Tag 2 von 6: Mokka, Wald und mach mal'n Punkt Der Messe-Mayer Frankfurt 2023: Mittwoch

 

 

Liebe Freunde,

 

was mag das sein?

 

Das wüssten Sie wohl gerne.

 

 

Aber der Reihe nach. Heute begann die Frankfurter Buchmesse, die bereits gestern begann, aber das ist ja immer ein vielteiliger Prozess. Hauptsache, sie hört auch irgendwann wieder auf.

Das Wetter war schön, obschon es ein kalter, zugiger Oktober ist. Aber wer die Leipziger Eismesse von 2018 überlebt und noch immer alle zwanzig Zehen hat, der jammert nicht über Kälte.

 

Die Stadt Frankfurt ist auf das Gastland Slowenien vorbereitet:

Oder ist das Land Slowenien auf den Gastgeber Frankfurt vorbereitet?

 

Sie sehen also: Alles läuft rund.

Zum gestrigen Beitrag kamen schon Rückmeldungen:

„Das Schattenspiel der Spitzen auf dem Boden gefällt mir sehr gut, aber nach oben darf man da wirklich nicht gucken…“

„Auf dem Foto mit Birge Tetzner hast Du ein richtiges Harald-Schmidt-Lächeln drauf“

„Duden schraubt Duden? Oder meinten Sie „Dude schraubt…?“

„Selfie auf dem Lokus: Und dann steht da auch noch „Schicke uns Dein Selfie auf Instagram und wandere direkt in den Lostopf. Passt wie A… auf Eimer. Wird das ein neuer Trend? Wie weiland die Friseurlädennamen?“

…und Peter-Uwe Sperber sogte sich um Michael Geißler und mich, weil wir „trocken“ aussehen. Wohlan, trinken wir allein schon zu Sperbers Beruhigung!

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Auch heute haben wir wieder Format- und Zeichensatzprobleme auf der Homepage, also wundern Sie sich nicht, wenn hier Fettungen fehlen oder Abstände und Absätze zu groß, zu klein oder als Punkt erscheinen.
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Kaffee mit Frau Doktor Völker
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Huch, jetzt habe ich eigentlich schon alles Wesentliche in die Überschrift geschrieben. Die liebe Daniela Völker hat mich zum Auftakt des Tages an den Stand von Penguin Random House eingeladen, wo ich erst einmal ankommen und Kaffeegetränke haben durfte.
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Sie hat mir auf dieser Messe wieder ein paar interessante Kontakte hergebogen, und sie hatte selber Interessantes zu zeigen und zu berichten.
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In erster Linie freuen wir uns einfach immer, einander zu sehen.

 

Aber in zweiter Linie hat der Otto-Bildband es nun auf Platz 1 der Spiegel-Liste geschafft! Und das ist einen Hochdaumen und ein Gewinnerfoto wert!

 

Und das kriegt es auch.

 

 

Und dazu gibt es eine Banksy-Hommage vom Meister persönlich!

 

 

Also von Meister Waalkes, nicht von Meister Banksy.

 

Und noch eine Nummer-Eins-Platzierung: Der neue Stephen King.

Hier sind die Siegermuffins, die man dann im Verlag extra backt.
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Frau Völker macht mich mit Pia Werner bekannt, und so habe ich endlich auch einen Kontakt bei Prestel! Aber das ist ja eigentlich ein Beitrag für die Namedroppingselfierubrik.
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Und die kommt jetzt.
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Namedroppingselfierubrik
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Also, äh, wie gesagt: Pia Werner, Prestel.

 

Ich habe hier schon viele Gesichter gemacht, aber so eins noch nicht:

Armin Gmeiner vom Gmeiner-Verlag

 

Harald Kiesel vom 360°-Verlag und ein niederländischer Freund:

…äh… er hieß Ned Niederländer. Random Piet? Kees van Keuken?

 

Peter Lederer vom Softwaregiganten BookHit ist am Gesamtstand  von Grün Software.

 

Viel interessanter finde ich ja die Mini-Kaffeemaschine ganz links!

 

Wie cool ist das denn?

Die muss in meine Sammlung!

