Halbzeit Der Messe-Mayer 3 von 6 DONNERSTAG Titel folgt noch

 

 

Liebe Freunde,

hahaha, wem mache ich hier was vor? Wenn der Tag bis jetzt keinen Titel hat, dann kriegt er nie mehr einen. Willkommen im dritten Messetag, oder, wie die Menschen draußen in der Welt ihn auch nennen: Donnerstag.

 

Halbzeit. Das Wetter war dieser Messe bisher zugewandt, zwar wolkig am ersten Tag, aber gerade heute hatten wir wirklich ein Kaiserwetter.

Maren Ongsiek hat den Messeturm abgelichtet, wie die Abendsonne ihn golden färbt.

 

Sonst ist er nämlich eher ungolden.

 

 

Als ich gestern schrieb, dass wir Halle 1 in dreißig Jahren nicht benutzt haben, erregte ich den Einspruch einer treuen Leserin, die mich anschrieb. Sie erinnert sich:

„Die wurde tatsächlich einmal benutzt, und zwar Ende der achtziger resp. Anfang der neunziger Jahre. So genau weiß ich es nicht mehr, aber ich war damals dabei mit dem Nord-Süd Verlag. Sie haben da die Kinder- und Jugendbuchverlage und noch ein paar andere platziert. Das war eine ganz triste Angelegenheit, und es gab dann auch ordentlichen Protest! Wir kamen uns sehr einsam und abgeschnitten vom ganzen Messegeschehen vor. Danach war da eine Weile noch die Kalenderausstellung untergebracht.“

Vielen Dank für Ihre Mail.

 

Herzlichen Glückwunsch, Alina Bronski! Fein gemacht, Kiepenheuer & Witsch! Ihr seid das Lieblingsbuch der Unabhängigen! Schillernde Helden, komische Freundschaft!

 

Ich möchte gerne wissen, wie Pi mal Daumen in anderen Sprachen heißt.

 

Und keine Sorge:

Niemand hat die Absicht, eine Messe zu entfernen.

 

 

Abenteuer zu Fuß

Fast hätte ich heute mal ein Shuttle genommen, aber ich habe gar keins gesehen. Fahren die denn? Ich habe mich nämlich aufs neue Comic Center in Halle 6 gefreut, aber dann habe ich gemerkt, dass ich mich verlesen hatte:

Es handelte sich um das neue Comic Business Center, und das ist dann schon wieder weniger interessant für lustige Fotos oder freche Texte.

 

Comics als Business: Das ist SO Frankfurt

 

Aber die Nerds haben ja schon ihr eigenes Areal. Darauf freuen wir uns am Sonntag.

 

In Halle 5 sind die internationalen Verlage untergebracht, und es ist beindruckend, wieviel Geld da in die Hand genommen wird, um prunkvolle Stände zu bauen; Geld, das im jeweiligen Standland wahrscheinlich nur ein kleiner Betrag ist. Der amerikanische Stand von Penguin Random House ist so groß wie zwei von unseren.

Und nicht nur groß, sondern auch mit imposanten Aufbauten, die sich gegenseitig zu übertreffen suchen:

Hong Kong sieht aus wie ein Luxusbusterminal

 

 

Da, eins von Trumps Lieblingsländern!

Und das muss ja auch alles wieder heim!

 

 

Tische durch ein Loch in der Wand? Diese Chinesen!

 

Pardon, auch Rassismushumor will ich gerne gendern: Diese Chines:innen!

 

 

Abu Dhabi schenkt sogar ein Heißgetränk aus goldenen Kannen aus, das wie eine Mischung aus erdigem Kaffee und erdiger Erde schmeckte und aber Tee war. Nach nur einem Schluck hat sich sofort meine Blase gefüllt.

 

Das trinke ich morgen nochmal, damit ich ein Foto nachreichen kann.

