Julia Schoch über ihr Buch "Das Liebespaar des Jahrhunderts" (dtv) „Durch den Blick auf mehrere Jahrzehnte ist fast wie nebenbei auch eine kleine soziologische Studie unseres Lebens hier in der westlichen Welt entstanden“

Julia Schoch: „Ich glaube, wir versuchen alle, ein halbwegs vernünftiges, anständiges Leben zu führen. Wir versuchen, die Liebe und die Leidenschaft in unserem Leben zu halten. Und wenn wir scheitern, scheitert auch immer eine kleine Utopie. Aber stimmt das eigentlich: Kann eine dreißigjährige Beziehung überhaupt als gescheitert betrachtet werden?“ (c) Bogenberger

In ihrem Buch Das Liebespaar des Jahrhunderts (dtv) schreibt Julia Schoch über eine Frau, die den Entschluss gefasst hat, ihren Mann zu verlassen. Es geht ums Scheitern und darum, ob etwas überhaupt gescheitert ist, wenn es so lange dauert? Anlass für Fragen:

 

BuchMarkt: Worum geht es in Ihrem Buch?

Eine Frau denkt über die Liebesbeziehung zu ihrem Mann nach, den sie verlassen will. Sie lässt ihr Leben Revue passieren. Sie wandert durch die Jahre und überdenkt ihre Entscheidung.

Julia Schoch: Wie entstand die Idee, über dieses Thema zu schreiben und worin bestand dabei die besondere Herausforderung?

Ich wollte über eine lange Liebesbeziehung schreiben. Ich habe mich gefragt: Wie beschreibt man überhaupt Dauer? Und vor allem: Wie beschreibt man das Alltägliche, von dem man nie Fotos macht, an das man sich kaum erinnert, das aber einen Großteil eines Ehelebens mit Kindern ausmacht? Und wieso vergeht Liebe eigentlich, und kann sie zurückkehren?

Was macht das Thema aus Ihrer Sicht gesellschaftsrelevant?

Ich glaube, wir versuchen alle, ein halbwegs vernünftiges, anständiges Leben zu führen. Wir versuchen, die Liebe und die Leidenschaft in unserem Leben zu halten. Und wenn wir scheitern, scheitert auch immer eine kleine Utopie. Aber stimmt das eigentlich: Kann eine dreißigjährige Beziehung überhaupt als gescheitert betrachtet werden? Nach welchen Modellen lieben wir denn? Durch den Blick auf mehrere Jahrzehnte ist fast wie nebenbei auch eine kleine soziologische Studie unseres Lebens hier in der westlichen Welt entstanden. Der Reigen von persönlichen Plänen und Anschaffungen, von Lebensetappen und Zweifeln. Dazu die Frage, wie man ein gutes Leben schaffen kann, flankiert von den politischen Ereignissen unserer Zeit.

An welche Leserschaft richtet sich das Buch?

An alle, die den Zauber von Sprache lieben und gern über Beziehungen und die Liebe nachdenken und von ihr erzählt bekommen.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler/die Buchhändlerin es im Laden gut verkaufen?

Es ist kurzweilig und zugleich tiefgründig.

Es ist melancholisch und zugleich hoffnungsfroh.

Es ist ganz einfach erzählt, und dennoch bleibt die Liebe ein Rätsel.

Außerdem ist das Thema Ehe oder eine lange Beziehung beinahe jedem vertraut.

Es ist keine „spezielle“ Geschichte.

Welche drei Wörter beschreiben „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ ideal?

Rasant, melancholisch, innig.

Das Liebespaar des Jahrhunderts ist nach Das Vorkommnis der zweite Teil eines Erzählprojekts in drei Teilen mit dem Gesamttitel Biographie einer Frau. Können die drei Teile unabhängig voneinander gelesen werden und wann ist der dritte Teil geplant?

Jedes Buch steht für sich und kann unabhängig von den anderen gelesen werden. Die Ich-Erzählerin ist aber immer dieselbe. Sie erzählt allerdings jeweils über andere Zeitpunkte ihres Lebens. Jedes Mal kommt etwas anderes in den Blick, und manche Dinge überschneiden sich auch.  Am Ende entsteht hoffentlich so etwas wie ein Lebens-Panorama, in dem sich die Bilder ergänzen und gegenseitig erhellen. Der dritte Teil erscheint voraussichtlich Ende nächsten Jahres.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert