Liebe Freunde,
gibt es überhaupt einen Messe-Mayer ohne BuchMarkt? Das war die Frage, die vielen im Gebeiß schwelte. Nun – wir sind ja nicht völlig ohne BuchMarkt!
Leider mussten wir nämlich unser schönes Printmagazin mit der Dezemberausgabe 2024 einstellen. Ich habe sie noch immer im Koffer.
Was aber geblieben ist, ist die BuchMarkt Media AG im Besitz der eBuch-Genossenschaft. Die BuchMarkt Media AG hat wenigstens drei Unverwüstlichkeiten im Gepäck:
- die Marke BuchMarkt
- die Spiegelbestsellerliste
- und, äh, mich.
Zur Marke gehören eine nützliche Webdomain, ein festes Standing in der Branche und ein mit Geschichte aufgeladener Namenszug. Die Spiegelliste ist uns eigentlich mehr so vor den Kühler gefallen, als Buchreport ins Schleudern geriet, aber die Spiegelliste ist ein so sicheres Asset, dass sich allein ihretwegen die BuchMarkt Media AG lohnt. Und dann haben wir noch mich, eine Kolumne, die sich in das zu enge Kostüm eines überkommenen Blogging-Formates quetscht, um zweimal im Jahr die Messe zu bestolpern.
Dass ich inzwischen artige Aufsätze beim Börsenblatt einreiche, trug zusätzlich zur Verunsicherung bei – würde es also je wieder einen Messe-Mayer geben?
Was soll ich sagen:
Außerdem habe ich noch alte Visitenkarten aus der Redaktion, die ich schön weiterbenutzen werde. Die und mein altes Namensschild.
Die eBuch indes hat auf dieser Messe keinen Stand, aber Sie finden die lieben Kollegen dann bei Libri.
Libris Barista ist messeweit bekannt und bestaunt; mal schauen, ob sie ihn wieder mit dabei haben. Meine Traumkombi wäre der Barista von Libri und die Bohnen von Droemer Knaur.
Mein Hotel
Wir müssen immer das Hotel nehmen, das a) noch zu haben ist und b) zu bezahlen. Zu Glanzzeiten des BuchMarkt, als Prostituierte und Kokain noch ganz normal in der Budgetabrechnung für die Messe auftauchen durften, da hatten wir freilich Zimmerservice und Minibar.
Aber ich bin mit Minimalkomfort sehr zufrieden. Wie Karl Kraus sagte: gemütlich bin ich selber. Mein Zimmer ist sauber und funktioniert. Es hat zwar nur die Größe seines eigenen Badezimmers, und ich schlafe nicht gut in Hotelbetten aus Komplettmassivschaumgummi, aber:
Vorm Hotel geht ein Bus, hinterm Hotel geht eine Straßenbahn, die direkt in Oliver Zilles Schoß endet, und im Innenhof ist eine Fußgängerzone versteckt wie bei Harry Potter, nur mit mehr Sachsen. Ich kann mir ein Matjesbrötchen, einen Cappuccino oder eine Pasta ´Nduja holen und mich damit zurück an den PC setzen, während es noch dampft. Ich kann vom Dach springen und in der Messe aufschlagen.
Zum Frühstück bekomme ich alles für mein Low-Carb-Programm (ein halbes Glas kalten Grapefruitsaft, feinen Kaffee, zehn Rühreier und ein Pfund Bacon).
Und wenn mein Zimmer auch knapp kleiner sein mag als Jacks und Roses verdammte Tür –
… – das ist für meine Zwecke ein sehr, sehr gutes Hotel. Bitte gerne wieder.
Und auch das muss man sich erst mal vor Augen führen: Jemand malt hier jeden Tag ein Lächeln auf jedes Frühstücksei.
PK heißt Pressekonferenz
Im digitalen Zeitalter ist es überhaupt nicht mehr erforderlich, aber ich eröffne meine Messe dennoch immer mit einem Gang ins Pressezentrum. Sonst hätte ich nicht KSF getroffen, wie sie gleich die PK schwänzt!
Und zur Pressekonferenz schickt KSF einfach PKvC! Klingt für mich alles wie Kohlenstoffverbindungen. Alles Namen, die auszuschreiben wirklich eine Strafe sind: Aber Sie kennen ja Karin Schmidt-Friderichs und Peter Kraus vom Cleff.
