Der Sheikh Zayed Book Award hat die Shortlist für seine 16. Ausgabe in sechs der neun Preiskategorien bekannt gegeben. Die 23 auf der Shortlist nominierten AutorInnen kommen, nachdem die Zahl der Einreichungen in der Geschichte des Preises einen neuen Rekord erreicht hat, aus 14 Ländern. In diesem Jahr sind über 3000 Beiträge aus 55 Ländern eingegangen – ein Anstieg von
28% im Vergleich zur vorherigen Ausgabe.
Dies ist die 16. Ausgabe des Awards, einer der weltweit führenden Preise für arabische Literatur und Kultur, den die Kinderbuchautorin und Preisträgerin des Jahres 2020 Ibtisam Barakat als „das arabische Pendant zum Nobelpreis“ bezeichnet.
Zu den bisherigen PreisträgerInnen gehören die ägyptische Autorin Iman Mersal, der amerikanische Übersetzer Michael Cooperson, die britische Autorin Dame Marina Warner und das Institut du Monde Arabe in Paris.
Auf der Shortlist in der Kategorie Literatur stehen unter anderem die Dichterin und Malerin Maisoon Saqer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, deren Buch Maq’ha Reesh, Ain Ala Massr (Eye On Egypt: Reesh Cafe) sich auf ein legendäres Café in Kairo konzentriert, das im Zentrum des politischen, sozialem und kulturelle Lebens im Ägypten des 20. Jahrhunderts steht; die marokkanische Autorin und Akademikerin Said Bengradt für Wa Tahmelany Hayraty Wa Dh’anony. Seerat Altakween (Composition Biography: Thoughts and Confusion Carry Me), die eine intime Biografie einer Generation liefert, die die marokkanische Unabhängigkeit erlebte; und der ägyptische Schriftsteller Ezzat El Kamhawy, der 2018 und 2021 ebenfalls auf der Shortlist stand, mit Ghorbat Al Manazil (Strangers at Home).
Auf der Shortlist in der Kategorie Kinder– und Jugendliteratur steht die syrische Autorin Maria Daadoush, deren frühere Bücher The Fly Flew Over the Pond und Diary of a Martian Kid ins Englische übersetzt wurden, jetzt mit dem Titel Loghz al Kora al Zujajiya (The mistery oft he Glass Ball); die marokkanische Schriftstellerin Raja Mellah –bereits früher auf der Shortlist – mit dem Titel Maw’idi maa al Noor (My Date with the Light), in dem es um ein Mädchen geht, das mit einer seltenen Krankheit geboren wurde und entschlossen ist, seine Träume zu verwirklichen; und die syrische Schriftstellerin Bayan Al–Safadi für ihre Sammlung poetischer Erzählungen Shams Tadhak (A Laughing Sun).
Die Shortlist in der Kategorie NachwuchsautorInnen besteht dieses Jahr ausschließlich aus Werken der Literaturkritik, die ein neues Licht auf Themen, wie die beduinischen Einflüsse in der alten arabischen Poesie bis hin zur schriftlichen Tradition saudischer Volksmärchen werfen. Auf der Shortlist stehen Werke des tunesischen Wissenschaftlers Mohamed Al–Maztouri, der saudischen
Schriftstellerin Manal Salem Al–Qathami und des marokkanischen Autors Mustafa Rajwana.
Auf der Shortlist in der Kategorie Übersetzung steht die in den USA lebende, renommierte irakische Food–Autorin und Historikerin Nawal Nasrallah: Das Buch Best of Delectable Foods and Dishes from Al–Andalus and Al–Maghrib: A Cookbook by 13th Century Andalusi Scholar Ibn Razin Al–Tujibi, 1227–1293 ist Nasrallah’s überzeugende englische Übersetzung von Ibn Razin Al–Tajibis Fadaalat al Ikhwan fi Tayibat al Ta’aam wal Alwan.
Neue Übersetzungen ins Arabische von Werken der Wissenschaftler Pascal Engel und des verstorbenen George Makdisi sind ebenfalls nominiert: Es handelt sich einerseits um die Übersetzung von Engels Les Vices du savoir: Essai d’éthique intellectuelle von Dr. Kassem Almekdad’s und andererseits um Dr. Ahmend Aladawi Makdisi’s Übersetzung von The Rise of Humanism in Classical Islam and the Christian West.
