Den diesjährigen Anna Seghers-Preis erhalten die kroatisch-schweizerische Autorin Ivna Žic und der Argentinier Hernán Ronsino. Die Preisverleihung findet am 20. November 2020 in der Berliner Akademie der Künste statt.
Der mit derzeit jeweils 12.500 Euro dotierte Preis wird von der Anna Seghers-Stiftung an NachwuchsautorInnen aus dem deutschen Sprachraum und aus Lateinamerika verliehen, die im Sinne von Anna Seghers mit den Mitteln der Kunst zur Entstehung einer gerechteren menschlichen Gesellschaft beitragen. Die Auswahl der Preisträger übernehmen im jährlichen Wechsel von der Stiftung beauftragte Persönlichkeiten aus dem literarischen Leben.
Ivna Žic – so begründet die Schriftstellerin und Jurorin Annette Pehnt ihre Wahl – erzähle in ihrem poetischen und eigenwilligen Debütroman Die Nachkommende „mit feinem Gespür für die Verschränkung des Politischen mit dem Privaten und in einer reichen und behutsamen Sprache von Fluchten, Verschiebungen und der ständigen Gegenwart der Erinnerung.“ Dabei lote sie aus, „was uns inmitten gesellschaftlicher Transformationen und neu gezogener Grenzen (..) bewegt und wer uns berührt.“ Die 1986 in Zagreb geborene und in Zürich aufgewachsene Žic ist zunächst als Dramatikerin in Erscheinung getreten. Ihre Stücke wurden an bedeutenden deutschsprachigen Bühnen aufgeführt. Ihr Debütroman Die Nachkommende erschien 2019 bei Matthes und Seitz.
Hernán Ronsino, Jahrgang 1975, erzählt in seiner sogenannten Pampa-Trilogie Geschichten aus der argentinischen Provinz. Die Jurorin Dagmar Ploetz erklärt, dass die Bücher des Autors sprachlich ganz im Lokalen verwurzelt seien und dabei „stilsicher und zugleich experimentierfreudig das persönliche und kollektive Erinnern in seiner Heimatstadt Chivilcoy, die einst als Modell für den Fortschritt galt“, erkunde. Neben den drei Büchern Letzter Zug nach Buenos Aires, Lumbre und In Auflösung liegt seit März 2020 auch die Erzählung Cameron im Schweizer Bilgerverlag in deutscher Sprache vor.