Tag drei Der Messe-Mayer: „Ich kann noch Mihály Csíkszentmihályi tippen“

 

 

Liebe Freunde,

 

drei Tage Messe liegen hinter uns, drei Tage Messe liegen vor uns. Die Tage und Nächte verschwimmen, meine Augen haben bereits viel zu viel Lux Halogenlicht aufgesogen, und ich muss inzwischen erst nachgucken, wie der heutige Tag heißt. Dann lese ich „Donnerstag“ und denke: Sagt mir nichts. Ich kenne nur noch Halle Drei.

Dieser traumhafte Schwebezustand wird „Flow“ genannt, zumindest von Mihály Csíkszentmihályi und allen, die ihn aussprechen wollen. Man kann ihn aber auch Delirium nennen, haha, aber solange ich Mihály Csíkszentmihályi tippen kann, müssen wir durch einen weiteren Tag durch.

Und Fragen überdenken wie diese: Kriegt man am Stand der Bundesregierung auch Giveaways?

 

Oder muss man eher selbst was mitbringen, wenn man Pech hat?

 

Ich hatte allerdings auch wieder Highlights vor der Kamera und auf dem Teller. Einen Kiesel, einen Zille, einen Rotfuchs zum Beispiel. Und vieles mehr.

 

Vieles Mehr

Genau, bringen wir das als erstes hinter uns: Die vielen Leute, die man zwar leider nur en passant, aber zum Glück doch wenigstens überhaupt treffen durfte! Ohne „en passant“ würden hier zwo Drittel meiner Begegnungen fehlen.

 

Theresa Bolkart! Hä? Wieso habe ich Sie bei S.Fischer erwischt?

 

Andererseits: Warum auch nicht? Wir alle arbeiten irgendwo, und drei Jahre waren eine lange Zeit. Und da müssen wir auch schon beide weiterstürzen.

 

Ich habe den Leipziger Messedirektor Oliver Zille nach Ehling und CvZ als dritte Person ebenfalls von Sigrid Moritz gegrüßt, so wie sie mir auftrug. Kann ich mich jetzt bitte wieder um mein eigenes Leben kümmern, Frau Moritz?

Und der Zille auch?

 

Aber im Ernst: Herr Zille fragt nach Ihnen, dankt und lässt Sie herzlich zurückgrüßen!

 

Die Hanseatische Gesellschaft für Verlagswesen hatte mich bereits von langer Hand im Vorfeld zum Kaffee eingeladen! Hier sitze ich mit Herrn Schwindt und Frau Euringer. Die HGV hat keinen eigenen Stand, aber eines dieser modernen Büros mit Messegatronomie

 

Weil ich nur alle 14 Tage mit Caroline Euringer telefoniere, bin ich es nicht gewöhnt, sie beim sprechen zu sehen.

 

 

Harald Kiesel (rechts) und sein 360°-Verlag gehören immer wieder zu meinen Sortiments-Lieblingen. Hier stellt er mir Chris Silber vor. Silber hat vor neun Jahren seine Frau an den Krebs verloren, und er hat ein Buch gemacht, das ihre gemeinsame Tochter trösten sollte.

 

Kiesel, früher bei Baumhaus, holte z.B. „Die wilden Fußballkerle“ ins Programm.

 

Es gibt hilfreiche Bücher für Kinder, die jemanden verloren haben. Aber dieses hier enthält so viel Liebe, es holt einen ab, tröstet, versöhnt. Es brachte mich zum Weinen, gerade weil es auch so farbenfroh und warmherzig ist. Was für ein anrührender, lebensbejahender Versuch, Trauer für Kinder zu erschließen.

 

Am Stand der Büchergilde ist ja stets Holger Ehling zu befürchten, aber immerhin treffe ich meinen Vertriebsmann Silvio Mohr-Schaaff und seinen Chef, den im Handel wohlgelittenen Querkopf Alexander Elspas.

 

Aber die Frage ist ja: Warum habe ich Neigung?

 

Hahaha, Elspas, ich weiß schon, wer heute mein Quijote wird.

