Jeden Monat um diese Zeit stelle ich meine Fundstücke aus den Literaturblogs zusammen und bin immer wieder begeistert davon, wie viele lesenswerte Texte dabei zusammenkommen. Dabei kratze ich nur an der Oberfläche der vielfältigen Literaturblogszene; daher ist diese Kolumne immer auch als Einladung zu verstehen, selbst loszuflanieren – ich kann es nur empfehlen. Und klar, die große Aufmerksamkeit liegt heute auf Bookstagram und BookTok. Doch abseits der Hektik, die nun einmal zum Wesen von Sozialen Medien gehört, findet man beim Stromern durch die klassischen Literaturblogs eine quicklebendige Bücherwelt. Und Menschen, die dort einfach ihr Buchding machen. Ohne Hektik. Aber mit wunderbar ausführlichen Texten.
Seit 2016 wird von dem Gemeinschaftsblog Das Debüt der Bloggerpreis für Literatur verliehen. Eine Jury aus Literaturbloggerinnen und -bloggern liest sich durch zahlreiche Einsendungen (dieses Mal waren es 90), aus denen dann eine Shortlist mit fünf deutschsprachigen Debütromanen gewählt wird. Und einer dieser Romane erhält im Frühjahr die Auszeichnung zum Debüt des Jahres. Die Shortlist wird traditionell im Januar bekannt gegeben; es sind auch dieses Mal wieder fünf sehr unterschiedliche Romane zusammengekommen.
Die Blogwelt ist ein Kommen und Gehen; manche Blogs werden eingestellt, andere entstehen neu. Und manchmal gibt es auch ein Wiedersehen. Ich freue mich sehr, dass nach einem Jahr Pause der Literaturblog schiefgelesen wieder am Start ist. Und gleich mit einer schönen Besprechung des Romans »Kochen im falschen Jahrhundert« von Teresa Präauer. Cheers.
Im Blog Zeichen & Zeiten bin ich auf die spannende Buchbesprechung des ursprünglich 1955 erschienenen Romans »Die Nacht der Zeiten« von René Fülöp-Miller gestoßen. Der Verleger Stefan Weidle hat dieses Buch für uns wiederentdeckt – und ich muss es unbedingt lesen.
Über den hierzulande kaum bekannten amerikanischen Lyriker David Budbill, über Yosa Buson, einen Haiku-Meister des 18. Jahrhunderts und über eine Spurensuche: Einen sehr lesenswerten Beitrag gibt es im Blog Reklamekasper. Unbedingt vorbeischauen.
Das Buch »Wien – Berlin. Wo die Moderne erfunden wurde« von Jens Wietschorke wird im Blog notizhefte vorgestellt. Da ich in den letzten Wochen in beiden Städten unterwegs war, habe ich die Rezension mit großem Interesse gelesen.
Es gibt so einige Literaturblogs, die ich inzwischen seit über einem Jahrzehnt regelmäßig besuche. Eine lange Zeit. Aber der Blog Nur Lesen ist schöner ist sogar schon 13 Jahre dabei und feierte diesen Januar Geburtstag. Und Bloggerin Stephanie Sack nutzte diesen Anlass, um dies zusammen mit dem Kindermann Verlag zu begehen – denn dieser wurde 30 Jahre alt. Happy Birthday!
Buchpost ist ein weiterer Blog, dem ich schon seit über einer Dekade viele Leseanregungen verdanke. Im Januar wurde dort eine wunderbare Besprechung von Nele Pollatscheks Roman »Kleine Probleme« veröffentlicht.
Im Krimi-Blog crimenoir gibt es eine spannende Liste mit den persönlichen Top-Ten der Kriminalromane des letzten Jahres. Bekannte Titel sind dabei, aber auch Ungewöhnliches. Und der Roman, der es auf Platz 1 geschafft hat, steht auch in meiner eigenen Jahresbestenliste.
Stefan Härtel stellt im Blog Bookster HRO den Roman »Die Rassistin« von Jana Scheerer vor. Und er schafft es wie so oft, mich für ein Buch zu interessieren, von dem ich dies nicht gedacht hätte. Muss ich mir auf jeden Fall näher anschauen.
Die Bloggerin Barbara H. Imruck plaudert in ihrem Blog Aigh an taigh über ihre Lesevorhaben 2024. Und fast wie nebenbei ensteht eine abwechslungsreiche Lektüreliste mit zahlreichen Anregungen.
In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer stelle ich im Januar die 15 besten Bücher meines Lesejahres 2023 vor. Und der Startschuss für ein Leseprojekt zum Kafka-Jahr ist gefallen – hier bin ich selbst schon gespannt, was sich daraus entwickeln wird.
Bis zum nächsten Mal, wir lesen uns.
Uwe Kalkowski ist seit über 30 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.