Gespräche DREI FRAGEN AN Miriam Hofheinz zur Abschaffung des Kopierschutzes

Miriam Hofheinz

EMI und Apple schaffen den Kopierschutz ab. Was bedeutet das für den Buchhandel? Miriam Hofheinz, Mitglied der Arbeitsgruppe Piraterie beim Börsenverein hat uns DREI FRAGEN dazu beantwortet:

buchmarkt.de: Wird die Abschaffung des Kopierschutzes Auswirkungen auf den Buchhandel haben?
Hofheinz: In den meisten Fällen bedeutet eine Abschaffung des Kopierschutzes eine immense Steigerung der Kundenfreundlichkeit und der Bedienungsfreundlichkeit. Daher werden digitale Inhalte (Hörbücher, ebooks etc.) auf Download-Portalen für den Kunden attraktiver, sprich der Kunde wird vermehrt nach dem digitalen Äquivalent des physischen Produktes schauen. Der Buchhandel muss reagieren und sich über die neuen Produkte informieren und die Produkte auch anbieten. Der Buchhändler wird immer mehr zu einem Inhalte-Händler, er wird also Buchinhalte in verschiedenen Ausgabeformen anbieten. Der Buchhandel muss seine Kompetenz bewahren und ausbauen, dann wird er mit Sicherheit davon profitieren.

Was bedeutet das für den Schutz von geistigem Eigentum? Chance oder Gefahr?
Ausbau der Kundenfreundlichkeit ist immer eine Chance, an mehr Kunden zu kommen – und vielleicht für den Buchhandel besonders interessant – an Kunden zu kommen, die keine klassischen Buchleser sind. Seit das Wort „Internetpiraterie“ im Umlauf ist, sehen viele Verlage in jedem Kunden einen potentiellen Piraten. Es wird Zeit, sich von diesem Bild des Kunden zu befreien.

Befreien muss man sich auch von dem Gedanken, die Abschaffung des Kopierschutzes mit der Abschaffung des Urheberrechts gleichzusetzen. Kopierschutz hin oder her – das sagt nichts über die Wertigkeit des Inhaltes aus. Aus diesem Grund startete der Arbeitskreis Download und Piraterie seine Aufklärungs-Aktion auf der Leipziger Buchmesse: »Kopieren ist keine Kunst«.

Ist es eine Kapitulation vor der Internetpiraterie oder nur eine Flucht nach vorn?
Internetpiraterie ist ein Inhalte-Konkurrent. Die Verlage sollten ihre Konkurrenz verstehen und Möglichkeiten finden, mit ihr umzugehen. Denn komplett abschaffen wird sich die Internetpiraterie nicht lassen. Wir wissen beispielsweise von unseren Produkten (über 3000 Heftromane, über 500 Bücher etc.), dass sie alle illegal in Tauschbörsen etc. verfügbar sind. Ich muss als Verlag dem Kunden die Möglichkeit bieten, meine Inhalte legal und für einen fairen Preis zu kaufen. Dann wird der Kunde auf das legale Angebot zurückgreifen. Mit dieser Devise erzielen wir sehr gute Erfolge. Und so profitieren alle davon: der Verlag, der Kunde und natürlich auch der Autor.

Die Fragen stellte Nicole Bach

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