 

Aber auch weniger reiche Länder haben sehr schöne Stände:

 

Rumänien geht ins Dunkelschräge und macht Durchgänge rein

 

Flandern heißt ja in Wahrheit Vlaanderen, aber die englische Sprache geht wiederum in eine andere Richtung:

 

 

Hier eine zeitgemäße Abbildung:

Ebenfalls State of the Art

 

 

Piper hat ebenfalls einen neuen Stand. Die Buchstaben des Verlagslogos wurden dabei so groß nachgebaut, dass sie die ganze Breite des Standes einnahmen. Nicht schlecht, P, I, P E und R!

 

Zuerst hatte ich eine Panorama-Aufnahme versucht, aber das ersetzt kein Weitwinkelobjektiv.

 

Und außerdem glitchen dann die Leute.

 

Also musste ich sie einzeln fotografieren:

Na, zum Glück heißt Ihr nicht Kiepenheuer.

 

 

Aber eins habt Ihr nicht bedacht, Piepenheuer: Wenn Ihr einzelne Buchstaben da hinstellt, kann auch ich mit denen schreiben, was immer ich will!

 

THE

Na ja, nicht alles. Meine Auswahl ist auf vier Buchstaben beschränkt.

 

 

Um den für heute letzten der neuen Stände zu ehren, weise ich darauf hin, dass Stiftung Warentest 60 wird!

So kennen wir Euch: abhängig, bjektiv und nbestechlich

 

Mirjam Mustonen besucht uns vom Stand gegenüber…

 

….weil Florian Ringwald auf der letzten Messe noch bei Kiepenheuer war.

 

Und abends gab’s dann Geburtstagsfeier mit Häppchen (Note 2!)

 

Interview mit Jürgen Trittin

Jürgen Trittin, der Torwart? Nein, unser ehemaliger Umweltminister von 1998 bis 2005! Bei Droemer Knaur hat er seine politische Biographie Alles muss anders bleiben herausgebracht, und ich darf mit ihm ein wenig über Filmkomiker plaudern.

 

 

BuchMarkt: Nicht nur die AfD ist ja inzwischen offen faschistisch, sondern wir erleben eine schleichende Faschisierung, wenn wir uns Trump ansehen und die Reden, die er hält, und wie das als Normalität verkauft wird. Ist das da nicht Teil einer gefährlichen Entwicklung?

Jürgen Trittin: Wenn man Madeleine Albright ernst nimmt, wonach man moderne Faschisten nicht mehr an braunen Hemden erkennt, sondern an der Bereitschaft, rücksichtslos und ohne Beachtung der Grenzen die eigenen Interessen durchzusetzen, dann ist Trump ein Faschist. Wenn ich sehe, dass jemand wie Robert Kagan Trump mittlerweile als Faschisten bezeichnet und vor einer Machtergreifung warnt, dann empfinde ich das als ernstzunehmend. Wir müssen uns von dem Bild verabschieden, dass wir von Mussolini und der SA gewöhnt sind.

Findet da nicht eine Inflation statt in der Art, wie Meinung immer dualer und extremer wird, wie wir nach links und rechts sortieren? Wer nicht linksgrünversifft ist, ist gleich ein Nazi. Das kann doch nicht gut sein?

Da will ich auch vorsichtig sein. Was in den siebziger Jahren Angesichts des deutschen Herbstes als Reaktion auf Terrorismus vom Staat praktiziert wurde, hatten wir damals zusammengefasst unter der These der Faschisierung von Staat und Gesellschaft. Das Bild war: ein autoritär Staat unterdrückt gewaltsam die Chancen auf eine linke Opposition. Da sage ich ausdrücklich: das war falsch. Wenn man sieht, was gleichzeitig an Öffnung in der Gesellschaft stattgefunden hat, auch in der Rechtsprechung – die Demonstrationsfreiheit auf völlig neue Füße gestellt z.B. – dann muss man vorsichtig sein mit diesem Begriff. Aber da, wo er zutrifft, da darf man ihn nicht vermeiden.

