Jetzt online: Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – August 2021

Uwe Kalkowski

Wie jeden August dürfte auch dieses Jahr die Verkündung der Longlist des Deutschen Buchpreises eine der wichtigsten Nachrichten für Literaturinteressierte gewesen sein. Und wie immer gibt es dazu einiges in den Literaturblogs zu lesen. Auch 2021 wird der Deutsche Buchpreis wieder von den Buchpreisbloggerinnen und -bloggern begleitet; es sind zwanzig sehr unterschiedliche Kanäle, die dabei sind.

Im Blog Buch-Haltung hat das Buchpreis-Lotto schon Tradition: Marius Müller wagt stets ein paar Tage vor der Longlist-Verkündung eine Prognose – interessant sind dabei nicht nur die Treffer, sondern auch die Titel, die nicht auf der offiziellen Longlist stehen.

Petra Reich und ihr Blog LiteraturReich gehören zu den zwanzig Buchpreisblogs; in einem sehr lesenswertent Beitrag gibt sie einen Rückblick auf alle Siegertitel seit Bestehen des Deutschen Buchpreis, inklusive der jeweiligen Jurybegründungen und der eigenen Leseerfahrungen.

Ein Literaturpreis ganz anderer Art ist der Blogbuster-Preis, der als Idee von buchrevier-Blogger Tobias Nazemi aus der Literaturblogszene heraus entstanden ist. Eingereicht werden unveröffentlichte Romanmanuskripte; der Siegertitel erhält einen Verlagsvertrag beim jeweiligen Partnerverlag des Preises. Jetzt ist der Roman »Grund« der letztjährigen Gewinnerin Sylvia Wage bei Eichborn erschienen, Blogger-Pate Stefan Härtel stellt das Buch in seinem Blog Bookster HRO vor.

Und zwei weitere Preisnachrichten gab es im August: Literaturblogger Tino Schlench wurde für seine Aktivitäten rund um seinen Blog Literaturpalast mit dem Young Excellence Award des Börsenblatts ausgezeichnet. Auch an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch, eine mehr als verdiente Auszeichnung.

Auch der Bayerische Buchpreis wird jeweils von drei Blogs begleitet, im August wurden sie für dieses Jahr bekannt gegeben: Arndt Stroscher mit AstroLibrium, Constanze Matthes mit Zeichen & Zeiten und Stephanie Sack mit Nur Lesen ist schöner.

Im Blog Aufklappen hatten Pascal Mathéus und Larissa Plath die Interviewreihe »Kritik der Kritik der Kritik«gestartet, in der Literaturkritikerinnen und -kritiker über ihre Arbeit befragt werden. Im August sind gleich zwei weitere Folgen erschienen: Die Gespräche mit Miriam Zeh und Klaus Kastberger. Zwei sehr lesenswerte Beiträge.

Die Seite 54Books ist immer einen Besuch wert; sie hat sich in den letzten Jahren von einem Blog zu einem Online-Magazin mit Redaktionsteam und zahlreichen Gastbeiträgen entwickelt. Gerade hat novellieren-Bloggerin Isabella Caldart dort einen Text veröffentlicht, der mir das Herz aufgehen lies: Ein literarischer Stadtplan für New York City, meinem Sehnsuchtsort schlechthin. Spannende Buchtipps, eine interaktive Karte – unbedingt lesen.

Zwei Literaturblogs habe ich im August entdeckt, die ich noch nicht kannte. Auf Bionoema gefallen mir die Buchauswahl und der Schreibstil sehr gut. Und im Blog des Autors David Wonschewski sind die Buchbesprechungen schon selbst ein Stück Literatur. Unbedingt vorbeischauen!

Im Blog Reklamekasper gab es im August eine hymnische Besprechung des Romans »Streulicht« von Deniz Ohde – die mich wieder daran erinnert hat, dass ich dieses Buch endlich lesen muss.

Booktuberin Ilke Sayan stellt in ihrem Kanal BuchGeschichten Bücherpaare vor; Romane, die thematisch zusammenpassen oder die sich aufeinander beziehen. Hier kommen einige reizvolle Kombinationen zusammen.

Auf schiefgelesen gibt es eine neue Folge in der Rubrik »Essen aus Büchern«, in der der die Mahlzeiten aus Romanen zum Nachkochen als Rezepte aufbereitet werden. Diesmal: Rogan Josh aus »The Ministry of Utmost Happiness« von Arundathi Roy. Es klingt verlockend.

Schon weit mehr als ein Buchtipp ist der Text über den französischen Autor, Philosophen und Naturforscher Baptiste Morizot; ein sehr interessantes Fundstück im Blog Bouvard & Pécuchet, das ich allen Leserinnen und Lesern dieser Kolumne sehr an Herz legen möchte.

Im Blog Poesierausch beschäftig sich Stefan Diezmann mit dem Buch »Verqueres Denken« von Andreas Speit, der darin die Quer»denker«-Szene mit all ihren Untergrüppchen analysiert. Auf Kulturgeschwätz schreibt Katharina Herrmann ausführlich über den komplexen Roman »Eine runde Sache« von Tomer Gardi. Und in Feiner reiner Buchstoff hat mich die Besprechung des Romans »Abara Da Kabar« von Emil Bobi sehr neugierig gemacht.

In einem Beitrag auf meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer habe ich mich daran erinnert, wie ich vor einigen Jahren in einem Kölner Café saß und ein auf die Wand geschriebener Satz ein wahres Gedankenkarussell angestoßen hat. Er lautete »Genau dasselbe Leben noch einmal, nur anders.«

Passen Sie auf sich auf.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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