes Debüt. „Anthony Passeron hat das autofiktionale Schreiben von Annie Ernaux gelernt, auf deren Roman „Das Ereignis“, der Geschichte ihrer heimlichen Abtreibung als junge Studentin, er sich ausdrücklich bezieht. Wie die Grande Dame der französischen Literatur verbindet er das Private mit dem Gesellschaftlichen, verbindet die intime romaneske Erzählung mit einem gesellschaftlichen, quasidokumentarischen Erzählteil. Es ist ein Schreiben gegen das Vergessen.“
- Anthony Passeron, Die Schlafenden. Roman. (aus dem Französischen von Claudia Marquardt; Piper Verlag)
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„‚Antisemitismus wird stark durch KI verbreitet’“: Deborah Schnabel im Interview über den Band Code und Vorurteil, in dem es um Verschwörungserzählungen und Hass im Internet geht.
- Schnabel, Fischer, Berendsen, Adeoso (Hg.), Code & Vorurteil. (Verbrecher Verlag)
„Mütter, Mütter und Mütter“: Felicitas Prokopetz’ gut gebauter Debütroman Wir sitzen im Dickicht und weinen. „Der erste Roman der am Leipziger Literaturinstitut ausgebildeten Autorin Felicitas Prokopetz trägt einen schönen Titel. Er ist konkret und bringt die Dinge des unauffälligen Lebens in ihrer Traurigkeit zugleich auf den Punkt.“
- Felicitas Prokopetz, Wir sitzen im Dickicht und weinen. Roman. (Eichborn)