Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Mehr kann man sich nicht wünschen von einem Krimi“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Suche nach einem anderen Wort für Massenmord“: Klassikerin nicht nur der niederländischen Literatur zu Lebzeiten: Gedichte von Judith Herzberg aus den letzten fünfundzwanzig Jahren in einer schön übersetzten Ausgabe. „Judith Herzberg wird Anfang November neunzig. Höchste Zeit, ihre herausragende und in den Niederlanden vielfach ausgezeichnete Poesie näher kennenzulernen.“

  • Judith Herzberg, Gedichte aus den Jahren 1999 – 2024. (aus dem Niederländischen von Christiane Kuby; Edition Rugerup)

„Die Ambivalenz eines Goethe-Instituts-Reisenden“: Der Blick auf das, was bei uns selten beachtet wird: Matthias Nawrats Tagebuchaufzeichnungen von seinen Osteuropa-Reisen. „Ohne jede Aufgeregtheit bewegt sich der Autor in einem Dschungel neuer Eindrücke, die er behutsam beschreibt und die ihn zugleich immer wieder an seine eigene polnische Kindheit er­innern.“

  • Matthias Nawrat, Über allem ein weiter Himmel. Nachrichten aus Europa. (Rowohlt Verlag)

„Am Fuße des großen Coca-Cola-Plakats“: Chiles Gesellschaft am Beispiel einer Supermarktregalauffüllerin: María José Ferradas Roman Der Plakatwächter. „Der Roman lässt sich als Fortführung einer Gesellschaftsanamnese lesen, aber auch als Parabel auf die Natur des Menschen, der gern nach ­Sündenböcken sucht, wenn ihm selbst das Glück am Fuße des Coca-Cola-Plakats versagt wird.“

  • María José Ferrada, Der Plakatwächter. Roman. (aus dem Spanischen von Peter Kultzen; Berenberg Verlag)

„Programme muss man zu lesen wissen“: Ein Band macht sich daran, Geisteswissenschaftler auf Augenhöhe mit IT-Entwicklern zu bringen. „Im Grunde geht es bei der Quellcodekritik darum, die Methoden der Medienwissenschaft anschluss- und zukunftsfähig zu halten, auch um sich interdisziplinär auf Augenhöhe mit anderen Praktikern austauschen und daran arbeiten zu können, IT-Quatsch von relevanten Phänomenen zu sondern. Insofern ist Quellcodekritik ein wichtiges Buch.“

  • Hannes Bajohr, Markus Krajewksi (Hrsg.), Quellcodekritik. Zur Philologie von Algorithmen. (August Verlag)

„Eine Welt ohne Gott“: Auch in Stephen Kings neuen Erzählungen Ihr wollt es dunkler kommt die Wahrheit vor allem im Grauen zum Vorschein. „Immer häufiger erzählt Stephen King inzwischen von alten Menschen, das Altern selbst wird zum Thema, Vergänglichkeit, körperlicher Verfall, Gebrechlichkeit, Vorbestimmung. In vielen Erzählungen gibt es unheilbare Krankheiten, beendet Krebs ein Leben, eine Beziehung, eine Liebe.“

  • Stephen King, Ihr wollt es dunkler. (aus dem Englischen von Wulf Bergner, Jürgen Bürger, Karl-Heinz Ebnet, Gisbert Haefs, Markus Ingendaay u. a.; Heyne)

„Leben auf 64 Feldern“: Während der Pandemie wollte Jean-Philippe Toussaint Stefan Zweigs Schachnovelle übersetzen. Fast nebenbei entstand eine Autobiografie am Leitfaden des Schachspiels. „Sein Buch gleicht einer ungleichmäßig entwickelten Fotografie, auf der gestochen scharfe Areale neben wolkig verwischten Partien zu sehen sind. Dabei reflektiert der Autor das schreiberische Making-of dieser Erinnerungswolkigkeit immer mit – denn eigentlich war eine Autobiografie ja gar nicht geplant.“

  • Jean-Philippe Toussaint, Das Schachbrett. (aus dem Französischen von Joachim Unseld; FVA)

„In wem das Böse steckt“: Louise Pennys ungemütlicher Kriminalroman Ein sicheres Zuhause. „Auch dieser Roman ist ein detailreiches Gemälde. Er ist ein Polizeiroman, ein Whodunnit, eine Dorfgeschichte mit ‚Curiosities‘, zuletzt ein Thriller mit dramatischem Showdown. Nur cozy ist dieses Buch nicht. Mehr kann man sich nicht wünschen von einem Krimi.“

  • Louise Penny, Ein sicheres Zuhause. (a. d. Engl. von Andrea Stumpf, Gabriele Werbeck; Kampa)