Caricatura Museum Frankfurt würdigt Robert Gernhardt

Der Zeichner, Maler, Lyriker, Schriftsteller und Drehbuchautor Robert Gernhardt wäre am 13. Dezember 2017 80 Jahre alt geworden. Mit 27 Jahren kam Gernhardt nach Frankfurt, die Stadt passte zu ihm: „Was in den 1960er Jahren in Frankfurt passierte, war ganz nach Gernhardts Geschmack“, stellte Achim Frenz, Leiter des Caricatura Museums, fest. Zum Jubiläum zeigt das Haus eine große Ausstellung mit rund 350 Exponaten – Zeichnungen, Drucke, Bücher, eine Skulptur und ein Plüschtier – des 2006 verstorbenen Künstlers. Rund 2500 Zeichnungen aus Gernhardts besitzt das Museums für Komische Kunst. „Wir hoffen, noch weitere Arbeiten erwerben zu können“, wünscht sich Frenz.

„Gernhardt war ein Meister der Bildgeschichte und der Bildgedichte, ein Multitalent. Er ist deshalb besonders wichtig für unser Haus“, unterstrich der Museumsleiter. Früh habe sich der Künstler für die Einrichtung eines Museums für Komische Kunst interessiert, das Haus als Chance für Frankfurt begriffen. „Er war immer ein guter Gesprächspartner und Ratgeber, sein Werk gehört zum Herzstück der Caricatura“, erklärte Frenz. Leider erlebte Gernhardt die Eröffnung des Museums 2008 nicht mehr.

Julia Cloot, stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der die Exposition unterstützt, erläuterte: „Die Neue Frankfurter Schule, zu der Robert Gernhardt, F. W. Bernstein, Bernd Eilert, Eckhard Henscheid, Pit Knorr, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F. K. Waechter gehören, war und ist im Stadtbild präsent.“ So ziert das von Gernhardt entworfene GrünGürteltier – „eine Mischung aus Wutz, Molch und Star“, wie der Künstler selbst sagte – die Robert-Gernhardt-Brücke am Alten Flugplatz in Frankfurt-Bonames. Insgesamt befinden sich 14 komische Kunstwerke im GrünGürtel.

In der Dauerausstellung der Caricatura im ersten Obergeschoss, die der Neuen Frankfurter Schule gewidmet ist, werden im Gernhardt-Kabinett Zeichnungen aus seinem Buch Die Magadaskar-Reise, erschienen 1980 bei Zweitausendeins, gezeigt.

„Auf der Galerie in der ersten Etage sind Coverzeichnungen und Illustrationen zu den Büchern Die Falle, Haffmans, 1993; Ostergeschichte, Haffmans, 1995, Wege zum Ruhm, Haffmans, 1995, Das Ungeheuer von Well Ness (mit Bernd Eilert und Pit Knorr), Fischer TB, 2005, sowie In Zungen reden, Fischer TB, 2000, zu sehen. Diese Zeichnungen werden erstmals im Caricatura Museum ausgestellt“, informierte Kuratorin Lea Willimann.

Ebenfalls auf der Empore gewinnt der Besucher Einblick in das Schaffen Gernhardts als Stadtschreiber von Bergen 1991/92. Außerdem werden über 50 Comic-Strips mit Schnuffis Abenteuern aus Welt im Spiegel, einer Kolumne der Zeitschrift pardon, präsentiert.

Im Erdgeschoss sind Bildergeschichten und Cartoons, die Gernhardt 1979 bis 1994 für die Titanic anfertigte, zu betrachten, darunter Auszüge aus den Serien Gernhardts Erzählungen und Mit Gernhardt durchs Jahr. Weitere Buchcover und die vollständige Reihe Deutsche Leser, erschienen 1986 in der Literaturbeilage der Zeit, ausgewählte Arbeiten aus den Sudelblättern, die Gernhardt zu den 99 Sudelsprüchen von Georg Christoph Lichtenberg gezeichnet hat, komplettieren die Exposition. Gernhardt, Eilert und Knorr (GEK-Gruppe) schrieben seit den 1970er Jahren auch Texte für Otto Waalkes.

Außerdem darf man in einer Leseecke in Gernhardts Büchern schmökern.

An drei Hörstationen kann man dem Künstler lauschen, auch Filmausschnitte sind zusammengestellt worden.

„Gernhardt sagte: ‚Humor ist eine Haltung, Komik das Resultat einer Handlung. Humor hat man, Komik macht oder entdeckt man’“, zitierte Achim Frenz den Künstler. Die Neue Frankfurter Schule sei Wegbereiter einer neuen Komik gewesen.

Zu den Leihgebern der Ausstellung, die bis zum 15. April 2018 im Caricatura Museum Frankfurt zu sehen ist, gehören Almut Gehebe-Gernhardt und die ehemalige Buchhändlerin der Berger Bücherstube Monika Steinkopf.

JF

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert