Liebe Freunde,
und das war die Frankfurter Buchmesse 2025. Wie immer brechen doch einige der Heimgefahrenen schließlich auf ihrer Couch zusammen, weil ein Immunsystem nur so und soviel Messe aushält. Aber irgendwie hat doch jeder noch seinen Messesonntag hinbekommen.
In der Nacht holten mich Väterchen Schüttelfrost und Mütterchen Bronchitis, so dass ich nun meinen Sonntag zusammenstückeln muss aus fiebrigen Gedanken und Resten von der Festplatte. Sie haben also zumindest kein Abfallen der Qualität zu befürchten, haha.
Toliettenschilder gehen immer:
Es wäre nicht der erste Messetag, den ich antäuschen muss. Wenn Sie wüssten. In Leipzig habe ich mal einen ganzen Freitag auf der Suche nach einem Zahnarzt verbracht und bin dann abends auf die Messe, um mich zu betrinken – und so ist erst unsere Whiskyrunde entstanden!
Interview mit Andreas Eschbach
Seit dem Jesus-Video muss man Eschbach nicht mehr vorstellen. Seine Science-Faction-Romane stellen immer erst mal eine seltsame, oft sci-fi-hafte Prämisse auf, und dann entgleitet alles in den menschlichen Faktor.
So auch in seinem neuesten Buch, Die Abschaffung des Todes. Eschbach nimmt sich nichts geringeres vor als den Upload des menschlichen Bewusstseins. Bei Bastei Lübbe durfte ich ihm ein paar Fragen stellen.
BuchMarkt: Man kann ja über ein Eschbachbuch gar keine Fragen stellen, ohne es zu spoilern, weil es so randvoll gepackt ist mit Wendungen und Prämissen und Überraschungen.
Eschbach: Darauf habe ich noch gar nicht geachtet.
Was würden Sie mir raten?
Gar nicht lange fragen einfach loslesen. Oder Sie fragen mich etwas über die Prämisse, die der Klappentext hergibt, den Upload des menschlichen Bewusstseins. Oder sie machen es wie mein Bruder. Der fragt mich Sachen wie „wieso hat dein Buch eigentlich ein Lesebändchen?“
Sie haben einen roten Buchblock. Wie gefällt Ihnen dieser neue Trend, dass Buchblöcke farbig und schön sein müssen?
Das müssen Sie den Verlag fragen, da bin ich gar nicht involviert. Das überlasse ich Leuten, die was davon verstehen.
Sie schildern eine exklusive Zeitung, die echte und reine Nachrichten liefert und daraus ein lukratives Milliardengeschäft macht. Sollte nicht jede Zeitung echte und reine Nachrichten liefern?
Da sagen Sie aber mal was. (lacht)
Ihre Romane sind alle wie Sachbücher, die in einen „was wäre wenn“-Bereich umkippen.
Das klingt jetzt abturnend.
Oh, was ich meinte, war: Was mich an ihren Romanen fesselt, ist, dass man gleich in einem spannenden Sachthema drin steckt, und dann passieren auch noch plötzlich Dinge!
Ja, das ist mein Ziel, dass man was Spannendes liest und hinterher auch noch klüger ist als vorher.
Wo verläuft bei Ihnen die Grenze zwischen Recherche und Fantasie? Sie bauen sehr viel reale Wissenschaft ein, aber man will dann immer googeln, ob die Namen auch alle echt sind.
Ich erfinde schon einmal was, wenn es die Geschichte erfordert, aber manchmal recherchiert man etwas und kommt dann überhaupt erst auf Ideen. Ich lasse mich im Grunde von meiner eigenen Faszination in bestimmte Themen leiten. Das will ich dann erarbeiten und mit meinen Lesern teilen.
Mögen Sie Michael Crichton?
Ja ja, sehr.
Und werden Sie mit ihm verglichen?
Bisweilen.
Ihr akademischer Hintergrund ist Softwareentwicklung mit Raumfahrttechnik. Ist das ein Quell, auf den sie gerne zurückgreifen, wenn Sie in ihre Geschichten einsteigen?
Gar nicht mal. Ich wollte eigentlich schon immer Schriftsteller werden, aber weil man mir immer gesagt hat, man könne vom Schreiben nicht leben, wollte ich was Ordentliches lernen, und das waren meine Versuche. Zuerst habe ich Raumfahrttechnik studiert, und dann bin ich in der Softwareentwicklung gelandet. Software hat ja auch mit Schreiben zu tun.
