Petra Hartliebs Buch Meine wundervolle Buchhandlung erschien 2014. Hierin erzählt sie, wie eine verrückte Idee ein Leben verändert. Ende Februar 2023 erscheint nun ihr erstes Kinderbuch bei Carlsen: Zuhause in unserer Buchhandlung, das von Nini Alaska illustriert wurde. Anlass für Fragen:
Worum geht es in dem Buch Zuhause in unserer Buchhandlung?
Tonis Eltern haben eine Buchhandlung gekauft, in der sie nun arbeiten, und die Wohnung der Familie liegt genau oben drüber. Deswegen, und auch weil sie privat so viele Bücher besitzen, sagt Toni immer „Ich lebe in einer Buchhandlung.“
Die jungen LeserInnen erleben den Umzug von Hamburg nach Wien, die Phase, in der die Wohnung noch nicht renoviert ist und die Familie deswegen bei Freunden einziehen muss, aber auch viele Momente, die mit dem Buchhandelsalltag zu tun haben und mit der Magie des Lesens. Sie lernen mit Toni Rechnen, Lesen, Schaufenster dekorieren und alles, was man als BuchhänderIn so können muss. Und sie dürfen mit Toni und ihren FrendInnen in der Buchhandlung übernachten!
Wie entstand die Idee, darüber ein Buch zu schreiben?
Unser jüngeres Kind war vier als wir von Hamburg nach Wien gezogen sind, um eine Buchhandlung zu kaufen, und ist demnach mit dieser Geschichte aufgewachsen. Nachdem erwachsene LeserInnen das Buch „Meine wundervolle Buchhandlung“ auch noch nach zehn Jahren ungebrochen lieben, dachte ich mir: Warum nicht die Geschichte für Kinder erzählen? Und natürlich muss es vom Kind erzählt werden!
Die Geschichte spielt in einer Buchhandlung. Was macht diesen Ort so magisch?
Ich erlebe oft Kinder in der Buchhandlung, die fasziniert sind von allem, was sie hier sehen. Natürlich von den Kinderbüchern, die sie bekommen könnten, aber auch von all dem Lesestoff, für den sie vielleicht noch zu jung sind. Für manche Kinder ist das wie eine Verheißung auf eine spannende Zukunft. Und Kinder sind die treuesten Fans: Niemand weiß so exakt, wann der neue Band der Lieblingsreihe erscheint – schon stehen sie mit abgezähltem Taschengeld in der Buchhandlung.
Und was macht die Geschichte so besonders?
Das Besondere ist der Handlungsort und die Geschehnisse, die sich um ihn ranken: Es geht natürlich einerseits um die Magie von Büchern, die Freude am Lesen und um die Faszination von Geschichten, aber andererseits auch sehr real ums (auch stressige) Arbeiten in einer Buchhandlung. Um Eltern, die teilweise wenig Zeit haben für das Kind, weil sie so viel arbeiten müssen. Um Familienstrukturen, die aufgebrochen werden, weil sich nun auch andere Leute um Toni kümmern.
An welche Leserschaft richtet sie sich?
An alle Kinder ab fünf. Aber natürlich auch an die Erwachsenen, die sich für Arbeitsprozesse aus der Kinderperspektive interessieren. Und vielleicht auch für die Fans von „Meine wundervolle Buchhandlung“, denn im Grunde ist es ja eine Fortsetzung davon. Zwar aus der Kinderperspektive, aber trotzdem durchaus realistisch. Und natürlich an alle Menschen, die Bücher und Buchhandlungen lieben.
Der Buchhändler braucht für eine solche Geschichte sicher gar nicht viele Verkaufsargumente – und wenn doch, welche fallen Ihnen da ein?
Ein Kinderbuch, das nicht nur spannend und lustig ist, sondern auch den Arbeitsalltag von uns BuchhändlerInnen erklärt. Und wer weiß, vielleicht entscheidet sich ja in zehn Jahren ein junger Mensch für eine Buchhandelslehre, weil er oder sie “Zuhause in unserer Buchhandlung“ geliebt hat. Und es ist ziemlich sicher das einzige Kinderbuch, das den Beruf des Buchhandelsvertreters erklärt.
Diese drei Wörter beschreiben das Buch ideal …
Warmherzig, lustig, spannend …
(Es ist sehr schwierig, so etwas über sein eigenes Buch zu sagen)
Die Illustratorin Nina Alaska liefert die farbenfrohen Bilder. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Ich habe die Bilder von Nini Alaska auf Instagram gesehen und habe sie mir als Illustratorin gewünscht. Nachdem der Verlag sie kontaktiert hatte, hat sie sofort zugesagt, weil sie mein „Erwachsenenbuch“ gerne mag. Sie kam dann nach Wien, und wir haben uns vom ersten Augenblick an geliebt. Von da an ist vieles gemeinsam entstanden.
Funktioniert das Buch nur mit genau diesen Bildern?
Ja. Unbedingt ja. Nini hat Toni ein Gesicht gegeben, und zwar ein unverwechselbares. Toni hat beim Schreiben in meinem Kopf genau so ausgesehen, und Nini hat die Figur zu Papier gebracht. Was aber mindestens genauso wichtig ist: Auch das echte Vorbild für Toni ist mit dem Alter Ego im Buch glücklich.
Was erhoffen Sie sich vom Handel?
Ich hoffe und wünsche mir von den KollegInnen, dass sie das Kinderbuch genauso lieben wie das erwachsene Pendant. Dass sie sich darin wiederfinden und bemerken, dass ich auch einen Teil ihrer Geschichte aufgeschrieben habe. Dass sie Toni genauso lieben, wie ich das tue. Und dass das Buch irgendwann vom Neuerscheinungstisch ins Klassikerregal wandert.
Franziska Altepost