
Ein italienischer Longdrink in der einen Hand, ein Kinderbuch in der anderen – so sieht Frau Polda aus, die als Illustration aus der Namensfindung zum neuen Buchhandels-Bistro von Svenja Monert (38) und Alessandro Fino (29) in Berlin-Wedding entstanden ist. Das Ladengeschäft im Haus von Freunden, in dem zuvor ein Friseur ansässig war, war freigeworden, wie Monert im Gespräch mit BuchMarkt erzählt und schnell entstand bei ihr, die zuvor im Verlagsbereich tätig war, die Idee einer eigenen Buchhandlung. Als ihr Bekannter Alessandro Fino sich mit seiner gastronomischen Idee anschloss, war das Gemeinschaftsunternehmen am Leopoldplatz geboren.
Am 5. Mai hat das hybride Konzept, das weit über „Kaffee-Ecke im Buchladen“ hinausgeht, eröffnet. Hier sollen zwei gleichwertige Erlebniswelten auf 70 Quadratmetern vereint werden. „Ich habe mir von Anfang an vorgestellt, Literatur mit Gastronomie zu verbinden, aber nicht als Ergänzung, sondern als stimmiges Gesamtkonzept“, sagt Monert, die zuvor u.a. bei Audible arbeitete. Buch-Regale und Café-Tische teilen sich entsprechend die drei kleinen Räume. Um allzu viel Buch-Ausschuss zu vermeiden bleibt eines der Waschbecken des vorherigen Friseurs im Geschäft erhalten, an dem sich Kund:innen zwischen hausgemachter Focaccia und Buch die Hände waschen können.
Wichtig ist der zweifachen Mutter Monert die Familienfreundlichkeit, die sie in manch anderen Geschäften vermisst. Deshalb gibt es neben Kinderbüchern auch einen Basteltisch für die Kleinen. Aber auch die Eltern finden hier passende Lektüre während der Besuch mit einem Abstecher auf den gegenüberliegenden Spielplatz verbunden werden kann.
Wie Frau Polda zu ihrem Namen kam
Die Namensfindung war ein Kapitel für sich: Erst wollte man sich am Leopoldplatz orientieren und spielte mit dem Pseudonym „Graf von Waldersee“, unter dem der Namensgeber Leopold einst durch Italien reiste. Doch bei der Rückwärtssuche im Internet stieß man auf einen preußischen Kolonialverbrecher – ein No-Go. Da „Leopoldina“ auch schon besetzt war, kam man auf „Polda“ ein alter italienischer Frauenname mit deutschen Wurzeln. Die Idee: Eine fiktive, charmante Patronin des Ladens. Das Logo zeigt nun eine kleine gezeichnete Frau Poldi – mal mit Buch, mal mit Longdrink. Ein Augenzwinkern, das das Konzept wunderbar einfängt.
Nach dem Slow Opening am 5. Mai fand am 10. Mai dann die offizielle Eröffnungsfeier im Rahmen eines Platzfestes statt – mit Live-Musik, Kinderschminken und der Möglichkeit, bei Kaffee und Büchern ins Gespräch zu kommen. Perspektivisch soll es auch Lesungen und Veranstaltungen geben. Unterstützt werden die beiden Gründer:innen von zwei Aushilfen – jeweils mit Fokus auf Buch oder Gastronomie und von der Verbundgruppe eBuch, deren Bezugsmodell anabel die Gründer:innen nutzen.
Hanna Schönberg