Sie vermissen diese Tätigkeitsfelder aber nicht?
Nein, als es geklappt hat mit dem Schreiben, habe ich leichten Herzens meinen Job in der Software aufgegeben.
Schreiben Sie lieber für Jugendliche oder für Erwachsene?
Ich habe mehr Ideen für Erwachsene. Im Jugendroman geht halt vieles nicht, oder das, was geht, sind Dinge, die mir nicht liegen. Magische Tiere und sowas.
Wurde der Letzte seiner Art fortgesetzt? Mich würde interessieren, was aus dieser Figur geworden ist.
Nein, den habe ich nicht fortgesetzt
Dann war er ja wirklich der letzte seine Art.
Wahrscheinlich hat er ein trauriges Ende genommen…
Frankfurt oder Leipzig – welche Messe gefällt Ihnen besser?
Frankfurt.
Warum? Also mir auch, aber warum?
(Überlegt lange) ich zitiere mal den Highlander: Es kann nur einen geben.
Einige ihrer Bücher wurden verfilmt. Fällt es Ihnen leicht, als Autor dann Abstand von ihrem Werk zu nehmen, wenn es die Drehbuchschreiber erst mal in den Fingern haben?
Als Autor leidet man natürlich schon ein bisschen, wenn dran herumgedoktert wird. Ich halte mich trotzdem raus. Es ist auch nicht üblich, dass Filmleute sich mit dem Autor auseinandersetzen.
Vielen Dank für das Gespräch!
CosPlay
Sonntags reiche ich immer meine gesammelten Fotos von grandiosen CosPlayern ein, aber da gibt es dieses Jahr zwei Probleme. Erstens kommen vor Sonntag kaum noch CosPlayer auf die Frankfurter Messe. Leipzig ist CosPlay, Frankfurt hatte seine Chance. Zweitens war ich ja heute gar nicht da. Das wäre also dann die gute Nachricht: Ich erspare Ihnen notgedrungen die kreativsten Kostüme.
Ich habe hier nur einen Mandalorean und ein Fellkatzending erwischt:
Ich sage absichtlich Baby Yoda. Ich weiß, dass er Grogu heißt, aber ich ärgere Nerds so gerne.
Und keine Ahnung, was das ist:
Fotoreste
Ich kannte die Buchkinder noch nicht! Susanna Wengeler empfiehlt:
Obligatorisch bei einer Buchmesse ist ein Einkauf bei den Buchkindern aus Leipzig. Sie haben Bücher, Postkarten, Kalender, Adventskalender, Magnete u.v.m. Am Samstag war die Illustratorin Linda Schwalbe beim Standdienst anzutreffen. Mehr zum Projekt auch unter https://www.buchkinder.de
Jemand, der beim DIKKA-Auftritt hinter mir saß, beklagte sich, dass auf all ihren Fotos meine Öhrchen drauf seien. Die Person war aber so freundlich, mir eines ihrer schlechten Fotos zu überlassen:
Hier noch ein Schnappschuss von Kamerakind Marie (9), wie sie gerade versucht, schwere Literatur bei S. Fischer zu stemmen:
Die liebe Christine Schloetterer von Tre Torri hatte mich mit Fotos aus dem Steigenberger Hotel versorgt, wo Denis Scheck in Ralf Frenzels Auftrag prominente und lukullische Talkrunden ausrichtete, die auch von Arte übertragen wurden.
Dann habe ich hier noch zwei Fotos von Michael Tsokos, die ich beide nicht nehmen wollte, aber weil Not, haben Sie nun die große Auswahl zwischen zu hell und zu dunkel:
Olivier Favre würde sich für mich schämen, und zwar völlig zu recht.
Bei Moses habe ich ein kleines Konzert mit der echten Schiebeflöte gegeben. Ja, ich kann auf dem Ding Lieder spielen. Wir haben davon leider zum Glück keine akustische Aufnahme, sondern nur dieses Foto, das mir Vertriebsleiter Till Zander zur Verfügung stellte.