Der erste Teil der Pressekonferenz ist immer sehr angenehm, um nebenher seine Mails abzurufen oder Fotos zu schießen, während vorne die üblichen Stichworte durch meinen Filter rauschen: harte Zeiten, schöne Messe; Anforderung durch K.I.; Politik ist schwer; Lesen ist gut.
Diesmal habe ich besonders auf die Hände geachtet.
Martin Buhl-Wagner, Leipziger Messe:
Margit Walsø, Direktorin von NORLA:
Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig:
Unser Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff ist hier, weil Karin Schmidt-Friderichs schwänzt:
Von Messedirektorin Astrid Böhmisch habe ich leider nur Schmetterlingshände hinbekommen.
Dieses Jahr haben wir auf einen spaßigen Slambeitrag verzichtet, aber ein Talk mit Thomas Böhm ist absolut ein Praliné am Morgen. Als Moderator interviewte er die Norwegischen Gäste Vigdis Hjorth und Johan Harstad, und das war amüsant und aufschlussreich.
Beim Gruppenfoto am Schluss habe ich es geschafft, ausschließlich Exemplare mit mindestens je einem geschlossenen Augenpaar zu produzieren. Deshalb nehme ich gleich das, wo unsere beiden Gäste synchron stehschlafen:
Weil diese PK so schmissig von Dr. Andreas Knaut moderiert wurde, gab es am Ende sogar nur gute Fragen. Also nichts erwähnenswertes für dieses Format, haha.
Doch, halt, eins noch: Schönstes fallengelassenes Zitat kam von einem gewissen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (von der dpa oder vom epd?):
Die Wahrheit der Absicht ist nur die Tat selbst.
Mal schauen, wo ich das noch verwenden kann.
Journalistenkolleg*innen, die ich treffe, sind Markus Fertig, MVB, und die liebe Petra Samani von Langendorfs Dienst und vom Buchblinzler.
Ich will ja wirklich nicht darauf herumreiten, aber wie der Unternehmenssprecher Dr. Kaut selbst sagte: Wir haben natürlich was zu essen da. Nicht nur, dass es bereits vor der PK lecker Kaffee gab, sondern wie immer (und diesmal sogar natürlich) auch hinterher köstlichste Verpflegung und Willkommnung.
Ein warmer Kaffee, ein kleiner Happen – das wäre so leicht, Frankfurt! Aber, wie PKvC Schrägstrich GWFH vor 16 Minuten fallen ließ:
Die Wahrheit der Absicht ist nur die Tat selbst.
Quatsch in den Hallen
Am Pressemittwoch gibt es morgens die PK und abends die Feier in Gewandhaus, und dazwischen wird aufgebaut. Weil ich nichts aufzubauen habe, kann ich Quatsch machen.
…z.B. mich wie James Bond fühlen, der in ein Schurkenversteck nach dem Design von Ken Adams eingedrungen ist.
Scheck und Blofeld sehen sich ja ohnehin ein bisschen ähnlich.
Nach der Pressekonf-, äh, PK lädt das diesjährige Gastland Norwegen zur Standbesichtigung ein. Im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse müssen die Gastländer in Leipzig keinen kompletten Flugzeughangar schmücken oder den Cirque de Soleil neu erfinden.
Außerdem hat Norwegen bereits 2019 in Frankfurt gemusst.
Aber nicht nur: Es gibt als Geschenk für uns Journalisten das Frühlingstraumspiel!
Das ist ein Satz Karten mit Zitaten aus norwegischer Literatur, die jeweils einer philosophischen oder wenigstens bedeutsamen Frage zugeordnet sind.
Was für eine schöne Idee!
Was haben wir denn da so:
Noch eine ziehen:
Das hängt sicher davon ab,…
Das macht Spaß! Und das kann ich jetzt in jedem Text einmal anwenden!
Zeichen werden politisch gesetzt, gesellschaftlich, ästhetisch, aber auch hüpfend:
Das Land Sachsen und die Stadt Leipzig ermöglichen der Ukraine einen Stand, um Aufmerksamkeit zu generieren und Haltung zu zeigen.
Zur morgigen Buchpreisverleihung würde man mich hoffentlich daran hindern, hinter dem Riesenmonitor herumzustrolchen.
Normalerweise darf ich auch nicht neben so teures Gerät wie einen Kamerakran.
Die schöne Asterixwand ist ein Hingucker für Fans:
Der Animationslook wird viele Old-School-Fans stören.
