Tropen-Verlagsleiter Tom Müller über Vorfreude, Aufregung und den Besuch des zweifachen Präsidentschaftskanditen Bernie Sanders in Deutschland zum Start seines Buches Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein.
Einen zweifachen Präsidentschaftskandidaten hat man ja nicht oft im Programm – jetzt kommt er nach Berlin. Sind Sie aufgeregt?
Tom Müller: Ja, wir bei Tropen sind ziemlich aufgeregt. Wir freuen uns riesig, dass Bernie Sanders am Donnerstag nach Deutschland kommen wird. Ärmel hochkrempeln, Bernie kommt, rufen wir neuerdings. Aber Spaß beiseite, seit feststeht, dass er kommt, ist so eine gute Dynamik entstanden. Die Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt mit 1.200 Plätzen war innerhalb einer Woche ausverkauft. Jeden Tag kommen Anfragen von bekannten Menschen, die ihn gern treffen wollen. Ricarda Lang und Gregor Gysi z.B. Oder Luisa Neubauer und Ronja von Rönne. Es ist toll zu sehen, dass Bernie Sanders Menschen aller Milieus und Altersstufen anspricht. Sanders ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Politikern. Sich vorzustellen, dass er am Freitag bei uns im Büro in Kreuzberg sitzen wird, ist fast schon surreal. Für uns ein Moment, den wir niemals vergessen werden.
Was bedeutet es für Sie, sein Buch in Ihrem Verlagsprogramm zu haben?
Uns macht es sehr stolz, so eine Persönlichkeit verlegen zu dürfen. Und das mediale Echo ist sehr groß, es uns fast auch ein bisschen überrascht. Wann hat man das schon mal, dass ein Autor in kurzen Abständen Interviews bei Sandra Maischberger, in der ZEIT und in der FAS haben wird, noch dazu ein Porträt im Spiegel? Außerdem wird Luisa Neubauer ihn für ihrem Podcast 1,5 Grad treffen und Thilo Jung mit ihm in seinem You-Tube Format Jung & Naiv sprechen. Ich denke, man sieht daran, wie wichtig jemand wie er in Zeiten wie diesen ist, in denen wir dringend Lösungen für die vielen Krisen brauchen.
Was ist für sie das Besondere an seinem Buch?
Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein. – was für ein guter Titel. Er trifft damit genau den Punkt. Denn wir alle spüren, dass sich die Krisen um uns immer weiter verstärken und gleichzeitig haben wir immer weniger das Gefühl, angemessen auf diese Krisen reagieren zu können. Und in seinem Buch zeigt Bernie Sanders, woran das liegt. Welche Rolle die Politik und welche Rolle wir bei einer Lösung spielen können.
Mehr Gerechtigkeit ist möglich. Kaum einer verkörpert das so sehr wie er. Jemand, der stets den eigenen Grundsätzen treu geblieben ist – und das über Jahrzehnte in einem Umfeld wie der amerikanischen Politik. Das ist, glaube ich, auch für uns in Deutschland etwas, das wir vielleicht manchmal vergessen: Es gibt einen besseren Weg, es gibt eine bessere Welt. Und es gibt ganz konkrete Schritte dorthin.