Der Illustrator Mathias Weber und die Autorin Christiane Herrlinger haben bei der Deutschen Bibelgesellschaft eine originell und farbenfroh illustrierte Bibel veröffentlicht: Die große Kinderbibel. Sie enthält die wichtigsten Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament, „die jeder kennen sollte“. Anlass für Fragen:
BuchMarkt: Das fragen wir immer zuerst: Worum geht es in dem Buch?
Mathias Weber: Das Buch erzählt Geschichten aus der Bibel für Kinder. In 18 bekannten Erzählungen geht es dabei einmal durch das „Buch der Bücher“ – von Adam und Eva im Alten Testament bis zur Offenbarung im Neuen Testament. Das Besondere ist, dass es eine Kinderbibel für das erste Lesen ist. Sie eignet sich also für Kinder, die gerade beginnen, selber zu lesen, aber auch zum Vorlesen für jüngere Kinder.
Das hört sich nach einer Herausforderung für Autorin und Illustrator an …
Text und Bild müssen hier natürlich Hand in Hand gehen. Christiane Herrlinger, die die Texte geschrieben hat, ist es hervorragend gelungen, eine einfache Sprache zu finden, die trotzdem klar ist und die Kinder ernstnimmt. Mit meinen Illustrationen versuche ich am Ende das Gleiche: klare Bilder, die mich direkt ansprechen und mich die Geschichte – vielleicht auch ganz neu – entdecken lassen. Dafür ist es wichtig den kindlichen Blick bewahren, die Perspektive der jungen Leserinnen und Leser einzunehmen und zu überlegen, was macht diese Geschichte für sie spannend?
In vielen Bibelgeschichten steckt aber auch eine Menge Gewalt …
Es gibt Stellen, da kann man mit den Illustrationen die Wucht mancher Erzählung herausnehmen. Auf der anderen Seite wäre es falsch, Inhalte, die uns Probleme bereiten, aus den Geschichten rauszuradieren. Das würde weder den Geschichten noch den Kindern gerecht werden. Am Ende geht es darum, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und Bilder zu finden die angemessen sind. Das beginnt ja schon mit der Frage, welche Szene aus einer Geschichte wähle ich denn für die Illustration aus? Da habe ich als Illustrator einen großen Spielraum, trage aber auch Verantwortung.
Wie ist die Idee zur Kinderbibel entstanden?
Die ersten Überlegungen dazu kamen uns, als vor einigen Jahren eine Vielzahl von Kinderbüchern für Erstleser auf den Markt kamen. Die Themenvielfalt war riesig, aber uns fiel auf, dass biblische Geschichten überhaupt nicht vertreten waren. Dabei sind das zeitlose Klassiker und selbstverständlich feiern wir jedes Jahr Feste wie Weihnachten und Ostern, deren Ursprünge in der Bibel zu finden sind. In der Folge entwickelten wir mit der Deutschen Bibelgesellschaft erste Einzelgeschichten. Die erste war „David und Goliat“, der in den darauffolgenden Jahren elf weitere Einzelbände folgten. In der „Großen Kinderbibel“ sind diese Geschichten in bearbeiteter Form sowie sechs neue enthalten.
Worauf kam es Ihnen hierbei ganz besonders an?
Die erste Frage war für mich bei jeder Geschichte: Was ist für mich der eigentlich wichtige Teil? Was hat das mit mir zu tun? Dabei bin ich überzeugt, dass die biblischen Geschichten Werte vermitteln, die alle Menschen ansprechen, egal ob man an einen Gott glaubt, oder nicht. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn etwa zeigt mir, was Vergebung ohne Forderungen bedeutet und damit schließlich, was bedingungslose Liebe heißt.
Dann war es mir wichtig, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Ob Noah, Mose oder die Geburt von Jesus im Stall. Die meisten Geschichten sind uns wenigstens in Grundzügen bekannt. Ich habe mir dann zum Beispiel überlegt, was könnten Details sein, die Kinder interessieren, die in den Geschichten aber nicht erwähnt werden.
Jesus hat bei Ihnen immer eine Umhängetasche dabei.
Ja, zum Beispiel! Für mich ist das nur logisch. Er ist ja die ganze Zeit mit seinen Jüngern unterwegs, da braucht er natürlich was, für seine Sachen. Nun ist von der Tasche in der Bibel nicht die Rede, aber in meinen Bildern zieht sie sich quasi als Easter Egg durch die ganzen Geschichten mit Jesus und lässt sich immer wo anders entdecken.
Auf ihren Bildern sind auch viele Kinder zu sehen. Was war Ihnen dabei wichtig?
Starke Mädchen zu zeigen! Die meisten Geschichten in der Bibel handeln von Männern. Kinder tauchen oft nur am Rande auf oder werden nicht erwähnt. Das gilt für Mädchen ganz besonders. In den Bildern wollte ich das immer wieder aufbrechen und dort, wo von Kindern die Rede ist, bewusst auch Mädchen sichtbar machen, da sie in der Bibel sonst viel zu wenig vorkommen.
Welche Leserschaft soll damit angesprochen werden?
Neben den Kindern im Leselern-Alter merken wir immer wieder, dass auch Erwachsene gern aus der Kinderbibel vorlesen. Auch sie haben immer seltener eine religiöse Vorbildung oder die letzte Begegnung mit den Geschichten der Bibel ist schon lange her. Die einfachen Texte in Verbindung mit den Bildern eröffnen auch ihnen einen einfachen Zugang und lassen sie die Geschichten neu entdecken.
Fallen Ihnen drei Wörter ein, die das Buch schön beschreiben würden?
Dick. Bunt. Spannend.
Haben Sie eine Lieblingsgeschichte?
Da muss ich überlegen. Nein, eigentlich mag ich wirklich alle. Klar, einige malen sich leichter als andere. Die Geschichte von Mose zum Beispiel hat mir da besonders gut gefallen. Da passiert einfach unheimlich viel! Der kleine Mose im Körbchen auf dem Fluss, der brennende Dornenbusch, das geteilte Meer und vieles mehr. Die ganze Geschichte wimmelt nur so von großen, atemberaubenden Bildern. Ein Traum für jeden Illustrator!
Kommt die Bibel wirklich noch beim Buchhandel an?
Ja, tatsächlich: Als ein Buch, das Werte vermittelt, steht die Bibel bei vielen Menschen nach wie vor hoch im Kurs. Und Wertevermittlung ist ein ganz großes Thema für Eltern und Großeltern. Das hat gar nicht so sehr mit der christlichen Religion zu tun, sondern mit der Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Daher verkaufen auch Buchhändler:innen im allgemeinen Sortiment sehr gern Kinderbibeln.
Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch denn im Laden gut verkaufen?
Die Kinderbibel erzählt zeitlose Geschichten, die jeder kennen sollte, vermittelt universelle Werte und macht das auf eine unterhaltsame, farbenfrohe und spannende Art.