 

 

Neu ist, dass ich diese Woche tatsächlich eine Praktikantin dabei habe! Einige meiner Fotos hat nämlich Jule Wenzel gemacht. (Und nicht nur Maren Ongsiek!) Sie wollte eigentlich nur eine Woche lang Müll ausleeren in meinem langweiligen Buchladen, und jetzt zerre ich sie auf die Messe, wo lauter Verrückte herumlaufen!

 

Aber der Anton Neugirg und ich passen da schon auf.

 

 

Hier treffe ich Claudia Holzer von Usborne, festes Messe-Mayer-Mitglied seit 2022. Eigentlich hatten wir ein schönes Gruppenfoto mit lauter Damen vom Usborne-Verlag gemacht, aber eine von ihnen war unvorteilhaft mitten im Blinzeln, und da habe ich mir gesagt:

 

Hauptsache, ICH bin schön.
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Oder warten Sie – wir machen das so:
And nobody gets hurt.

 

 

 

Mittagessen

 

Maren Ongsiek hatte für das Mittagessen die Hot Dog Bar vom MVB vorgeschlagen. Und ich tue immer, was Maren Ongsiek mir sagt. Deshalb funktioniert das hier schon seit Jahrzehnten.

 

(MVB = Mittagsverpflegungsbewältigung)

 

Zum Nachtisch gab es Kuchen mit dem diesjährigen Messe-Logo, serviert von Katrin Friedel, und die serviert sonst nie jemandem was.

Aber wer ist dieser fünfundsiebzigste Frank?

 

Denken Sie nicht, das sei undichter Kaffeefilter oder schmutzige Tasse! In gewisser Weise stimmt das zwar beides, aber es ist gesteuerte Absicht. Dies ist ein israelischer Mokka!

Und er war ein Gedicht.

 

Ich weiß nicht, ob das Messe-Catering diese Spezialität an allen Service-Points anbietet, aber ich kann auf jeden Fall auf die Accente-Theke in Halle 4.0 verweisen.

Hier war es übrigens mal Maren Ongsiek, die auf mich gehört hat.

 

 

Interview mit Peter Wohlleben

 

Der Förster, Forstologe, Arborhetiker, Laubfrosch und Waldmeister Peter Wohlleben stellt gleich zwei tolle Bücher auf dieser Messe vor: Zum einen hat er seinen Ur-Erfolg Das geheime Leben der Bäume in eine Graphic Novel verwandelt, zum anderen stellt er in seinem neuen Sachbuch Unser wildes Erbe den größeren Zusammenhang zwischen unseren Ökosystemen und unserer Geschichte her – Mensch, Planet und Evolution arbeiten auf viele faszinierende Weisen zusammen. Ich traf ihn beim Ludwig-Verlag am Random-House-Stand, wo er gerade Wurzeln schlagen wollte.

Man kann zwar den Wohlleben aus dem Wald holen, aber niemals den Wald aus dem Wohlleben.

 

 

BuchMarkt: Erzählen Sie mir etwas über die Graphic Novel „Das geheime Leben der Bäume“!

Peter Wohlleben: Das ist meine Lebensgeschichte, verschnitten mit „Das geheime Leben der Bäume“, und dazu auf vier Jahreszeiten verteilt. Das ganze wurde auf 240 Aquarellkartons gezeichnet. Es ist lustig, es ist spannend – das ist wirklich ein Coffee Table Book und nicht nur ein Comic. Der Leinenrücken, die Fadenheftung – ich liebe es.

Apropos: Was macht der Wald?

Peter Wohlleben: Dem Wald geht’s gut, aber nur dem echten. Also da, wo der Wald Wald sein darf, ist er erstaunlich gut durch den heißen, trockenen Sommer gekommen. Aber da, wo wir den Wald in eine Massenbaumhaltung verwandelt haben, macht er jetzt langsam die Grätsche.

Massenbaumhaltung, so wie Massentierhaltung?

Ja, es gibt erstaunliche Parallelen: Es sind lauter junge Bäume, es ist ein Alter, alle in Reih und Glied, teilweise verkrüppelt. So wie man Ferkelchen die Schwänze abschneidet, werden Plantagenbäume beschnitten, die Wurzeln werden verstümmelt. Es finden weniger soziale Interaktionen zwischen den Pflanzen statt. Und diese eintönigen Massenbaumwälder sterben in Deutschland großflächig ab, pro Jahr über 1000 Quadratkilometer.