Früher wurden die Grünen ausgelacht, aber heute geht es gleich darum, sie zu hassen. Was ist mit unserem politischen Diskurs geschehen?

Wir werden nicht durchgehend gehasst. Wir werden ihn bestimmten Kreisen gehasst, weil Hass gegen uns geschürt wird, übrigens auch aus dem demokratischen Spektrum heraus. Es ist einfach falsch, wenn Herr Söder behauptet, dass die Grünen irgendwem vorschreiben wollen, was sie essen sollen. Aber er hat diese Lüge permanent wiederholt. Er hat die Lüge wiederholt, dass wir Sprachverbote einführen wollen, obwohl er es war, der in Bayern Sprachverbote eingeführt hat. Aber Lüge und Verleumdung aus der demokratischen Mitte radikalisieren. Dieser enthemmte Diskurs ist etwas, dass wir uns unter Demokraten nicht leisten sollten.

Ziviler Ungehorsam und Störaktionen sind heute abgelöst durch politische Satire. Wie finden Sie, was Herr Sonneborn so macht?

Ich finde Sonneborn vielfach großartig. Es gelingt natürlich nicht immer alles an Scherzen. Wir haben bei uns in Göttingen die Partei im Kreistag und kamen mit den Kollegen immer ganz gut aus. Aber auch in der Achtundsechzigerbewegung war immer ein Stück Satire versteckt. Und auch im Landtag haben wir durchaus Ironie in Anträge eingebracht.

Putin hat mit dem Angriff auf die Ukraine Völkerrechtsbruch begangen. Bush hat auch mit dem Angriff auf den Irak Völkerrechtsbruch begangen. Wieso belangen wir Bush nicht?

Wir haben eine Mehrheit im Sicherheitsrat gegen diesen Krieg erwirkt, zusammen mit Frankreich und Russland. Aber das Völkerrecht ist nichts, wo Gleiche aufeinandertreffen. Es gibt Staaten, die sind gleicher als andere, und dazu zählen die fünf Mitglieder des Sicherheitsrates. Und davon profitiert heute Putin wie damals Bush. Eigentlich hätten viele amerikanische Präsidenten und Verteidigungsminister in Den Haag vors Gericht gestellt werden müssen. Aber sie sind nicht Mitglieder dieses Gerichtshofs, und sie sind auch als USA in der Lage, sich dem zu entziehen.

Bei den Amerikanern ist es ganz normal und alltäglich, über seine politischen Ansichten zu sprechen, während das bei uns eher ein privates Thema ist. Wie mpfinden Sie das?

Die Deutschen haben zwei Dinge, über die sie nicht gerne reden: wen sie wählen und was sie verdienen.

Sie sind ein Filmfan und haben Filmkritiken geschrieben. Wer ist ihr Lieblingskomiker?

Einer der größten und besten Komödianten aller Zeiten war der Regisseur Billy Wilder. Aber man kommt natürlich überhaupt nicht an den Marx Brothers vorbei.

 

Danke für das freundliche Gespräch!

 

 

Menschen, die ich traf

 

Uli Faure sandte mich zum MÄRZ Verlag, weil da seine neueste Übersetzung ausliegt! Es geht um die Erfndung des Mülleimers, bzw. um den gescheiterten Roman über die angebliche Erfindung des Mülleimers. Verleger Richard Stoiber schenkt mir ein Exemplar.

Und Poubelle ist einfach wirklich ein wunderschönes Wort.

 

Danke für den Tipp, Uli Faure.

 

Langenselbolder Buchhandel im Doppelpack: Bärbel Tárai vom Büchermeer!

Mit Doppelpack meine ich, dass ich die andere Hälfte bin.

 

Wie wir immer alle sagen: Diese Branche verliert niemanden! Erst war Barbara Wüst bei Gabal, dann beim Börsenverein, dann fünf Jahre weg, und jetzt reist sie für Bastei Lübbe.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie weg war

 

Man kann nämlich jedes Jahr auf der Messe sein, und trotzdem verpasst man jahrelang Leute.