Hier findet tatsächlich am Aufbautag ein Interview statt, mit Sound und Publikum, zwischen Gapelstaplern und zugigen Zufahrten. Vielleicht oder hoffentlich ist das auch nur eine Art Probe?
Womöglicher Dialog bei S. Fischer zum Gastland Norwegen:
– „Sollen wir das Vaginabuch auch einpacken?“
– „Klar, die eine Autorin hat doch ein so ein komisches Ø im Namen!“
Ab morgen dann orthogonal und richtig: Der Auftritt von S. Fischer.
Apropos S. Fischer: Selfie Time!
Apropos Selfie Time: Jörg Sundermeier pünktlich zum Indie-Book-Day!
Apropos Verbrecherfotos:
Apropos Freunde: Danke, Mirjam Mustonen, bei Kiepenheuer & Witsch, wie immer für jede Art Foto mit Ihnen.
Ein ganz rares Foto: Testbild beim ZDF. Normalerweise fahren die immer sofort irgendein professionelles Wallpaper hoch; es war nur eine Frage der richtigen Sekunde.
Bei Droemer Knaur habe ich mir vorsorglich wieder ein Versorgungsabo für Notfallhydrate eingerichtet. Ich finde dort einen markanten Stuhl vor, aber ich habe niemanden um ein Foto bitten wollen: Ich schwöre, die haben sich gerade alle gleichzeitig zur Vesper hingesetzt, so dass ich eine Störung nicht übers Herz gebracht habe.
Dann eben erst mal der leere Stuhl. Das holen wir diese Woche noch nach.
So selten wie ein Testbild beim ZDF: Bei Penguin Random House ist noch nichts ausgepackt. Aber so gar nichts.
(Katja Schmidt war so freundlich, aber meine Kamera funktioniert ähnlich wie eine Tardis: Nur bei mir, und dann auch nur auf komplett differenten Zeitebenen.)
Und bevor der Rummel hier richtig los geht, treibe ich mich noch an unbewachten Mangaständen herum und schindludere die Tōshindai:
Meine Versuche, herauszufinden, wie Two Face Langnese hier tatsächlich heißt, stießen auf eine Mauer aus Comedy:
Zum Geleit
Um ein Haar wäre ich heute abend noch im Gewandhaus gelandet! Ich, der notorische Abendveranstaltungsverneiner!
Stattdessen verwende ich lieber die Fotos meiner Maulwürfe vor Ort; und damit hätten wir auch die allerbeste Maren Ongsiek elegant eingepflegt.
Das Gewandhaus ist der Ort und das Synonym für die Eröffnungsfeier, die dort immer stattfindet. Allerdings fallen Abendaktivitäten nicht mehr in mein Zeitfenster, und allerdings braucht man auch eine Einladung.
Und der Börsenverein hätte sogar noch eine für mich gehabt!
Aber eins nach dem anderen, vielleicht plane ich das nächstes Jahr endlich mal ein. Jetzt sind wir erst mal gespannt, ob ich es am Donnerstag zu Bernhard Fetschs legendärem Branchenabendessen schaffe. Denn erstens fallen Abendakti- siehe oben.
Und nun ein paar Worte meiner Sponsoren:
Für den Messedonnerstag (also heute, wenn Sie das zur Eröffnung lesen!) weise ich auf eine Veranstaltung unter dem Motto neue weibliche Stimmen der Gegenwart hin. Annegret Liepold und Katharina Köller werden von Penguin Random House im Forum Literatur vorgestellt:
Da, in Halle Drei habe ich einen neuen kulinarischen Anbieter entdeckt:
Handbrot muss einiges zu bieten haben, wenn es Tellerbrot schlagen soll.
Eigentlich wollte ich mal so einen Snapchat-Filter ausprobieren, um ein Logo zu basteln, das der Manga ComicCon gerecht wird:
Also lieber eines dieser üblichen Abschlussfotos:
Und das war mein erster Messetag – Presse, Aufbau und Ankommen.
Ab Donnerstag werden Leute reingelassen!
Und nicht nur Journalisten.
Ihr und Euer
Matthias Mayer
Frühlingstraumspielkarte Nummer 1 von 5:
Ich bin bestürzt über unsere Branche….was war da früher -Prostitution und Kokain…und heute ? :-) Hat Herr Joppich doch RECHT….diese Branche…..