Ich hatte einen erfolgreichen Besuch beim Illumaten:
Und dies wurde das Bild:
Fazitgedanken
Young Adult Halle Eins wurde ein großer Erfolg, wenn auch begleitet von allen Unkenrufen, die wir alten Hasen gerne auf neue Genres herabregnen lassen. Einige sind verwirrt von Namen wie New Adult Stage, weil das nach einer innovativen Livebühne für Pornographie klingt, aber das ist ja auch weit hergeholt. Die Menschenstromgegenmaßnahmen der Buchmesse waren spürbar. Gut gemacht.
Die Messe hatte auch ihre kleinen Skandale: Vor Clemens Meyer gab es den Begriff Buchpreisverlierer noch nicht. So leidenschaftlich hat schon lange niemand mehr verloren. Jede Messe braucht ihre Aufreger, aber anscheinend ist Frankfurt darin immer wieder etwas skandalöser als Leipzig.
Gut so!
Auf Wiedersehen
Ich schulde jedem Dank, der mich (und meine Posse) versorgte. Ich hatte die Jule, Frau und Kind und beste Freunde dabei, und wir wurden alle hydriert, koffeiniert & ernährt.
Herzlichen Glückwunsch, Jörg Kessler vom Funny-Neighbours-Verlag, zum Geburtstag nachträglich. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr!
Ich hatte keine Zeit mehr für den Hausbarista bei Libri, aber ich erwähne die Gastfreundschaft bei Droemer Knaur und stelle S. Fischer aufs Siegerpodest: Theresa Schenkel, Niklas und alle anderen Praktikanten waren immer zuvorkommend, und ich habe dort etliche Liter köstlichsten Kaffees verbraucht. S. Fischer hatte dieses Jahr großen Anteil am Gelingen von allem.
Ich hatte viel Hilfe: Die Jule hat sich zum zweiten Mal bewährt und ich hatte ein Kamerakind dabei. Nicht dass Sie denken, ich käme hier ohne Maren Ongsiek vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels aus. Ich zähle mal alle mit, die sie hier repäsentieren kann (die Kolleginnen Friedl, Timplan usw.), und Maren Ongsieks Netzwerk ist für mich ebenso unverzichtbar wie nicht nur ihre Hilfsbereitschaft, sondern auch all ihre Hilfsmöglichkeiten.
Und damit wäre das hier auch endlich nachgereicht: Maren Ongsiek und Ursula von Bestenbostel vom Sozialwerk des Deutschen Buchhandels.
Abschlussfoto im Bus:
Bald ist wieder Buchmesse. Aber dann ohne uns:
Das Printmagazin BuchMarkt wird Ende des Jahres eingestellt, und ich weiß jetzt noch nicht, welche meiner Kollegen und Kolleginnen ich wann wieder sehe.
Das Schildchen will ich trotzdem behalten.
Ich werde es immer tragen.
Die Jule
Jule Wenzel (18) ist gar keine Praktikantin mehr. Jule Wenzels Betriebspraktikum im Buchhandel fiel 2023 in die Messezeit, also habe ich sie letztes Jahr notgedrungen und widerwillig mitgenommen.
Aber auf der Messe dann wurden wir ein dermaßen gutes Team, dass für uns alle klar war, dass sie dazugehört. Und so war sie dieses Jahr wieder dabei, die Kamera drauf haltend, hilfreich und aufmerksam. Einige grandiose Bilder gibt es hier nur Dank Jule.
„Nein, Herr Mayer, Sie wollten noch Halle 1 fotografieren“ und dergleichen.
Das Herzliche an dieser Julegeschichte ist, wie exemplarisch diese ganze Branche reagiert hat – nur ein Jahr später wurde Jule umarmt, begrüßt und nachgefragt. Sie ist jetzt eine von uns.
Jule wird noch einen Gastartikel im Printmagazin abliefern, und nach ihrem Schulabschluss macht sie erst mal ein Auslandsjahr. Aber wenn sie zurückkehrt, freuen wir uns.
Alles Gute, liebe Jule Wenzel, und vielen Dank für Dein Interesse und Deine Talente. Das waren zwei tolle Frankfurtmessen mit Dir. Die kann uns keiner mehr nehmen.
Ihr und Euer
Matthias Mayer
Gastland Italien spezial:
Spiegel-Bestseller-Renaissance-Mash-Up
6 von 6:
…P.S.:
Was den Messe-Mayer betrifft, so darf ich meine alten Freunde vom ZDF zitieren.
Muss ich aber nicht.