Überraschender Stabwechsel bei der DVA: Thomas Rathnow wird ab 1. Januar 2007
die Leitung der Deutschen Verlagsanstalt übernehmen; Vorgänger Dr. Stephan Meyer, gerade 50 geworden, scheidet aus – man ist sich über die künftige Ausrichtung nicht einig geworden.
Der 44-jährige Rathnow gilt als Hoffnungsträger bei der Verlagsgruppe Random House, zu der die DVA seit 2004 gehört:
. Auch er ist erst seit 2004 dort tätig, zunächst als Programmleiter des Siedler Verlages, dessen Leitung er dann 2006 übernahm, und zusätzlich die des neu gegründeten Pantheon Verlags.
Neben der DVA soll er diese beiden Verlage weiter führen, dabei aber die Eigenständigkeit von DVA, Manesse, Siedler und Pantheon wahren.
Thomas Rathnow: „Damit sich die Verlage erfolgreich im Buchmarkt behaupten können, sollen die jeweiligen Programmprofile weiter geschärft werden.“
Klaus Eck, Verleger der Verlagsgruppe Random House, ist überzeugt, dass das funktioniert: „Herr Rathnow hat bei Siedler in den letzten zwei Jahren ausgezeichnete Arbeit geleistet und mit der Gründung von Pantheon einen neuen Verlag erfolgreich aufgebaut.“ Und die SZ schrieb ähnlich im Juni: „Mit Rathnow muss gerechnet werden.“
Begonnen hat er als wissenschaftlicher Assistent an der Universität München und wurde dann freier Literaturkritiker für die FAZ. 1995 übernahm er das Sachbuchlektorat im Luchterhand Literaturverlag in München. Danach war er verantwortlicher Literaturredakteur des Tagesspiegel in Berlin. 1999 wurde er leitender Sachbuchlektor und später Programmleiter Sachbuch des Ullstein-Verlags.
Der bisherige DVA-Verleger, der gerade erst seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte, ist eigentlich ausgebildeter Krankenpfleger, studierte dann aber Literaturwissenschaften, Linguistik und Philosophie, machte seinen „Dr.“ mit einer Arbeit über „Kunst als Widerstand“ und kam 1988 als Volontär zum Walter de Gruyter Verlag.
Den gebürtigen Berliner zog es bald nach Freiburg, wo er als Sachbuchlektor bei Herder andockte. 1994 kam Meyer zu C.H. Beck, wo er ein neues Programmfeld, das naturwissenschaftliche Sachbuch, aufbaute.
Zehn Jahre später wechselte er zur DVA, wo er zunächst die Programmleitung übernahm. Im Herbst letzten Jahres wurde Meyer – nach dem Weggang von Jürgen Horbach – zum Verlagsleiter berufen und hat den Verlag „nach dem Weggang von Jürgen Horbach [mehr…] in einer schwierigen Übergangsphase geführt“, wie Klaus Eck anmerkt.
Worüber genau es zum Bruch kam, ist nicht bekannt. Bekannt ist nur, dass die DVA „in allen Programmfeldern fortgeführt und weiterentwickelt werden“ soll, wie Eck betont. „Das gilt nicht nur für die Literatur und das Sachbuch, sondern ganz besonders auch für den Garten- und Architektur-Bereich (Federführung Roland Thomas und Andrea Bartelt-Gering) und den Manesse Verlag unter der Leitung von Dr. Horst Lauinger.