Buchmessen Frankfurt auf Französisch

Buchmesse - Peter Feldmann, Manuel Valls
Peter Feldmann, Manuel Valls

Gestern fand zum Auftakt des Ehrengastes Frankreich auf der Buchmesse vom 11. bis zum 15. Oktober 2017 eine Pressekonferenz mit hochrangigen Gästen statt: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann empfing Frankreichs Premierminister Manuel Valls.

Auf Französisch begrüßte Messedirektor Juergen Boos die Gäste aus dem Nachbarland, Feldmann betonte die partnerschaftlichen Beziehungen zu Lyon, die Frankfurt seit 1960 unterhält. Lyon werde sich auch an der Gestaltung des Pavillons auf der Buchmesse 2017 beteiligen.

Paul de Sinety, Vorsitzender des Ehrengastkomitees Frankfurt auf Französisch, hob das Thema Gastfreundschaft beim Auftritt im nächsten Jahr hervor. Es werde vier Hauptthemen geben: Innovationen und Digitales; Bücher, französische Sprache und Ideenaustausch; Jugend und Erziehung sowie Deutsch-Französische Zusammenarbeit und Europa.


Über 250 Veranstaltungen sind im deutschsprachigen Raum im Jahr 2017 geplant. 70 Autoren werden zur Frankfurter Buchmesse kommen. „Wir wollen über Meinungsfreiheit, Urheberrecht und Buchpreisbindung diskutieren“, sagte de Sinety. Die ersten Veranstaltungen werden Anfang März bei der LitCologne sowie Ende März bei der Leipziger Buchmesse stattfinden. Das Institut français wird den Ehrengastauftritt organisieren.

Premierminister Manuel Valls erinnerte daran, dass Frankreich bereits 1989 erstmals Ehrengast der Frankfurter Buchmesse war, „in einem historischen Jahr“. Die Messe 2017 sei wichtig für beide Länder. „Im Lauf von fast 30 Jahren haben sich die Ideen geändert“, äußerte der Premier.

Wunden der Vergangenheit aus zwei Weltkriegen können nur geheilt werden, wenn man einander besser kennenlernt. „Der Literaturaustausch scheint in der europäischen Welt oft zweitrangig. Doch gerade der ist wichtig“, betonte Valls. Es gehe darum, vor allem junge Leute für das jeweilige Nachbarland zu interessieren. „Wir müssen das deutsch-französische Paar weiter am Leben halten, denn wir haben eine lange gemeinsame Geschichte.“ So gäbe es beispielsweise zwischen Mainz und Strasbourg Verbindungen über Jahrhunderte.

Deutsche Autoren schrieben über Frankreich, französische über Deutschland. Das müsse weitergehen. „Die Frankfurter Buchmesse 2017 ermöglicht auch, die Aufmerksamkeit wieder auf Frankreich zu lenken“, äußerte Valls. In Frankreich wachse der Buchsektor, die Bereiche Comic und Jugendliteratur seien besonders stark.

„Der französische Pavillon wird ein Zeichen der Motivation sein“, versprach der Premier. Außerdem verwies er auf die Bedeutung der Sprache: „Französisch wird in Deutschland am zweithäufigsten übersetzt.“ 1000 neue Übersetzungen werde es 2017 geben, Autoren werden eine gemeinsame Fahrradtour veranstalten, Musikfeste sin geplant. Valls lobte die „mutige Arbeit von ARTE“ – Anne Tallineau, Generaldirektorin des Institut français, und Anne Durupty, Vizepräsidentin von ARTE, unterzeichneten dazu einen Vertrag.

Trotz vieler kultureller Anstrengungen in Frankreich seien weitere Investitionen in diesem Bereich erforderlich, mahnte Manuel Valls. Nur vier Prozent betrage der Anteil der Kultur an den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Frankreich, das könne gesteigert werden.

Es gäbe viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel beim Thema Urheberrecht. Eine gleiche Verteilung der Nutzwerte sei wichtig, das müsse die Politik sicherstellen.

Europa stehe vor großen Herausforderungen, Valls nannte die Terrorgefahr, den Brexit, die Flüchtlinge und das Nord-Süd-Gefälle als Beispiele. Das stelle auch Anforderungen an die Kultur. Europa sei ein Kontinent der Übersetzungen, mit der Frankfurter Buchmesse befinde man sich im Zentrum Europas.

„Ich selbst habe verschiedene Kulturen in mir, mein Vater stammt aus Spanien, meine Mutter aus dem Tessin“, sagte der in Barcelona geborene Valls. „In Europa wird zuerst die Kultur attackiert, deshalb müssen wir um unsere Werte kämpfen“, äußerte er.

Am anschließenden Podiumsgespräch nahmen Anne Quadflieg, Wallonie-Bruxelles; Gabriel de Montmollin, Stiftung Pro Helvetia; Paul de Sinety, Anne Tallineau, Frédéric Boyer, Literarischer Berater, und Fabrice Gabriel, Direktor des Institut français Berlin, teil. Gabriel de Montmollin drückte seine Freude darüber aus, dass sich auch die Schweiz, in der viel Französisch gesprochen wird, an der 69. Buchmesse beteiligt. Anne Quadflieg sprach über die Teilnahme des Französisch sprechenden Teils Belgiens.

Auf eine Frage nach den Kosten antwortete de Sinety, dass drei Millionen Euro bereits bereitgestellt wurden. Er sei sicher, dass man die restliche eine Million bis zum Jahresende 2016 aufbringen werde.
Neben Branchenteilnehmern aus Frankreich, der Schweiz und Wallonien werden 2017 auch Vertreter aus den Maghreb-Staaten erwartet.

JF

 

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