Die am internationalsten aufgestellte Kategorie Arabische Kultur in anderen Sprachen nominiert AutorInnen aus 8 verschiedenen Ländern in 6 Sprachen. Zwei darunter sind auf Englisch und werden von Cambridge University Press veröffentlicht: The Arabian Nights in Contemporary World Cultures:
Global Commodification, Translation, and the Culture Industry des irakisch–amerikanischen Wissenschaftlers Dr. Muhsin J. Al–Musawi untersucht den reichen kulturellen Einfluss der weltberühmten Sammlung von Märchen aus dem Nahen Osten. Beim zweiten englischsprachigen Titel handelt es sich um Revealed Sciences: The Natural Sciences in Islam in Seventeenth–Century Morocco
des amerikanischen Autors Justin K. Stearns‘.
Weitere Nominierungen in dieser internationalen Kategorie sind die französisch–marokkanische Journalistin Meryem Sebti – Gründerin des zeitgenössischen afrikanischen Kunstmagazins Diptyk. Sie eröffnet in Avicenne – Prophétie et gouvernement du monde eine neue Perspektive auf einen der einflussreichsten Philosophen der Vormoderne, Avicenna. Der italienische Autor Arturo Monaco bietet in Surrealismi Arabi 1938–1970: Il Surrealismo e la letteratura araba in Egitto, Siria e Libano (Arabic Surrealism 1938–1970: Surrealism and Arabic Literature in Egypt, Syria and Lebanon) eine kurze Geschichte der revolutionären arabischen surrealistischen Bewegung.
Die Shortlist nominiert auch den deutschen Historiker und Journalisten Joseph Croitoru, dessen Buch Die Deutschen und der Orient. Faszination, Verachtung und die Widersprüche der Aufklärung (Carl Hanser Verlag, 2018) die historisch konfliktreiche Beziehung Deutschlands zum Orient untersucht; die
eindrucksvolle Studie des türkischen Historikers Edhem Eldem über die Alhambra und ein etymologisches Wörterbuch des Altarabischen der russischen Philologin Anna Belova.
Auf der diesjährigen Shortlist in der Kategorie Verlagswesen und Technologien – sie zeichnet Verlage und literarische Institutionen in aller Welt aus, die sich für das arabische Verlagswesen einsetzen – stehen die Internationale Jugendbibliothek in München, die Bibliotheca Alexandrina in Ägypten und der Sindbad–Verlag in Frankreich.
Die Gewinner, die im April bekannt gegeben werden, erhalten ein Preisgeld von 750.000 VAE– Dirhams (ca. 168.000 Euro). In diesem Jahr werden die PreisträgerInnen am 24. Mai in einer besonderen Zeremonie im Louvre Abu Dhabi ausgezeichnet, nachdem die Preisverleihungen in den letzten beiden Jahren nur virtuell stattfinden konnten.
Die Kulturelle Persönlichkeit des Jahres erhält ein Preisgeld von 1 Million VAE–Dirhams (ca. 224.000 Euro) Die auf der Shortlist präsentierten Bücher der Kategorien „Kinder– Jugendliteratur“ und „Literatur“ haben Anspruch auf eine Übersetzungsförderung im Rahmen des Translation Grant des Preises. Seit
der Einführung des Preises wurden fünfzehn Zuschüsse vergeben, wobei Bücher in mehrere Sprachen übersetzt wurden, darunter Englisch, Französisch, Deutsch, Georgisch, Griechisch, Italienisch und Ukrainisch.
Dr. Christiane Raabe, Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek: „Für die Internationale Jugendbibliothek ist die Nominierung eine große Ehre. Wir verstehen sie als besondere Würdigung unserer Arbeit, mit verschiedenen Aktivitäten wie einer Illustrationsausstellung, Podiumsgesprächen, Empfehlungskatalogen, Lesungen und Lesekonzerten das Interesse an der vielfältigen, in Deutschland leider noch weitgehend unbekannten arabischsprachigen Kinderliteratur zu wecken und auf diese Weise den interkulturellen Austausch zu fördern.“
Dr. Tobias Heyl, Lektor im Carl Hanser Verlag: “Wir freuen uns für Joseph Croitoru, dass er für den Sheikh Zayed Book Award nominiert ist. Sein Buch behandelt das bisweilen komplizierte Verhältnis der Deutschen zu den Kulturen des Orients: ein Blick in die Vergangenheit, der dazu beitragen kann, die Gegenwart besser zu verstehen, aus westlicher wie aus östlicher Perspektive.“