Ziemlicher Auftrieb herrschte heute Vormittag im Caricatura Museum in Frankfurt: Otto Waalkes hatte sich zum Medientermin angekündigt. Neben ihm saßen Museumsleiter Achim Frenz und Autor Bernd Eilert auf dem Podium. Von der Galerie aus schaute Pit Knorr zu.
„Vor zehn Jahren hat Otto das Caricatura Museum mit eröffnet, die Veranstaltung fand draußen statt, und zwar im strömenden Regen. Deshalb sind wir heute drin“, eröffnete Frenz das Gespräch. Otto sei eine Kultfigur und Bühnenlegende. Eigentlich wollte er sich mit seinen Auftritten das Kunstpädagogikstudium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg finanzieren, aber die Vorstellungen waren so erfolgreich, dass sie für ihn immer mehr an Bedeutung gewannen. Der Hamburger Club Onkel Pö wurde nicht nur für Otto Waalkes, sondern auch für Udo Lindenberg – sie wohnten ohnehin in einer WG zu insgesamt vierzehnt zusammen – zum zweiten Wohnzimmer.
1972 hatte Otto Waalkes mit seiner Band The Rustlers das erste große Konzert, die erste LP erschien und verkaufte sich gut. Ein Jahr später lernten sich Otto Waalkes und der Zeichner und Autor Robert Gernhardt kennen. Später kamen Pit Knorr und Bernd Eilert dazu, die GEK-Gruppe schrieb erst sporadisch, später regelmäßig sämtliche Bühnen- und Fernsehprogramme für Otto.
„Nach so viel Lob fragt man sich doch, wo die Schwächen von Otto sind. Und warum kommt jetzt auch noch Malerei?“, wandte Bernd Eilert ein. „Das erinnert mich nun irgendwie an den Schulverweis 1965“, sagte Otto ein bisschen verschämt – so, wie man ihn kennt. Er beantwortete jedoch Eilerts Frage: „Ich hatte 2013 ein Angebot von der Udo Lindenberg & More Galerie erhalten, es gab eine Vernissage mit Udo in Hamburg. Früher hatte ich meine Bilder nur verschenkt, jetzt konnte ich sie sogar verkaufen.“ Über 600 Bilder seien es inzwischen, rund die Hälfte ist nun im Caricatura Museum zu sehen. „Ich habe viele Maltechniken gelernt, die Arbeit ist immer wieder ein großes Erlebnis“, sagte Otto. Ölbilder dauerten ihm meistens zu lange, sie müssen ewig trocknen. Zeichnungen gingen schneller. Der Meister verwendet nicht nur Tempera und Ochsengalle, Rödel, Blei- und Buntstift, sondern eine weitere sehr spezielle Zutat: Ostfriesentee. So werden die Leinwände erst einmal in diesen Tee getaucht und damit getränkt.
Museen findet Otto inspirierend, aber: „Ich denke immer, wie und wo ich etwas von mir einbringen könnte“. Vorzugsweise sind das Ottifanten, entstanden sind die ersten bereits in der Schulzeit. „Später kamen noch Einflüsse von F. K. Waechter hinzu“, erklärte Otto.
Eilert kam noch einmal auf den Beginn ihrer Zusammenarbeit zu sprechen: „Wir hatten ein ähnliches Verständnis von Komik, mochten beispielsweise die WimS (Welt im Spiegel)-Beilage der Zeitschrift pardon. Allerdings wurde diese Beilag von Ihren damaligen Kollegen leider nicht geschätzt“, wandte sich Eilert an die Medienvertreter. „Aber Otto hat für die Verbreitung gesorgt. Und der Erfolg hat uns überrascht.“ Schmerzlich vermisst werde bei allem allerdings der 2006 verstorbene Kollege Robert Gernhardt.
Otto Waalkes, der am 22. Juli seinen 70. Geburtstag feiert, veröffentlichte über 20 CDs, fast 30 Bücher und acht Filme. Er sprach die deutsche Synchronstimme des kleinen Drachen Mushu in Walt Disneys Zeichentrickfilm Mulan und die Stimme des Faultiers Syd in Ice Age.
Die Ausstellung im Caricatura Museum ist bis zum 2. September 2018 zu sehen. Ottos Autobiografie Kleinhirn an alle wird Mitte Mai im Heyne Verlag erscheinen. Von Müdigkeit war zum Pressetermin nichts zu spüren. Liegt vielleicht am Ostfriesentee, der Otto zwischendurch gereicht wurde. Nach dem ersten Schluck meinte er: „Der ist gut gelungen.“ Er muss es wissen, denn er beherrscht nicht nur das Komische in der darstellenden und bildenden Kunst, sondern auch die ostfriesische Teezeremonie.
JF