Gespräche Alyna Wnukowsky: „Print-on-Demand sichert Verlagen Verfügbarkeit und Umsatz“

Viele Verlage leiden unter eingeschränkten Druckkapazitäten, gleichzeitig rückt das Weihnachtsgeschäft näher. Wie steht es um die Lieferfähigkeit und wie steht das Barsortiment Libri zur zunehmendem Konzentration im Buchhandel? Das haben wir Alyna Wnukowsky gefragt, Sprecherin der Geschäftsführung von Libri.

Alyna Wnukowsky, Sprecherin der Geschäftsführung von Libri (Foto: Libri)

BuchMarkt: Frau Wnukowsky, die Branche klagt derzeit vielerorts über eingeschränkte Druckkapazitäten. Inwiefern kann Print-on-Demand in dieser Situation eine Lösung sein?

Alyna Wnukowsky: Print-on-Demand sollte aus unserer Sicht bei einer Buchveröffentlichung immer mitgedacht werden – denn PoD sichert Verlagen Verfügbarkeit und Umsatz. Die Qualität hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und liegt heute auf einem vergleichbaren Niveau mit klassischen Auflagenproduktionen. Gerade in Engpasssituationen, wie wir sie als Branche gerade erleben, oder bei der Nachproduktion kann PoD flexibel aushelfen und Versorgungslücken schließen. Kann ich als Verlag kurzfristige Nachfrage nicht sofort bedienen, flaut sie schnell ab. Das zeigt sich besonders bei Titeln, die plötzlich oder unerwartet nachgefragt werden – beispielsweise aufgrund von Preisverleihungen oder TikTok-Hypes. Nur wenn Titel lieferbar sind, kann ich auch Umsatz generieren. Die Nachfrage nach Print-on-Demand bei Verlagen steigt und wir wollen in den kommenden Jahren unser PoD-Volumen vervierfachen.

Was bedeutet das mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft? Müssen Buchhändler:innen sich Sorgen machen – oder vielleicht einfach früher einkaufen?

Libri ist lieferfähig, und es besteht kein Grund zur Sorge. Wir sind gerade in den letzten Zügen unserer intensiven Vorbereitung auf das Weihnachtsgeschäft. Vereinfacht heißt das: Schulbuch raus – Weihnachtsware rein. Wir schaffen umfassend Platz und stellen zugleich die maximale verfügbare Kapazität bereit, um möglichst viele Titel einzulagern. Unser zentrales Barsortiment wird gut vorbereitet sein. Dennoch ist ein frühzeitiger Einkauf natürlich immer sinnvoll, gerade bei Titeln mit erwartbar hoher Nachfrage. Wer sich jetzt gut bevorratet, kann dem Jahresendgeschäft entspannt entgegensehen.

Neben operativen Herausforderungen belasten auch politische Rahmenbedingungen wie die EU-Verordnung zur Entwaldungsfreiheit (EUDR) zunehmend die Branche. Was ist Ihre Einschätzung – und was wünschen Sie sich?

Die EUDR ist in ihrer aktuellen Ausgestaltung unverhältnismäßig – sie steht in keinem Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Nutzen. Der bürokratische Aufwand ist enorm, ohne dass die Maßnahme an den entscheidenden Stellen greift. Hier müssen wir als Branche gemeinsam klare Position beziehen. Mein Wunsch ist, dass wir gemeinsam mit Nachdruck auf praktikablere und sinnvollere Lösungen hinwirken.

Ein weiteres drängendes Thema ist die abnehmende Zahl an Buchhandlungen und die Konzentration in einem großen Marktteilnehmer. Was bedeutet das für den Markt und inwiefern kann Libri hier ggf. entgegenwirken?

Als Großhändler beobachten wir die abnehmende Zahl der Buchhandlungen ganz genau. Wir wirken aktiv dagegen, indem wir mit unseren Partner:innen Konzepte schaffen, die es insbesondere kleineren Marktteilnehmer:innen ermöglichen, unabhängig zu bleiben und sich doch ganz auf ihre Kundinnen und Kunden zu konzentrieren. Dazu zählen unter anderem Weiterbildungskonzepte und Systemlösungen wie Best of Manga oder Just the Best und natürlich Softwarelösungen und -services wie Warenwirtschaftssysteme oder Libri.Shopline, unser Whitelabel-Onlineshop. Wir bieten außerdem regelmäßig Seminare an zur Gründung und auch zur Übernahme von Buchhandlungen und haben da auch jedes Jahr viele Erfolgsbeispiele wie die Neugründung Bookish Empire in Jever, die komplett auf New Adult spezialisiert ist, oder die Übernahme der Kulturbuchhandlung Proust in Essen.

Die Fragen stellte Hanna Schönberg

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