Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:
- „Im Gleichschritt mit der Praxis“: Seine frühen Werke machten ihn berühmt, ihm selbst galten sie später als verfehlt: Ein Band präsentiert Georg Lukács mit unbekannteren, aber zentrale Motive seines Denkens erhellenden Texten. „Die Biographie, die dieses äußerlich zerrissene, innerlich geschlossene Leben verdient hätte, ist zurzeit wohl noch in Arbeit. Stattdessen erscheint zum heutigen fünfzigsten Todestag ein Band mit Texten von Lukács. Nach der klugen Entscheidung der Herausgeber versammelt er „nicht Ausschnitte aus Hauptwerken, sondern vorrangig weniger bekannte, aber symptomatische Texte“ des Philosophen.“
Georg Lukács, Ästhetik, Marxismus, Ontologie. Ausgewählte Texte (Hrsg. von Rüdiger Dannemann und Axel Honneth; Suhrkamp Verlag) - „Ein Sammelbegriff für alle Erscheinungsformen Gottes“: Unverdrossen optimistisch: Jörg Lauster erzählt die Geschichte des heiligen Geistes von den Schöpfungsmythen bis zu neueren naturwissenschaftlichen Debatten. „Der Autor schreibt mit der Verve eines geübten Predigers und ist dabei in bester protestantischer Tradition aufgeschlossen auch für alles, was die moderne Welt an Ernüchterungen hervorgebracht hat. “
Jörg Lauster, Der heilige Geist. Eine Biographie (C. H. Beck Verlag) - „Keine Angst vor Palermo!“: Roberto Alajmo begibt sich auf eine literarische Reise. „Dieses Buch ist ein moderner Klassiker der Reiseliteratur. Die deutsche Übersetzung, die 2007 unter dem absichtsvoll abwegigen Titel „Palermo sehen und sterben“ erschien, war schnell vergriffen und wurde antiquarisch zu abenteuerlichen Preisen gehandelt. Wer nach Palermo fährt, muss das Buch gelesen haben. Wer es gelesen hat, fährt nach Palermo.“
Roberto Alajmo, Palermo ist eine Zwiebel (Klaus Wagenbach Verlag) - „Rote Fäden, graue Felsen“: Dem Schriftsteller Erasmus Schöfer zum Neunzigsten.
- „Das Leben ist ein Autobahnstau“: Ein Roman mit Übergepäck: Zeruya Shalev entblättert in Schicksal ein Familiengeheimnis. „In Schicksal steckt – besonders in der Szene des so banalen Abschieds von Alex – mindestens ein zeitgenössisches Meisterwerk, das aber, wie in den Restaurierungsarbeiten, die Atara an diversen Immobilien vornehmen muss, von Leserinnen und Lesern erst mühsam freigelegt werden muss.“
Zeruyah Shalev, Schicksal (Berlin Verlag) - „Weltkrieg im Foyer“: Der polnische Jude Leopold Tyrmand überlebte als Kellner getarnt in einem Frankfurter Luxushotel. Sein Roman Filip erscheint erst jetzt auf Deutsch. „Als der Verleger Joachim Unseld 2019 von diesem wunderlichen Buch erfuhr, bemühte er sich schnell um die Rechte. Warum es aber mehr als sechs Jahrzehnte dauerte, bis das Werk nach Deutschland fand, ist kaum erklärlich: Der Blick eines Außenseiters zeigt den großstädtischen Alltag im Zweiten Weltkrieg auf bisher kaum gekannte Weise (…).“
Leopold Tyrmand, Filip (Frankfurter Verlagsanstalt) - „Der Woyzeck in uns“: Steve Sem-Sandbergs Version des infamen Menschen. „Der schwedische Schriftsteller Steve Sem-Sandberg legt nun einen eindringlichen Woyzeck-Roman mit dem Titel „W.“ vor, der aus den historischen Quellen schöpft und das damals zentrale Thema der „Zurechnung“ um den Aspekt der (polizeilichen, pädagogischen, medizinischen) „Zurichtung“ erweitert.“
Steve Sem-Sandberg, W. (Klett-Cotta) - „Ohne Socke swingt hier nichts“: Ein Klavier fällt auf die Straße – Bilderbuch über die Magie der Musik. „Was für ein Fest! Vor allem weil die Geschichte ohne platte Moral daherkommt und sich die Dinge einfach finden und fügen, wenn hier der triste Alltag gegen bunte Fantasie eingetauscht wird und am Ende alle gemeinsam musizieren.“
Juha Virta / Marika Maijala, Das verschwundene Piano (Kullerkupp Verlag) - „Im Getümmel von Hass und Provokation“: Mit seinem Buch Ich glaube, es hackt! stellt der Philosoph Jörg Bernardy Fragen, um jugendliche Leser zum Nachdenken zu bringen über Hater, Populisten und Querdenker. „Die Mischung aus Erklärungen, Beispielen und Gedankenexperimenten mag bei der einen oder anderen großen Frage nicht ausreichen, das würde so ein kleinteilig angelegtes Buch wohl auch überfordern. Doch die Richtung stimmt.“
Jörg Bernardy, Ich glaube, es hackt! Leben in Zeiten von Tabubrüchen (Beltz & Gelberg) - „Pirat verzweifelt gesucht“: Kinderkrimi um eine WG schräger Vögel. „Die Autorin beweist Sinn für Situationskomik und schreibt umwerfend trockene Dialoge. Soziale Inklusion findet hier nur beiläufig statt, ist für die Heldin selbst eigentlich kein Thema. Das Freche, Naseweise und auch Liebenswürdige an Mia hat Kai Schüttler in seinen Illustrationen hervorragend zum Ausdruck gebracht. Wegen der kurzen Sätze und jeder Menge wörtlicher Rede eignet sich das Buch gut zum Selberlesen.“
Nicole Mahne, Mia und die aus der 19 (Südpol Verlag) - „Odyssee der Kaninchen“: Der Klassiker Unten am Fluss als Hörbuch mit Sophie Rois. „Der Hörer wird wie im Popcorn-Kino durch die Geschichte gejagt, unterbrochen nur von kurzen Verschnaufpausen.“
Richard Adams, Unten am Fluss (Der Audio Verlag) - „Vergesst Keilkliff“: Vom spannenden Sommer auf einer Insel, auf der es kein Wlan gibt. „Die Autorin Annika Scheffel hält in „Sommer auf Solupp“ Geheimnisse bereit, die die Kinder im Laufe der Geschichte in Atem halten und sie vergessen lassen, dass es auf der Insel weder Wlan noch Autos gibt.“
Annika Scheffel, Sommer auf Solupp (Thienemann)
- „‚In großen Krisen suchen wir in der Natur Heimat, Rettung, Identität'“: Die Schriftstellerin Helen Macdonald im Interview über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier und über das Leben in einer Welt der Wunden. „‚Wir sind Kreaturen, die immer nach Gleichheit suchen, mein Buch ist ein Plädoyer, die Differenz zu lieben. Es steckt eine utopische Hoffnung in ihm, dass wir Differenz um ihrer selbst willen lieben können.'“
Helen Macdonald, Abendflüge (Hanser)