Keine Pressemitteilung, keine Meldung. Heute morgen liegt die Todesanzeige schlicht in der Post: Wie jetzt erst bekannt wird, ist Gerd Mohn bereits am 23. September 2008 82-jährig gestorben.
Als Verleger des Gütersloher Verlagshauses hat sich der jüngste der drei Söhne von Heinrich Mohn einen Namen gemacht. Aus Nazi-Zeit und Krieg ging er als der glaubwürdigste der drei Söhne heraus. Er habe sich von den Nazi-Veranstaltungen ferngehalten und wurde von Lehrern der „Bekennenden Kirche“ unterrichtet, berichten die Biografen. Trotzdem hatte er sich freiwillig in die Wehrmacht gemeldet und kam als erster in der Familie vom Frontgeschehen zurück. Sein Vater hielt ihn für zu jung, um das Erbe gleich anzutreten und Gerd Mohn begann erst einmal eine Ausbildung zum Verlagskaufmann bis der Vater ihm den Rufer Verlag übergab, den er in Gütersloher Verlagshaus umbenannte.
Gerd Mohn führte den Verlag in den kommenden Jahren und Jahrzehnten aus seiner engen pietistischen Orientierung heraus. Er machte ihn zu einem modernen publizistischen Unternehmen, das sich neuen Zeitfragen öffnete und eine umfassende geistige und gesellschaftspolitische Neuorientierung erfuhr. Schwerpunkte der Arbeit lagen bei Forschung und Lehre der Theologie und der Gemeindepraxis.
Ab 1976 brachte er die erfolgreiche Taschenbuchreihe GTB Siebenstern auf den Markt. Bedeutende Lizenzausgaben z.B. von Dietrich Bonhoeffer, Ernesto Cardenal oder Elisabeth Kübler-Ross und Originalausgaben z.B. von Pinchas Lapide, Reinmar Tschirch oder Elisabeth Moltmann-Wendel erzielten Höchstauflagen.
Unter der Leitung von Gerd Mohn wurden alte Verlagsbereiche ausgebaut und neue hinzugewonnen. Die wissenschaftliche Literatur erhielt wesentliche Impulse durch bedeutende Theologen wie Kurt Aland, Georg Fohrer, Joachim Jeremias, Otto Kaiser, Willi Marxen, Hans-Georg Pöhlmann, Carl Heinz Ratschow, Trutz Rendtorff, Robert Stupperich und viele andere.
1986 ging Gerd Mohn in den Ruhestand. Lange Jahre der Krankheit habe Mohn mit Geduld ertragen, heißt es in der Todesnachricht. Gerd Mohn gründete den Gütersloher Bachchor und die Stiftung Begegnung, die er noch lange unterstützte.