 

Anne Stadtelmeyer kam von Arena zu Westermann, aber das ist ja alles die gleiche Auslieferung. Unser Wiedersehen war ein besonders feierlicher Moment, denn wir haben das Ohr geteilt.

 

Ansonsten ein ganz normaler Donnerstag bei Westermann.

 

 

WUB und das Lieblingsbuch der Unabhängigen

Die Woche der unabhängigen Buchhandlungen und das dazugehörige Lieblingsbuch stellt den inhabergeführten, unabhängigen Buchhandel ins Zentrum, denn Läden wie meiner sind die kleinteilige, aber sehr breite Basis unserer Branche. Oder auch der Buchladen am Freiheitsplatz, den man keinem Hanauer erklären muss, und der als Schirmherr dieser Veranstaltung fungiert.

Unser Jedi-Ritter ist Wibke Ladwig, die die Prämierung dieses Jahr endlich wieder moderieren darf.

 

Links Wibke Ladwig, rechts Buchladen Freiheitsplatz

 

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins

 

Die Nominierten: Alles lesbare, verkäufliche Bücher! Jedes einzelne!

 

(Gewonnen hat „Eine Frage der Chemie“)

 

Eine einzige Sache nur hat diesmal bei der Prämierung nicht geklappt:

 

Wir haben kein gemeinsames Öhrchenfoto.

 

Aber, liebe Wibke Ladwig, dass wir überhaupt wieder Öhrchen auf Messen setzen dürfen, sei unser Trost und Gewinn.
Aber zur Strafe muss ich zehnmal fehlerfrei hintereinander sagen „liebe Wibke Ladwig“.

 

 

Philipp Lahm: Gesund kann jede*r

Heute durfte ich ein Gespräch führen mit einem ehemaligen Herrenballsportler namens Phlipp Lahm! Sein Buch will nicht das Heftpflaster neu erfinden, aber doch jeden an die Hand nehmen und ein ganz klein wenig durch ein paar Ideen führen, wie man seinen Scheiß endlich mal beeinander kriegt.

Natürlich würde Herr Lahm das nie so formulieren. Aber dafür hat er ja mich. Sport und Gesundheit, völliges Neuland für mich – umso mehr freue ich mich darauf, diesen Hand-und-Fuß-Mann kennenzulernen.

 

 

BuchMarkt: Sind Sie ein Fußballer, der nun als Unternehmer arbeitet, oder sind Sie ein Unternehmer, der früher Fußballer war?

Philipp Lahm: In erster Linie bin ich dem Fußball immer noch am meisten verbunden.

Aber wenn Fußballer aufhören, dann spielen sie doch immer noch privat weiter, oder?

Bei mir ist es wirklich weniger geworden, weil es für mich einfach zu Ende war. Ich mache viele andere Sportarten, aber Fußball selten. Ab und zu noch, aber dann nur mit Freunden, die ich schon ewig kenne, nur zum Spaß und ohne Ambitionen.

Wie alt ist so ein alter Ex-Fußballer, der immer noch ein bisschen herumkickt? Wo ist da die Obergrenze?

Es gibt schon noch Profifußballer, die auch noch mit vierzig spielen. Ich habe meine Karriere mit 33 beendet, wollte aber auch auf einem absolut hohen Niveau selbstbestimmt aufhören.

Ist Spitzensport nicht ein wenig wie ein Deal mit dem Teufel? Du bekommst Deinen absoluten Traum erfüllt, bist der Beste in Deinem Fach, aber nur für ganz, ganz kurze Zeit?

Ja, aber das weiß man. Wenn man Profifußballer wird, ist man das nur über einen bestimmten Zeitraum. Aber man muss auch Spieler verstehen, die die Zitrone auspressen, sozusagen, denn es wird nie wieder etwas kommen, was man ebenfalls wiederum auf diesem Spitzenniveau tun kann. Da muss man mit sich im Reinen sein, vielleicht auch schon währenddessen nach einer anderen Herausforderung suchen. Ich habe meine Stiftung sehr früh während meiner Karriere gegründet, bin am Ende meiner Karriere Unternehmer geworden. Ich hatte etwas, das mich danach ausfüllt, worin ich eine Herausforderung finden konnte und wobei ich Spaß hatte. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte ohne all das. Jawohl, ich wollte meine Karriere beenden, aber mit Freude auf das, was kommt.

