Vor vierzig Jahren hat sie in München die erste deutsche Autorenagentur gegründet und seither mehr als 4000 Bücher vermittelt. Jetzt legt Lianne Kolf unter dem Titel Agentinnen gab es damals nur bei James Bond am 5. Oktober bei Blanvalet ihre Memoiren vor. Das war Anlass für unser heutiges Gespräch mit der Frau, die als einstige Quereinsteigern unter Büchermenschen zur Legende geworden ist.
Lianne, worum geht es in Agentinnen gab es damals nur bei James Bond ? Das frage ich jedes mal zuerst, aber ich ahne natürlich Deine Antwort …
Lianne Kolf: … es geht um mein gesamtes privates und berufliches Leben bis heute.
Und was verrätst Du uns?
Dass es sich immer wieder lohnt, neugierig und mutig zu sein.
Wen stellst Du Dir denn als Käufer für Deine Memoiren vor? Und mit welchem Argument wären die am einfachsten zu verlaufen?
Ich denke an jene, die sich fürs Büchermachen interessieren und wie sich das im Laufe der Zeit gewandelt hat.
Daran hast Du mitgearbeitet, seit Du als Münchner Vertriebsleiterin des damals zusammengebrochenen Molden Verlages für Dich völliges Neuland betreten hast.
Damals hat wohl keiner daran geglaubt, dass ich vierzig Jahre durchhalten würde.
Und schon gar nicht an Deinen heutigen Erfolg.
Ich natürlich auch nicht. Paul Fritz, als Agent damals der Nestor der Branche, hat mich damals mit feiner Ironie vor dem dünnen Eis gewarnt, auf das ich mich gewagt hatte: „Frau Kolf, Sie schaffen das schon, nur die ersten 15 Jahre werden etwas schwierig werden„.
Und war es so schwierig?
Darüber erzähle ich ja auch. Und versuche mit meinem Buch Menschen in schwierigen beruflichen Situationen Mut zu machen und aufzuzeigen, dass Durchhalten helfen kann.
An welcher Stelle ist dir eigentlich klar geworden, dass du Deine Lebensbilanz schreiben möchtest?
Bei der Planung meines 40-jährigen Agenturjubiläums fiel mir wieder ein, dass mich schon einige Verlage gefragt hatten, mal meine Erinnerungen aufzuschreiben.
Woran erinnerst du dich denn gerne?
Wie viele interessante Menschen ich durch meine Tätigkeit kennengelernt habe – mit vielen davon bin ich bis heute befreundet.
Und gibt es etwas, auf dass Du stolz bist?
Ja, auf meinen Riecher.
Willst Du uns von Deinem größten Coup erzählen?
Nachdem ich es geschafft hatte, an Holt in USA die englisch sprachigen Rechte von Melissa Müller , Die Anne Frank Biographie (Claassen Verlag 1989) zu vermitteln, ist es mir auch gelungen, die Filmrechte nach Hollywood an Walt Disney zu verkaufen. Der tolle Film lief dann ja weltweit.
In diesem Jahr besteht deine Agentur 40 Jahre, das wird heute groß gefeiert. Denkst Du aber nicht allmählich auch ans Aufhören?
Ja und nein. Tatsächlich sich ich aber eine Agenturkollegin oder einen Kollegen, die mich weitgehend entlasten.
Und wo willst Du fündig werden?
Das ist doch eigentlich ein Traumjob für Lektorinnen oder Lektoren. Eine Handvoll Autoren würde ich dann weiter selbst betreuen, aber das würde für meinen Mann und mich auch neue Perspektiven eröffnen.
Ich drücke Dir die Daumen.
Die Fragen stellte Christian von Zittwitz