Aber wir sind ja nicht mehr nur beim Wald: In Ihrem neuen Buch werden Sie umfassend und in einer Breite interdisziplinär, dass ich mich frage: Wieso sind Viren und Zoonosen und Urgeschichte plötzlich Ihre Wissensgebiete?

Das Wald-Ökosystem besteht nicht nur aus Bäumen. Bäume sind mit die kleinste Artengruppe im Wald. Es geht um Tiere, um Pflanzen, um Pilze. Der Mensch schleicht schon eine geraume Zeit zwischen den Bäumen herum. Der war sogar schon vor den Bäumen da.

Das große Ganze spielt eine wichtige Rolle in all Ihren Beobachtungen?

Damit habe ich mich schon als Schüler beschäftigt: Es ist mir irgendwie nicht in den Kopf gegangen, was uns angeblich so sehr von den Tieren unterscheidet. Dass wir schlauer sind? Raketen bauen können? Sicher, aber im alltäglichen und biologischen Verhalten sind die Unterschiede tatsächlich gar nicht so groß.

Wäre im Ökosystem Mensch dann nicht auch der Mensch die kleinste Artengruppe? Also, Anzahl Eins gegenüber so vielen Mikroben, Milben, Bakterien, die auf und in uns leben?

Letztlich sind wir mit uns selber in der Minderheit. Die Leute wollen das nicht hören, dass Haarbalgmilben tagsüber in unseren Poren leben und essen und nachts zur Paarung raus auf die Haut kommen. In unserem Darm leben Bakterien, deren Enzyme Hormone produzieren, die unsere Stimmung verändern können. Da leben Arten, von denen wir im Detail gar nicht wissen, was sie da machen. Wir sind selbst ein ganzer Planet, und wir wissen bis heute nicht, wie ein Gedanke gefasst wird.

Der Querschlag Mensch-Wald ist also eigentlich sehr klein?

Genau.

Wieso produziert eine religiöse Gesellschaft mehr Nachwuchs? Liegt das allein am Imperativ „seid fruchtbar“?

Nein, viel subtiler: Es geht um Einhaltung von Regeln. In religiösen Gesellschaften werden Regeln befolgt, und die machen das Zusammenleben sicherer und minimieren Risiken. Und so kann man sich leichter ausbreiten.

Wird uns eine neue Spezies womöglich ablösen, so in der nächsten Million Jahre?

Es gibt Theorien, die besagen, dass die nächsten Herrscher des Planeten die Vögel werden könnten. Sie sind irrsinnig intelligent, haben Sprache und „sprechen“ in ganzen Sätzen. Intelligenz ist auch vorhanden bei Pflanzen, bei Pilzen.

Wir Menschen werden sicher nicht bis zum Schluss hierbleiben, also bis die Sonne stirbt. Aber wieviel Jahrtausende geben Sie uns noch?

Wenn ich jetzt raten müsste, dann sind wir in den nächsten 200.000 Jahren fällig. Aber das ist auch völlig okay. Seien wir ehrlich: Uns interessiert unsere eigene Lebensspanne und die unserer Kinder und Enkel. Wer stirbt, stirbt nicht aus, sondern er stirbt. Ein Leben endet, aber eine „Spezies“ bleibt nur ein Konstrukt.

Die Fragen stellte Matthias Mayer

(Hahahaha, wer denn auch sonst?)

 

Der Mann ist auch noch selbst so groß wie eine Buche:

Aber auch mindestens genau so humorvoll!

 

 

Flanieren

Mit der entspannten Aussicht auf das sichere Aussterben unserer Spezies kann ich nun gelöst und frei von irdischen Beschränkungen noch ein wenig durch die Hallen wandern!

 

Natürlich bekommt Lila Prap im Slowenienjahr einen ganzen eigenen Stand gewidmet:

Die Halle der internationalen Aussteller schauen wir uns morgen mal an.

 

 

Wissen Sie, an wen das Monster aus Coppenraths Luxus-Präsentation mich erinnert:

Ach herrje! Doktor Frankenstein hat Bertold Brecht verbaut!

 

Hier ist die Auflösung des Duden-Projektes vom Aufbautag:

Ich schließe mich den Glückwünschen an.