Wieso ein Buch?

Ich wollte etwas tun, worin ich auch einen Mehrwert sehe für andere. Ich wollte mein Wissen und meine Expertise zusammenfassen über Ernährung beispielsweise, Persönlichkeitsentwicklung, Motivation. Mir macht das Thema Gesundheit viel Spaß, es ist enorm wichtig, und es betrifft uns alle.

Wieso tut das Buch so, als sei es nur ein Gesundheitsbuch? Sie schreiben sogar über den Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi. Verkauft der Verlag das nicht alles unter Wert, wenn Sie so tief in Psychologie und Selbstoptimierung eintauchen, und dann heißt das Buch nur „Gesund kann jede*r“?

(Harry Kämmerer vom Verlag ergänzte hier, dass Mosaik als Ratgeberverlag und nicht als Sachbuchverlag auftrete, und man wolle nicht die falschen Erwartungen wecken. Den Schwerpunkt Gesundheit kann man viel leichter mit Philipp Lahm identifizieren.)

Wer also bloß Gesundheit erwartet, kommt schon mal auf seine Kosten, aber wer für Weiteres offen ist, kann das auch hier finden.

Genau. Jeder kann hier seinen Ansatzpunkt finden und einsteigen. Deshalb heißt es „Gesund kann jede*r“.

Braucht das in heutigen Zeiten nicht eine Triggerwarnung für die Ungesunden?

Selbst Kranke können gesünder leben. Ich will keine Wunder heilen und keine Marathonläufer hervorbringen, aber ein bisschen was für sich selber tun ist ja immer und sofort drin.

Wo sind denn Ihre Kanten? Wenn ich über Sie recherchiere oder Leute frage, dann kriege ich Mister Spock.

…und ist das gut, oder…?

Also zunächst: Ich bin ein großer Spock-Fan. Aber man findet nichts worin oder woran Sie gestrauchelt wären.

Vielleicht ist es mein Vorteil, dass ich meine Frau nicht zu so vielen Interviews mitnehme.

Sie sind so ein Anti-Matthäus.

Ich habe sicher meine Ecken und Kanten.

Aber ich finde so wenig über Ihre Ecken und Kanten heraus, dass ich bis auf die Messe fahren muss, um Sie persönlich danach zu fragen.

Ich konnte als Kind sehr, sehr schlecht verlieren. Da sind Spielbretter geflogen. Wenn Sie meine Frau fragen würden, würde sie vielleicht auch sagen, dass ich ab und zu, manchmal mal ein bisschen stur bin. Da könnte sie auch defintiv recht haben. Schwächen – gibt es sicher auch einige, aber die werde ich Ihnen nicht verraten.

Wie lange sind Sie schon Fan von Eintracht Frankfurt?

(lässt sich seine Überraschung nicht anmerken) Noch nicht so lang. Ich bin ein Erfolgsfan, also sagen wir mal seit letztem Sommer, seit sie in der Europa League sind.

Wie gefällt Ihnen die Messe?

Ich war überrascht, wie groß sie ist. Das konnte ich mir so nicht vorstellen. Schon beeindruckend.

Was liest Philip Lahm?

Ich mag die Iserkrimis von Harry Kämmerer, die in der Region stattfinden, wo ich mir unter den Straßen noch etwas vorstellen kann. Das mag ich einfach sehr gerne. Und ich muss natürlich zuhause Kinderbücher vorlesen.

Wie alt sind Ihre Kinder?

Der große ist zehn, der liest selber, und die kleine ist fünf. Da gibt’s immer die Gute-Nacht-Geschichte.

Sind Comics im Haushalt wohlgelitten?

Oh ja, Lucky Luke und Donald Duck.

