Min Jin Lee immigrierte, als sie acht Jahre alt war, mit ihrer Familie in die USA. Ihr erstes Buch Ein einfaches Leben (engl. Pachinko; dtv, ET. 21.September) handelt von einer koreanischen Familie in Japan und deren Diskriminierung im Alltag, von sozialem Aufstieg und menschlichen Sehnsüchten. Ihr Buch stand auf der Shortlist des National Book Award und auf allen Bestsellerlisten der USA.
Anlass für Fragen an die in New York lebende Autorin:
BuchMarkt: Worum geht’s in Ihrem Buch Ein einfaches Leben (Pachinko)?
Min Jin Lee: Pachinko ist ein historischer Generationen-Roman über eine koreanische Familie, die während der Kolonialzeit nach Japan zieht und dort bleibt. Er umspannt vier Generationen.
Wie entstand die Idee dazu?
Als ich im College war, hörte ich einen Missionar, der der Koreanisch-Japanischen Bevölkerung angehörte, eine Geschichte über einen Koreanisch-Japanischen Jungen erzählen, der von seinen japanischen Mitschülern gemobbt wurde. Ich habe seitdem periodisch über drei Jahrzehnte an meiner Geschichte geschrieben – bis sie schließlich endlich veröffentlicht wurde.
Der Original-Titel des Buches ist „Pachinko“. Was bedeutet das?
Pachinko ist ein japanisches Spiel für Erwachsene, eine Mischung aus Geldspielautomat und senkrechtem Arcade-Spiel, die in Japan sehr populär ist. Das Spiel soll eine Metapher darstellen für die Zufälligkeit und Ungerechtigkeit im Leben, und dennoch auch das Bedürfnis der Spieler aufzeigen, an diesem Spiel teilzunehmen.
James Baldwin sagte einmal: „Die Absicht von Kunst ist es, die Fragen freizulegen, die von den Antworten verdeckt worden sind“ Welche Fragen stellen Sie?
Ich frage: „Warum fürchten wir uns vor den Anderen und wie können wir kämpfen und lieben, wenn wir gefürchtet und gehasst werden? Ist Vergebung möglich? Was bedeutet das Wort ‚Nation‘ eigentlich und wer ist mein eigener Nachbar?“
Welche Leserschaft möchten Sie mit Ihrem Buch ansprechen?
Ich war von der Vielfalt meiner Leserschaft sehr überrascht. Männer und Frauen allen Alters und mit verschiedensten Hintergründen und Nationalitäten haben mein Buch gelesen. Ich wünsche mir einen Leser, der sich wünscht unterhalten zu werden und der auch ermutigt werden möchte.
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Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?
Ich denke der Buchhändler würde gerne eine noch unbekannte Geschichte der Koreaner in Japan in seinem Laden teilen. Es ist eine Geschichte über Menschen und eine Geschichte von einer armen Mutter, die für ihre Söhne ein gutes Leben gestalten will.
Sie werden im kommenden Jahr in der Jury des „National Book Award“ sitzen. Was bedeutet es für Sie als Autorin andere Autoren zu beurteilen?
Als eine der Preisrichterinnen für den National Book Award ist es mir sehr wichtig fair zu sein, gegenüber all den wundervollen Büchern. Ich hatte das große Privileg zu lesen. Schriftsteller opfern so viel, deshalb wollte ich die Bücher mit großer Sorgfalt und Bedacht lesen. Das bedeutet, dass ich den Lesern behilflich bin, und dass diese die besten Geschichten verdienen. Ich denke also an beide Gruppen – Leser und Schreiber- und ihre Beziehung.
Lesen Sie in Ihrer Freizeit gerne, was aktuell?
Absolut, ich liebe es zu lesen. Ich mag fiktionale und non-fiktionale Geschichten. Im Moment lese ich die Arbeiten von M.F.K.Fisher, weil ich bald ein Essay über sie schreiben werde.