 

Im Bastel-, Spiel- und Geschenkebereich von Halle 3 finde ich mit Pixelart das Klebepunktprinzip als Produkt auf den Punkt gebracht:

Verstehen Sie? Auf den Punkt gebracht!

 

Ich zeige es Ihnen mal. Schauen Sie sich dieses Porträt von Scarlett Johansson an:

Sie ahnen schon, worauf das hinausläuft.

 

…und hinausläuft…

 

 

AAAAH! ZU NAH! ZU NAH! NIMM ES WEG!

 

Jedenfalls darf man die alle selbst aufkleben! Und weil auch Zwangsgestörte irgendwann Geburtstag haben, denke ich, dass es dafür absolut einen Markt gibt. Also ich will das in meinem Laden haben.

(UND IN MEINEN HÄNDEN!)

 

Für die Messegäste wurde extra eine Freestyle-Wand eingerichtet und Buchstaben zur Verfügung gestellt, damit sie ihr Messefeeling hier hinterlassen können!

 

…äh… wie bitte…?

 

Ich weiß eigentlich genau, was ich hier hinterlassen möchte. Hoffentlich sind noch genug Z da.

 

So.

 

Beim Frech-Verlag wollte ich gerade entdeckt haben, dass der Wichteltüren-Trend auch 2023 weiter durchgeboxt wird, als ich etwas entdeckte.

Ich warte ja noch auf „Wichtel richtig durch den Winter füttern“ von Ulmer.

 

Ich entdeckte also in der Ecke doch tatsächlich, ganz hinten und ganz unten…

– können Sie es schon erkennen? –

 

…jawohl, eine echte…

…ganz und gar wahrhaftige…

 

WICHTELTÜR!

Aber ich denke, der Schneemann ist Fake.

 

Und hier noch ein Hinweis für Messebesucher:

 

Reise durch die Zeit

Der renommierte, prämierte, liebevolle, feine, aber einfache, und doch herausragende, originelle Kochbuchverlag Hädecke, den man nun wirklich niemandem in dieser Branche mehr vorstellen muss, nimmt uns mit auf eine Reise durch die Zeit!

Die Verlagsgeschichte wird durch eine nostalgische Foto-Ausstellung und täglich wechselnde Tapete zum Leben erweckt. Täglich ein neuer Stand? Wo gibt es das denn?

Bei Hädecke, 4.1, H 8.

 

Und wen entdecke ich da an der Wand?

 

Fast Familie: Jo Graff und Christian von Zittwitz

 

Und hier erkennen Sie auch mein Bilderrätsel vom Anfang: Tatsächlich wechselt diese Tapete täglich. Hier sehen Sie die Verlagsphase von 1948 bis 1963.

 

Und ich habe schon Angst vor morgen.

 

 

Zum Geleit

 

Und das war mein Mittwoch. Ich habe viel gelernt und viel Kaffee assimiliert. Ich freue mich für morgen auf die Internationalen Aussteller und das Comiccenter, das hier Comics Centre heißt. Und ich habe allerdings noch nicht die Agora begessen. Wir haben also noch ein bisschen was vor.

Hahaha, nein, Quatsch, wir haben gar nichts vor. Ich will tatsächlich nur Kaffee trinken und Leute umarmen, aber aus dieser Mischung entsteht dann eben doch immer wieder: Messe.

 

Schon Buddha der Schlanke sagte: „Einfach nehmen, wie es kommt, M*therf@cker.“

 

 

Wie ich hier so durch die Nacht mich schreibe, erreicht mich der liebe Kollege Carsten Wagagast, grüßend in nächtlicher Verbundenheit. Er blieb der Messe diesmal fern, um sich Nachts wie Jim Jarmusch zu fühlen:

Einkehr, Lesen und Jazz: Rezensent bei der Arbeit.

 

Ich habe die Messe von Ihnen gegrüßt, alter Weggefährte, und sie grüßt lieb zurück.

 

Nur falls es wer vergisst:

 

Abtrocknen kommt erst zuletzt.

 

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Donnerstag!

Ihr

Matthias Mayer

herrmayer@hotmail.com

 

 

Die besten Kuchen Sloweniens, 2 von 6:

Pohorsker Quarkstrudel (Pohorska gibanica)

 

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