Was war die schlimmste Journalistenfrage in Ihrer Laufbahn?

(Lacht) Ob ich denn keine Ecken und Kanten habe.

 

Das war jedenfalls ein zehnmal angenehmeres Gespräch als mit Lothar Matthäus.

 

 

Frohe Stunde

Weil ich klug, umsichtig, fokussiert und organisiert bin, schaffe ich es immer vom Gelände herunter, bevor die Happy Hours losgehen.

 

Heute halt nicht.

 

Es gibt sogar ein Making of:

Allein die vielen Anläufe, die das brauchte. Dauernd war ein anderer Becher leer.

 

Das war übrigens die Bundeszentrale für politische Bildung, mittig Daniel Kraft, und die Dame links hat sicher auch einen Namen.

 

 

Christian Wagner (Stiftung Warentest), Monika Schlitzer (Dorling Kindersley) und Maren Ongsiek (die Messe-Maren) bei der IG Ratgeber

 

Als nächstes wurde ich von den drei folgenden Damen ohne Namen herausgefordert, mir Namen für Sie auszudenken. Selten war ich Rumpelstilzchen näher gewesen.

(Und genau deshalb versuche ich immer, VOR der Happy Hour weg zu sein.)

Aber nun gut:

 

(Von links nach rechts:) Annie Hall, Catherine Tramell und Delia Deetz

 

Oder:

(Von rechts nach links:) Dorothy, Toto und die böse Hexe des Westens

 

Oder:

 

(von links nach rechts:) Isabella Schärtl, Katharina Nitsch und Frau, deren Namensschild verdeckt ist

 

BÄM, rumpelstilzed.

 

Zum Geleit

 

Das war wieder ein besonders schöner Tag. Also eigentlich war es ein furchtbarer Tag, denn es war Messe, aber wenn ich ihn erst mal niedergeschrieben habe (im wahrsten Sinne), reift so ein Messetag zu einer schönen Blume. (Manchmal wird es halt auch ein Ferment.)

Apropos Ferment: Denken Sie nicht, ich äße weniger, nur weil ich es nicht erwähne. Bei all der Auswahl an Foodtruck-Frittationen hatte ich heute beispielsweise Lust auf eine schöne, traditionelle, einfache Suppe, ein Frankfurter Würstchen und ein gutes Stück Brot.

 

(Da war die Warteschlange am erträglichsten.)

 

Aber keine Angst: Mein Bericht über das spanische Menü der Messegastronomie wird dieses Jahr wieder stattfinden.

 

Der gestrige Kontaktwunsch von Christiane Steen (Rowohlt), die mich zuerst frech mailduzte, aber mich dann vor berechtigter Ehrfurcht inpersonarücksiezte, wurde allerfreundlichst von mir beantwortet. Sie bekam 10 Sekunden Zeit, mir etwas vom 50jährigen Rotfuchs-Jubiläum und vom neuen Logo ooooooh sorry, Zeit ist um.

 

Und darauf können wir nun aufbauen.

 

Schick. Zeitgemäß.

 

 

(Keine Sorge, Kleiner. DU bleibst mein Rotfuchs.)

 

 

Leider hat mein Plan, das alte Foto mit Karin Schmidt-Friderichs nachzustellen, heute nicht geklappt. Zumindest nicht mit Karin Schmidt-Friderichs. Aber zufällig beschäftigen wir ja beide eine Maren Ongsiek, die freundlicherweise einspringen konnte:

sogar farblich!

 

Aber wir haben ja noch drei Tage.

 

Auf dem Rausweg sehe ich einen 2nd-Unit-Kameramann, der eine typische 2nd-Unit-Aufgabe zu erledigen hat: Besucherströme beim Gehen filmen, damit die First Unit gute Abschlussbilder kriegt.

 

Die First Unit und ich!

 

Und somit auch Sie.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Freitag.

 

Ihr

Matthias Mayer

 

 

Helden der Spanischen Literatur, 3 von 6:

Don Quijote und Sancho Panza

 

 

 

herrmayer@hotmail.com

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