Am Dienstag wurde im Instituto Cervantes de Madrid das neue Buch von Ian Gibson vor großem Publikum präsentiert. Es wurde von dem Verleger, Autor und Publizisten Juan Cruz und dem Journalisten Miguel Ángel Aguilar vorgestellt. Sein Titel UN CARMEN EN GRANADA. Memorias de un dublinés (Ein Haus in Granada. Die Erinnerungen eines Dubliners).
Diese Erinnerungen wurden im Januar mit dem begehrten XXXV. Premio Comillas 2023 ausgezeichnet, die Jury hatte ihm unter anderem bescheinigt: „Diese Memoiren beschwören eine Welt und Charaktere herauf, die einer Geschichte von James Joyce entsprungen zu sein scheinen.“
Der Preis wurde von 1987 im Zuge der Demokratisierung Spaniens von Antonio López Lamadrid (1938-2009), dem legendären Verleger von Tusquets Editores kreiert. Mit ihm wollte man Autoren ermutigen, Werke über Themen und Personen von herausragendem historischem, politischem und kulturellem Interesse zu schreiben. Er ist heute dotiert mit 12.000 Euro, die in Funktion eines Vorschusses auf die Autorenrechten gezahlt werden, eine in Spanien sehr übliche Prozedur.
Diese Memoiren beschwören eine Welt und Charaktere herauf, die direkt einer Geschichte von James Joyce entsprungen zu sein scheinen. Ian Gibson beschreibt darin mit ungewöhnlicher Aufrichtigkeit das Leben einer irischen Mittelklassefamilie und zögert nicht, sowohl seine frühen emotionalen Schwierigkeiten als auch die familiären Dämonen zu schildern, die seine unmittelbare Familie jahrelang umgaben: Eifersucht, unsägliche Meinungsverschiedenheiten zwischen einer verbitterten Mutter und einem selbstbewussten Vater, Misstrauen und eine frustrierende Unterdrückung durch die methodistische Religion. Aber in diesem gewagten persönlichen und familiären Porträt fehlt es nicht an lichten Momenten: erste Freundschaften, einige inspirierende Lehrer, die ersten erotischen Abenteuer oder eine tiefe Liebe zur Natur und zur Vogelwelt.
Nach seiner Jugend, auf seinen ersten Reisen nach Spanien, entdeckte der junge Gibson die Literatur von Autoren wie Federico García Lorca und Antonio Machado sowie das Drama des Bürgerkriegs und der Nachkriegszeit. Nachdem er sich den Traum erfüllt hatte, einige Zeit mit seiner Familie in einem Carmen zu leben, einem der für Granada typischen Häusern mit ihren Gärten und Patios in den engen Gassen des Albaicín, dem Berg gegenüber der Alhambra, gipfeln seine Nachforschungen als Biograf von Persönlichkeiten wie Buñuel und Dalí auf brillante Weise in diesem leidenschaftlichen Erinnerungsbuch, einem Meilenstein für jemanden, der sich darauf spezialisiert hat, das Leben anderer zu schildern.
Ian Gibson (1939, Dublin) ist international anerkannter Historiker und Autor der definitiven Biografien unter anderem von Federico García Lorca, Salvador Dalí, Luis Buñuel und Antonio Machado. Auf Deutsch erschienen bislang Federico García Lorca (Insel Verlag, 1991), Salvador Dalí (DVA, 1998), Lorcas Tod (Suhrkamp, 1976) und Lorcas Granada (Jenior & Pressler, 1995). In Spanien genießt er eine hohe Popularität. Er lebt in Madrid.
Guenter G. Rodewald