 

Gestern hatte ich das Pressezentrum erwähnt, dass draußen im Torhaus untergebracht ist. Ich monierte zwar die Entfernung, aber hier ist es wenigstens gemütlich. Hier treffe ich Matthias Koeffler, meinen alten BuchMarkt-Kollegen, jetzt Informationsportal Langendorfs Dienst, tagesaktuell und nah dran!

 

Wir haben schon gute Leute in dieser Branche, auch wenn sie hässliche Tücher tragen.

 

Ebenfalls eine Journalistenkollegin ist Sabine van Endert, stellvertretende Chefredakteurin vom Börsenblatt! Sie ist verwandt mit dem Verleger Tim van Endert, und das haben beide erst durch mich herausgefunden.

Ich hatte auch mal einen Chefredakteur, seufz.

 

Inga Maria Ramcke hat gerade erst ihr neuestes Buch herausgebracht, den aktuellen Was-ist-Was-Band über Spinnen!

 

Und mit spinnen kennt sie sich aus!

 

Am Droemer-Stand ist Daniel Holbe verblüfft darüber, wie schnell ich immer meine Fotos mache.

 

Mein Trick ist, dass sie nicht gut sein müssen

 

 

Früher hohes Tier bei Bastei Lübbe und Erfinder der 99-Cent-Endung bei Taschenbüchern, jetzt Literaturagent: Klaus Kluge. Und wissen Sie, wie Klaus Kluges Agentur heißt?

Die Kluge Agentur.

 

Das ist noch besser als Herrn Mayers Buchladen.

 

Und dann bietet Piper mir noch Hape Kerkeling für ein Foto an! Aber leider ist es nur eine Pappfigur.

 

Na gut, am Messedonnerstag fühle ich mich bereits auch schon nicht mehr ganz echt

 

Zum Geleit

Und das war mein Donnerstag. Die Hälfte hätten wir. Ich darf mich noch für zugesandte Fotos bedanken: Der Tre Torri Verlag richtet nämlich Talkabende im Steigenberger aus, und Christine Schloetterer war so nett, mir ein paar Schnappschüsse zukommen zu lassen:

 

Moderator Denis Scheck und Koch Vincent Klink

 

 

Denis Scheck, Frank Buchholz und Verlagschef Ralf Frenzel

 

 

Mit lieben Grüßen von Susanna Wengeler:

Am Messemittwoch wurde im Literaturhaus das 25. Jubiläum der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor gefeiert – und aus diesem Anlass schnitten die Atelierkolleg:innen  Philip Waechter, Natascha Vlahović, Jörg Mühle, Anke Kuhl, Zuni und Kirsten von Zubinski eine große Torte an!

 

Ich hatte schon Angst, dass das CosPlayer sind

 

Kein vertrauenserweckender Titel für einen Kuchen

 

 

Der Kunstbereich TheARTS+ in Halle 4.1 hat etliche neue Locations eingerichtet – die Artist Alley, das Zentrum Wort oder auch die Business Lounge. Ich habe die Business Lounge mal für schöne Schlussfotos missbraucht, und das hat mir Spaß gemacht.

 

Modus Oh mein Gott, erst Donnerstag

 

Modus Blair Witch

 

Noch einen Tag lang sind wir unter uns! Fachbesuchertage, ein unschätzbares Frankfurter Gut. So vieles, das Frankfurt besser macht als Leipzig!

 

(Allerdings aber: Beispielfoto Pressebuffet Leipziger Buchmesse)

 

Einen schönen Freitag wünscht

Ihr und Euer

Matthias Mayer

herrmayer@hotmail.com

 

 

Gastland Italien spezial –
Spiegel-Bestseller-Renaissance-Mash-Up 3 von 6:

Ewald Frie, Ein Hof und elf Geschwister