Zum ersten Mal veranstaltete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Gesellschaft für Jugendbeschäftigung (gib) am 26. September auf dem mediacampus einen Berufsinformationstag für junge Geflüchtete zu den Berufsbildern Medienkaufmann/-frau, Buchhändler/in und Einzelhandelskaufmann/-frau.
Die Geschäftsführerin des mediacampus | Schulen des Deutschen Buchhandels, Monika Kolb-Klausch, begrüßte die acht Interessenten, alle besuchen zurzeit die Abendrealschule der Wilhelm-Merton-Berufsschule in Frankfurt. Ein Rundgang über das weitläufige Campusgelände schloss sich an. Danach informierten Dozenten über die einzelnen Berufsbilder.
Am frühen Nachmittag fand in der Campusbuchhandlung eine Buchbranchen-Rallye statt. Vorab erläuterte Kirsten Dehler Eckpunkte zur praxisorientierten Ausbildung. Die Buchbranche sei vielfältig und bunt – genauso wie diese Ausbildungsbuchhandlung, die den künftigen Buchhändlern, Medien- und Einzelhandelskaufleuten viel kreativen Freiraum lässt, der auch genutzt wird. „Die Campusbuchhandlung ist ein Experimentierkasten. Die Gestaltung ist in einem freiwilligen Projekt entstanden. Die Teilnehmer haben sich viele coole Sachen einfallen lassen“, sagte Dehler. Es gibt eine Menge Leute, die mit Herzblut in der Buchbranche arbeiten, vielfach gibt es Buch-Tattoos auf den Körpern der Engagierten. Eine Liebe, die unter die Haut geht – wortwörtlich.
Lernen geht übrigens auch außerhalb des mediacampus’: In einem Fernlehrgang Die Grundlagen des Buchhandels. Fit für die Praxis können die Teilnehmer zuhause auf dem Tablet die einzelnen Lernfelder durchgehen.
Elena Appel reichte Listen herum. Auf ihnen sind die Abendveranstaltungen des fünften Berufsschulkurses vom 24. September bis zum 22. November 2019 aufgeschrieben. An 15 Abenden ist etwas los; Autoren lesen, Illustratoren, Verlage, Organisationen und Stiftungen stellen sich vor. Gefeiert wird natürlich auch.
Einer der sechs verbliebenen Abendschüler in der Campusbuchhandlung war der 23-jährige Habtom Mogos, der vor knapp vier Jahren aus Eritrea nach Deutschland kam und die Sprache gut beherrscht. Seit Februar 2018 besucht der die Realschule, wird sie im Dezember dieses Jahres abschließen. „Eigentlich ist mein Ziel eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Aber ich finde diesen Infotag interessant und schaue mich gerne um“, sagte der junge Mann. Dass er gerne liest, bewies er gleich und zog ein Buch aus dem Rucksack – momentan beschäftigt er sich mit Wie man Freunde gewinnt von Dale Carnegie. „Ich lese gerne Biografien von erfolgreichen Menschen. Steve Jobs zum Beispiel“, fügte Mogos hinzu. Außerdem würde er es als unhöflich empfinden, eine Veranstaltung vor dem Ende zu verlassen, die andere Menschen mit Engagement vorbereitet haben. Respekt für so eine Haltung.
Inzwischen beschäftigten sich die jungen Leute an fünf Stationen – Instagram-Beiträge erstellen, Geschenke verpacken, Warenpräsentation, Buchvorstellung und Ware verräumen – also mit ziemlich realistischen Tätigkeiten in einer Buchhandlung.
„Dieser Tag ist ein wichtiger Termin für uns und ein Anfang“, urteilte Elena Appel, Referentin Berufsbildung. „Junge Menschen wissen oft wenig mit unseren Berufsbildern anzufangen, haben die Buchbranche gar nicht auf dem Schirm.“ Deshalb gibt es eine neue Task Force Berufsbildbotschafter, die aus dem Nachwuchsparlament entstanden ist. „Die jungen Leute haben viele interessante Ideen“, bemerkte Appel.
Ob jemand von den sechs Teilnehmern an der Buchbranchen-Rallye tatsächlich eine Ausbildung in dieser Richtung beginnt, bleibt offen. Doch der Informationstag war auch nicht unbedingt darauf gerichtet, neue Azubis auf den mediacampus zu holen. Eine Anregung, darüber nachzudenken, was alles in der Buchbranche passiert, lieferte er allemal. Und die jungen Leute werden sicher weitererzählen, was sie alles auf dem mediacampus gesehen und erlebt haben.
JF