Auf der Website des dtv finden Fans ein großes Angebot von Buch-Devotionalien „für Bookaholics“ rund um das dtv Program. Warum und wie der dtv damit auf verheißungsvolle Trends setzt – das war Anlass für Fragen an Rita Bollig, die Marketingchefin des dtv:
Macht der dtv nicht genug Umsatz mit Büchern?
Rita Bollig: Ich muss lachen. Wir freuen uns immer über Umsatz, aber in diesem Fall ist Umsatz nicht das erste Ziel.
Sondern?
Unser Shop ist für uns eine Erweiterung der Marketingmaßnahmen. Gestartet sind wir vor gut einem Jahr mit der Katmere-Academy-Reihe von Tracy Wolff. Seitdem erweitern wir die Produktpalette stetig.
Weihen Sie mich dann ein, was Sie da so tückisch im Visier haben?
Das ergibt bei den Titeln Sinn, bei denen wir wissen, dass die Leser*innen sich freuen, wenn es zum Buch/der Reihe weitere Produkte gibt, auch weil sie sich und die Bücher auf Social Media damit entsprechend inszenieren können. Aber natürlich werden die Produkte auch privat genutzt, wir kennen das ja alle, weil wir selbst ja auch Fans sind und daher wissen, dass Merchandisingprodukte oft Statements sind und Zugehörigkeit ausdrücken.
Und warum ist Ihnen diese Zielgruppe so wichtig? Ich dachte, die Buchbranche verliert unaufhaltsam und schleichend Buchkäufer ?
Deswegen zielen wir ja damit gerade auf die ganz jungen Leser*innen.
Und das macht Sinn?
Ja, wir gewinnen hier deutlich Käufer*innen dazu und das, nachdem wir alle doch jetzt über einige Jahre schon Käufer*innen in den Altersgruppen 14 bis 29 Jahre und 30 bis 59 Jahre verloren haben.
Es gibt keine Trendwende?
Wir haben in der letzten GfK Präsentation gesehen, dass es eine kleine Trendwende gibt, die wir toll finden. Wir haben 2021 in der Altersgruppe bis 19 Jahren ein Wachstum der Käuferreichweite von 17% zu verzeichnen.
Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Wir denken, dass das BookTok-Phänomen diesen Trend ein Stück weit gesetzt hat.
BookTok? Was ist das nun wieder?
Auf Tiktok empfehlen inzwischen Millionen von Leser:innen unter dem Hashtag #Booktok ihre Lieblingsbücher.
Ich war in Gedanken gerade bei dem anderen Phänomen, über das die FAS letzte Woche berichtet hat: Instagram–Nutzer entdecken das Buch wieder als Accessoire für zuhause.
Ja, wir sehen auch das alles als große Chance, neue Leser*innen zu gewinnen und hier gerade eine junge Zielgruppe noch stärker für das Lesen und Bücher begeistern zu können. Das Phänomen #Booktok ist auch stationär im deutschen Buchhandel angekommen. Ich sehe immer mehr inszenierte Tische, die genau für diese Zielgruppe gestaltet werden.
Und ich habe gerade mit Freunden darüber diskutiert, wie schade es sei, dass heute kaum noch Bücherwände in Wohnzeitschriften zu sehen sind. Es gibt also einen Silberstreif am Horizont?
Ja, und es wird soviel gelesen wie nie zuvor. Wenn ich mir anschaue, was gerade junge Leser*innen an Leidenschaft und Kreativität in die Inszenierung von Büchern, die ihnen viel bedeuten, setzen, dann stimmt mich das wirklich positiv für unsere Branche. Wenn das Phänomen BookTok mit zurzeit 66,6 Milliarden Aufrufen aus den USA schon zu uns rüberschwappt, da hängen wir uns natürlich gerne dran.
Was mich angeht, werde ich jetzt darauf hinarbeiten, dass das Buch als Statussymbol wieder entdeckt wird. Wo finden wir solange Ihre Kanäle?
Bei Instagram oder TikTok unter dtv_verlag.
Die Fragen stellte Christian von Zittwitz