Immer freitags hier ein Autorengespräch: Obst und Gemüse im eigenen Garten, „natürliche“ Pflege und kein bisschen Chemie – mit diesem Vorsatz machte sich die Autorin ans Werk. In ihrem Buch Auf der Suche nach dem Geschmack der Kindheit. Mein Leben als fruchtlose Gärtnerin (dtv, ET 28. Februar) schildert Christine Zeile – humorvoll wie kritisch – wie es ihr gelang, den Geschmack der Kindheit wiederzufinden.
„Ich wollte daran erinnern, welchen Unterschied es macht, wenn wir das, was wir essen und schmecken, selbst produzieren“, sagt sie. Anlass für Fragen an die Autorin, die seit 2013 im französischen Loire-Tal lebt, gärtnert und schreibt:
BuchMarkt: Worum geht es in dem Buch?
Christine Zeile: Die Kirschen meiner Kindheit wollte ich wieder schmecken, deshalb pflanzte ich einen jungen Kirschbaum. Aber dieser Kirschbaum trug und trägt keine Früchte, bis heute nicht. In den 1960er Jahren gab es kaum chemischen Pflanzenschutz, dafür aber gab es ohne großen Aufwand Kirschen, natürlich bio, bevor überhaupt jemand ahnte, was das heißen soll. Warum also müssen heute Obstbäume 25mal gespritzt werden, damit sie Früchte ansetzen? Ich begann zu experimentieren, zu recherchieren, erinnerte mich an frühere Zeiten: Im Mikrokosmos unserer Gärten erkennen wir, was sich in den letzten 50 Jahren alles verändert hat.
Wie entstand die Buchidee?
Durch großes Glück fiel mir ein Garten zu, mitten in Frankreich. Doch meine Naivität war so groß wie mein Tatendrang. Gärtnern wirkt so zeitlos, wir und die Erde, die Blumen, der Kreislauf des Jahres. Aber man merkt schnell, dass das so gar nicht stimmt: Heute kommt es nicht mehr darauf an, ob wir im Garten etwas Nahrhaftes ernten oder nicht. Die Devise: Hauptsache der Garten ist „schön“. Das war noch vor ein, zwei Generationen völlig anders. Ich wollte daran erinnern, welchen Unterschied es macht, wenn wir das, was wir essen und schmecken, selbst produzieren.
Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten im Laden verkaufen?
„Hochglanz-Gartenratgeber habt Ihr genug!“ Dieses Buch zeigt, was man als Hobbygärtner(in) draußen wirklich erlebt, wenn man auf Gifte verzichtet.
Welche Leserschaft soll angesprochen werden?
Alle, die glauben, dass auch unsere Kinder und Enkel noch Äpfel, Birnen und Kirschen von echten Bäumen in freier Natur selbst ernten und schmecken wollen; die über eigene und fremde Fehlschläge draußen im Grünen richtig lachen können (ohne aufzugeben); die mal ihren eigenen Garten vergessen und einer Nachbarin neugierig über die Schulter schauen wollen.
Mit welchen drei Wörtern lässt sich das Buch gut beschreiben?
Gras wachsen hören
Welche Reaktionen erhoffen Sie sich auf das Buch?
Dass einige Rollrasenstrecken wieder in Gemüsebeete zurückverwandelt werden und möglichst viele die Mühe und die Freude erleben, eine eigene Karotte aus der Erde zu ziehen. Dass wir uns ganz einfach (wieder) trauen, einige Wochen ohne Supermarkt auszukommen. Dass die chemischen Hersteller auf ihre Mittel für die Hobbygärtner endlich draufschreiben, was tatsächlich drin ist und wie es wirkt – statt „Pflanzenbalsam“ würden wir dann „Nervengift“ lesen und uns selbst nicht länger ungewollt mit hochgefährlichen Insektiziden einnebeln.
Was lesen Sie privat aktuell?
Stefan Zweig, Maria Stuart (S.Fischer)