Auf dem heutigen Pressegespräch informierten Manfred Krupp, Intendant des Hessischen Rundfunks (hr), Programmdirektorin Gabriele Holzner und hr2-kultur-Programmchef Hans Sarkowicz über die Neuausrichtung der Kulturwelle.
Vor knapp einem Jahr hatte die Ankündigung der Neustrukturierung des Spartenprogramms hohe Wellen geschlagen. Befürchtet wurde von vielen ein Abgleiten des Programms in die Beliebigkeit und eine Verflachung des Anspruchs.
2019 sind vom Hessischen Rundfunk 14 Initiativen beschlossen worden, um auf das deutlich veränderte Nutzungsverhalten zu reagieren, berichtete Manfred Krupp. Eine dieser Initiativen betraf hr2-kultur. „Der erste Ansatz unserer Überlegungen war nicht das Sparen, sondern die Präsenz sowohl auf den tradierten, linearen Kanälen als auch auf neuen, digitalen Plattformen“, informierte der Intendant. Sinkende Hörerzahlen zwangen die Rundfunk- und Fernsehmacher zu neuen Ansätzen für die Sender und ihre Programminhalte und eine Erweiterung ins Netz. So war bezüglich des vom hr bereitgestellten Contents beispielsweise ein Zuwachs von 80 Prozent bei Instagram-Nutzern während des Ausbruchs der Coronapandemie in Deutschland zu verzeichnen.
„Wir bauen eine Kultur-Unit auf, um Kultur für alle und auf vielen Kanälen anzubieten“, sagte Gabriele Holzner. Sie räumte ein, dass es vor einem Jahr ein Fehler war, den Begriff „Klassikwelle“ für hr2-kultur ins Spiel zu bringen. Das hatte zu empörten Reaktionen in der Öffentlichkeit geführt, aber nur punktuell und nicht dauerhaft zu mehr hr2-Hörern.
Sinn der Umgestaltung des Spartenprogramms sei es, Content auf unterschiedlichen Wegen zu verbreiten und die Kompetenz der verschiedenen Strukturen im Senderkomplex zu nutzen.
Hans Sarkowicz, der seit Februar 2020 zunächst die kommissarische Leitung von hr2-kultur übernommen hatte, ging auf beliebte Formate ein. So bleiben Zuspruch, Frühkritik, Der Tag, Hörbar und Doppelkopf erhalten. Weiterhin werde es auch wie gewohnt Features, Lesungen und Hörspiele geben.
Bei der Klangfarbe der Musik wird im Tagesprogramm die Klassik dominieren, abends werden zudem Jazz, Songs und Weltmusik gesendet.
„Neu im Programm haben wir 2 bis 4 – Menschen und ihre Musik und stellen in diesem Format Prominente und ihre Wunschmusik vor. Auch das Kriminalhörspiel an jedem zweiten Mittwoch ist eine Novität“, erläuterte Sarkowicz. So werde am 14. Oktober ein hr-Radio-Tatort von Martin Mosebach ausgestrahlt.
„Wir werden mehr auf Eigenproduktionen hinweisen und die Präsenz der Moderatoren noch verstärken“, ergänzte der Programmchef. Fließende Programmstrecken statt starrer Stundentaktung bieten mehr Flexibilität und fördern die Kreativität.
Die Redaktion wurde neu strukturiert, so gehört beispielsweise der bekannte Literaturredakteur Alf Mentzer nun zum Führungsteam der Kultur-Unit, die künftig Content für lineare und digitale Formate bereitstellen soll.
Sendungen für Kinder werde es weiter geben, man setzt jedoch aufgrund von Studien vermehrt auf digitale Angebote, darunter Podcasts, auf verschiedenen Plattformen,.
Ab 14. September ist das neue hr2-kultur zu hören. Es kümmert sich in der ersten Woche um den Schwerpunkt Koloniales Erbe in Hessen. Dazu wird es Sendungen wie Literaturland Hessen, Doppelkopf, Gespräche und ein Webspecial geben.
In Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland konnten 30 inhabergeführte Buchhandlungen als Partner gewonnen werden. Mit ihnen werden gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt, die Buchhändlerinnen und händler werden ihre Literaturtipps im Tagesprogramm von hr2–kultur an die Hörer weitergeben.
JF
Sehr erfreut bin ich, daß ein großer Teil des Kulturbereichs des
HR weiterhin bestehen bleibt. Was führte zu der „Empörung“ der
Ankündigung einer „Klassikwelle“?
Bei „Klassikwelle“ dachte nicht nur ich daran, dass hier ein reiner Dudelkanal entstehen soll. Diese Idee war wohl auch mal in den Köpfen, ist aber wohl dann doch einem Rest an Schamgefühl zum Opfer gefallen.