Der Julius-Campe-Preis, den der Hoffmann und Campe Verlag verleiht, geht in diesem Jahr an den Filmregisseur Christian Petzold.
Die Verleihung erfolgt am Freitag, den 12. Oktober 2018, um 17 Uhr im Hessischen Hof während der Frankfurter Buchmesse. Die Laudatio hält die Publizistin Carolin Emcke.
Die Auszeichnung gilt „Persönlichkeiten und Institutionen, die sich auf herausragende Weise literaturkritische und literaturvermittelnde Verdienste erworben haben. Der Preis ist mit 99 Flaschen edlen Weins und des bei HOFFMANN UND CAMPE erschienenen Faksimiles der
Französischen Zustände Heinrich Heines dotiert“, wie Birgit Schmitz, die verlegerische Leiterin von Hoffmann und Campe, sagt: Sie begründet die auf den ersten Blick überraschend wirkende Auszeichnung an einen Filmemacher so:
„Dass wir erfahren dürfen, wie eng der Roman von Anna Seghers auch nach acht Jahrzehnten mit unserer Gegenwart verbunden ist, verdanken wir Christian Petzold und seinem Film Transit. Der Film selbst wählt eine neue, mutige Erzählform, in der Bild und Text auf bisher unbekannte Weise aufeinandertreffen. Die Worte von Anna Seghers werden nicht angepasst oder gegenwartstauglich gemacht – stattdessen bleibt die ihnen eigene Poesie erhalten. Wir haben als Zuschauer das Gefühl, ihre Worte sprechen aus dem Jahr 1942 direkt in unsere Gegenwart hinein. Da kein Kostüm ablenkt, keine Kulisse den Blick verstellt, wird deutlich,
wie es Literatur immer wieder gelingt, die Zeitläufte zu durchschreiten. Petzold setzt mit seinen Bildern und mit der Sprache von Anna Seghers dem heute allgegenwärtigen Diskurs über Flucht und Migration auch eine notwendige Erzählung entgegen und macht deutlich, was es heißt, in den Transitzonen dieser Welt verharren zu müssen. Der Roman bewegt sich mit seiner Autorin durch die Welt: im mexikanischen Exil verfasst,
wurde er erst auf Englisch und Spanisch veröffentlicht, bis er schließlich 1948 auch in Deutschland erscheinen konnte. Transit selbst ist ein Schwebezustand, wie es Petzold nennt, wo sich Zeiten überlagern, und
der Film zeigt, wie sehr wir den Schwebezustand, den Literatur erzeugt, auch in unserer Gegenwart als Ort der Reflektion brauchen.“