Amelie Fried hat bei Heyne ihren 14. Roman veröffentlicht. Während der Buchmesse war sie mit Traumfrau mit Ersatzteilen auch in der hr-Reihe „Literatur im Römer“ vertreten. Auf Facebook hatte sie dazu vorab gepostet: „Offenbar zählt auch die Traumfrau zur Literatur“. War ihr Selbstzweifel wirklich ernst gemeint? Auch das war Anlass für unser heutiges Autorengespräch.
Das frage ich immer zuerst: Worum geht es denn in Traumfrau mit Ersatzteilen?
Amelie Fried: Es handelt sich um den dritten Band meiner „Traumfrau“-Reihe, nach „Traumfrau mit Nebenwirkungen“ und „Traumfrau mit Ersatzteilen“.
Die Bücher beginnen immer an einem runden Geburtstag meiner Protagonistin Cora Schiller ..
… ja, und nun wird sie sechzig. Am liebsten würde sie das Älterwerden einfach ignorieren, aber natürlich gelingt ihr das nicht. Alle wollen wissen, was sie denn jetzt noch Tolles vor hat im Leben, dabei will sie eigentlich bloß, das alles so bleibt wie es ist. Der Roman ist eine bittersüße Komödie übers Loslassen, über den Wert von Liebe und Freundschaft und darüber, dass meistens alles anders kommt als wir denken.
Mit welchem Argument könnte der Buchhandel aus Ihrer Sicht Ihre Traumfrau wem am besten verkaufen?
Für alle, die anspruchsvolle Unterhaltung mögen, ist die Traumfrau eine lohnende Lektüre.
Muss mann denn die ersten beiden Bände gelesen haben?
Nein, muss man natürlich nicht. Die Bücher sind auch als einzelne Bände verständlich, zusammengenommen sind sie ja (ich hab es ja gerade angesprochen) die Entwicklungsgeschichte meiner Figur Cora Schiller über 30 Jahre. Meine „Traumfrau“ ist als Figur selbstironisch und kämpferisch, man geht als Leserin gern mit ihr mit und kann sich mit ihr identifizieren.
War Ihr Zweifel, ob Sie mit ihrer Traumfrau in eine Sendung wie „Literatur im Römer“ gehören, eigentlich ernst gemeint? Für Ihre LeserInnen stellt sich diese Frage doch sicher nicht.
Meine Bemerkung bei Facebook bezog sich auf eine Debatte über die sogenannte Frauenliteratur, die ich dort vorher geführt hatte, und darauf, dass Unterhaltungsliteratur hierzulande generell ein bisschen von oben herab betrachtet wird. .
Spielt das für den Leser wirklich eine Rolle ?
Für manche offenbar schon. Viele Männer haben zum Beispiel Berührungsängste mit meiner Art der Literatur. Dabei erlebe ich immer wieder, dass sie bei Lesungen großen Spaß haben. Einmal kam nach einer Lesung ein älterer Herr zum Signieren zu mir und sagte: „Ich habe nirgendwo so viel über Frauen gelernt, wie in Ihren Büchern“. Das hat mich sehr gerührt.
Ich glaube, ein Großteil Ihres Erfolges macht Ihre Glaubwürdigkeit aus. Ich spüre, dass Sie von gelebtem Leben schreiben.
Wie in allen meinen Büchern geht es auf unterhaltsame Weise durchaus auch um ernste Themen. Denn Älterwerden bedeutet ja mehr, als ein paar Falten oder graue Haare zu kriegen. Da geht es auch um Ängste und Verluste und die Einsicht, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist.
Und dann ist es egal, ob Sie E- oder U-Literatur schreiben?
Ich kämpfe schon lange dafür, diese Trennung von E und U zu beenden, sie ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich persönlich habe übrigens gar keine Selbstzweifel – ich weiß sehr gut, was ich kann und was ich nicht kann. Und Unterhaltung kann ich.
Die Fragen stellte Christian von Zittwitz