Am vergangenen Freitag und Samstag fand der 10. Workshop der Stiftung Illustration im Bilderbuchmuseum in Troisdorf statt. Das Thema in diesem Jahr: „Hauptsache: Die Nebensachen. Über Cover, Vorsatzblätter und Typografie im Bilderbuch“. In zahlreichen Referaten sowie Arbeitsgruppen und einer Podiumsdiskussion wurden Gestaltungsmerkmale von Bilderbüchern unter die Lupe genommen, die oft übersehen werden, in Rezensionen selten Erwähnung finden und dennoch so wichtig für das ästhetische Gesamterlebnis dieser besonderen Buchgattung sind. Museumsdirektorin Pauline Liesen und ihr Team freuten sich über die Gäste auf Burg Wissen.
Die Tagung leitete Hans ten Doornkaat, der als Lektor bei Atlantis, Kinderbuchkritiker der NZZaS sowie als Dozent für Geschichte und Theorie der Illustration an der Hochschule Design & Kunst in Luzern tätig ist. In seinem Eingangsreferat warf er vor allem einen Blick auf Vorsätze und Nachsätze und verglich das Öffnen eines Bilderbuchs mit dem Betreten eines Hauses.
Sammlerin Eva Blickle gab einen Überblick „Über gute Vorsätze im Bilderbuch“ und ordnete sie Kategorien wie „Vorhang auf“, „Klammern“, „Löcher“, „Roter Faden“, „Raum“ oder „Zeit“ zu.
Auch Illustratoren kamen zu Wort: Evelyne Laube und Nina Wehrle gaben Einblick in ihr unter dem Namen It’s Raining Elephants bei Atlantis veröffentlichtes Bilderbuch Marta & ich, Illustrator Nikolaus Heidelbach sprach über den Entstehungsprozess sowie Details seines bei Beltz & Gelberg erschienenen Arno und die Festgesellschaft mit beschränkter Haftung. Jonas Lauströer und Tobias Krejtschi unterrichten neben ihrer Illustratorentätigkeit an verschiedenen Hochschulen und zeigten, wie wichtig die Erarbeitung eines Buchkonzeptes für ihre Arbeit mit Studenten ist. Die beiden leiteten außerdem eine von vier Arbeitsgruppen, so wie auch Nele Palmtag, Franziska Biermann, Marion Goedelt, Anette Beckmann, Katrin Stangl und Heike Herold. Dabei wurden Bilderbücher analysiert und Fragen diskutiert wie „Interessieren sich Kinder für die Nebensachen?“
Weitere Referenten eröffneten weitere Perspektiven, darunter Agnès Laube, freischaffende Gestalterin und Dozentin, Chris Campe, die sich mit ihrem Büro All Things Letters auf illustrative Schrift und „alles mit Buchstaben“ spezialisiert hat, Aladin-Verleger Klaus Humann und Franz Lettner, Chefredakteur von 1000 und 1 Buch. Letzter saß auch in der abschließenden Podiumsdiskussion mit Autorin und Journalistin Ute Wegmann, Moritz-Lektorin Franziska Neuhaus und Nele Palmtag.
Eine Feststellung zog sich durch die Wortbeiträge der beiden Tage: Wenn es Fragen geht wie: in welcher Farbe sich ein Cover besser verkaufe, wo ein Impressum hingehört, welches Papier das richtige ist, und ob ein Vorsatz gestaltet werden sollte – fallen die Entscheidungen oft auf der Basis verlegerischer Konventionen. Und diese sollten trotz steigender Arbeitsbelastung und komplexer Abläufe immer wieder hinterfragt werden.
Auch wenn die Praxisbeispiele von It’s Raining Elephants und Nikolaus Heidelbach zwei Fälle darstellten, in denen die Künstler ein hohes Maß von Mitspracherecht bei der Herstellung hatten, wurde auch klar, dass dies nicht der Regelfall ist. Viele Urheber würden sich mehr Gehör wünschen, wenn es um die Umsetzung ihrer Projekte geht.
Dass die in Troisdorf von erwachsenen Bilderbuchexperten diskutierten Nebensachen auch Kinder interessieren, ist kaum von der Hand zu weisen – sind sie doch die eigentlichen Meister im Entdecken von Details. Erleben sie viele gut gemachte Bilderbücher, bleiben sie es hoffentlich auch, wenn sie mit immer mehr Hauptsachen konfrontiert werden. Franz Lettner, der sich als „pedantischer Anfangsliebhaber“ bezeichnete, wies auch darauf hin, dass die Lektüre eines Bilderbuchs bereits mit einer ritualisierten Haltung beginne, die seine (Vor-)Leser einnehmen. Wird das Buch dann geöffnet, sollten sie nicht enttäuscht werden.
Die Tagung endete mit einem Anfang: Am Samstag Abend wurde die Ausstellung mit Werken des Künstlers Klaus Ensikat eröffnet, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert hat und aus Berlin angereist war. Im Gespräch mit Ute Wegmann wurde u.a. klar, dass wir noch weitere Werke von ihm erwarten dürfen. Derzeit beschäftige er sich mit dem Märchen Die sieben Schwaben, verriet er.
Zur Ausstellung, die noch bis zum 12. November zu sehen ist, erscheint ein Katalog mit Aufsätzen von Gundel Mattenklott, Andreas Platthaus und Barbara Kindermann sowie ein Plakat, das – neben zahlreichen Büchern – ebenfalls im Museum erworben werden kann. Es zeigt, dass Klaus Ensikat auch Katzen ganz hervorragend zeichnen kann.